Autonome Region Aostatal
Die Stadt
Die als römische Siedlung Colonia Augusta Praetoria gegründete Stadt Aosta ist mit 34.657 Einwohner/innen (Stand: 31. Dezember 2012) der Hauptort der 1948 entstandenen autonomen Region Aostatal. Vorher war Aosta Provinzhauptstadt: 1927 hatte Mussolini das Tal von der Provinz Turin abgetrennt und zur eigenständigen piemontesischen Provinz erklärt. Aosta ist von Frankreich über den Mont-Blanc-Tunnel, von Südosten über die Autobahn A5/E25 von Ivrea aus zu erreichen.
Das Geschehen
Am 14. September 1943 besetzten deutsche Truppen Aosta. Ihr Hauptquartier bezogen sie in der – von den italienischen Soldaten verlassenen – Caserma Testafochi gegenüber der Casa Littoria (Piazza della Repubblica, früher: Piazza Italo Balbo), in die zunächst junge Faschisten, später die Schwarzen Brigaden zogen. Deutsche SS-Truppen bezogen das Castello Duca degli Abruzzi, die mit dem Waffenstillstand am 8.September 1943 geschlossene Ausbildungsschule der italienischen Gebirgsjäger (Scuola militare di alpinismo). In der Villa Brezzi koordinierte der SD die Maßnahmen gegen die Partisanen. Mehrere Kasernen wurden zu Gefängnissen, so die Caserma Battista für Familienangehörige von Musterungsverweigerern und die Caserma Mottino für gefangengenommene Partisanen und Juden (wie Primo Levi, der bei Saint Vincent Amay gefasst und vor seiner Deportation nach Auschwitz in Aosta verhört wurde).
Die Industrieanlagen der Eisen- und Stahlproduktion, die die im Val di Cogne geförderten Erze weiterverarbeiteten, und die Rüstungsbetriebe (Raketen- und Torpedobau) in Aosta standen seit Mitte Oktober 1943 unter deutscher Kontrolle. Aus der gut organisierten Arbeiterschaft dieser Fabriken – seit Mitte der 1930er-Jahre gab es dort Zellen des PCI – rekrutierten sich die Formationen der SAP im Aostatal. Aosta blieb, wie auch die gesamte Talsohle mit Courmayeur und La Thuile, ununterbrochen besetzt. Am 26. April 1945 verließen die Deutschen Aosta, am 28. April auch die letzten RSI-Truppen. Am 4. Mai 1945 erreichten die Alliierten Aosta.
Gedenken
Giardino della Rimembranza
Zentraler Gedenkort in Aosta ist seit 1963 der Giardino della Rimembranza an der Via Bonifacio Festaz, in dem ein Granitblock mit der schlichten Aufschrift „1943 – 1945 Morts pour la liberté“ steht. Außerdem befindet sich in der Grünanlage ein Gedenkstein mit dem Gedicht von Piero Calamandrei „Lo avrai, camerata Kesselring“. Es ist die Reaktion auf Albert Kesselrings zynische Aussage, die Italiener täten gut daran, ihm für sein Verhalten in der Zeit, in der er den Oberbefehl auf dem italienischen Kriegsschauplatz innehatte, ein Denkmal zu errichten. Ein weiterer Gedenkstein der Associazione nazionale ex internati (ANEI) ehrt die Opfer der Internierungslager. 1995 wurde zudem 50 Jahre nach Ende des Krieges eine Stele mit einem dreisprachig abgefassten Friedensappell aufgestellt (italienisch/französisch/englisch).