Gilberto Bosques Valdivar, als Student ein aktiver Teilnehmer der mexikanischen Revolution, dann Lehrer, kam kurz vor dem 2. Weltkrieg in den diplomatischen Dienst, erst als Generalkonsul in Paris, ab 1940 in dem nicht deutsch besetzten Marseille. Hierher waren nach der deutschen Invasion viele Franzosen, exilierte Spanier und Mitteleuropäer geflohen. Mexiko hatte als einziges westliches Land die spanische Republik gegen den Putschisten Franco unterstützt, mit Geld und Waffen.
Nach dem Sieg Francos bot der mexikanische Präsident Lázaro Cárdenas den republikanisch gesonnenen Spanier*innen Aufnahme in seinem Land und Einreisevisa an –dies praktisch umzusetzen war jetzt die Hauptaufgabe von Gilberto Bosques. Er half, auch mit unkonventionellen Mitteln, zehntausenden Spaniern zur Ausreise und Überfahrt nach Mexiko.
Zusätzlich hatte Präsident Cárdenas seine Diplomaten in Frankreich angewiesen, für deutschsprachige Flüchtlinge Visa als politisch Asylberechtigte auszustellen. Gilberto Bosques unterstütze hunderte von ihnen –finanziell oder er schickte ihnen „Einreiseerlaubnisse“, auch an Internierte der Lager Les Milles oder Le Vernet. Waren keine Schiffspassagen verfügbar, brachte er die Flüchtlinge vorübergehend in zwei von Mexiko angemieteten Landhäusern unter.
Anna Seghers beschreibt Bosques in ihrem Roman „Transit“ als „den kleinen Kanzler mit den wachsten Augen der Welt“ und „Auf jedem anderen Konsulat kommt man sich wie ein Nichts vor, Konsuln sprechen mit einem nicht .... dort ist es umgekehrt“.
So erreichten viele Schriftsteller*innen und Künstler*innen die „Letzte Zuflucht Mexiko“ wie Max Aub, Bruno Frei, Walter Janka, Kurt Stern, Paul Westheim, Gustav Regler, Steffi Spira, Anna Seghers, Marie Pappenheim, Hanns Eisler nach Mexiko – aber auch linke und kommunistische Politiker wie Max Diamant, Alexander Abusch, Paul Merker.
Als Mexiko in den Krieg gegen NS-Deutschland eintrat, wurden Bosques und die Konsulatsangestelltenvon der Gestapo verhaftet und in Bad Godesberg unter Hausarrest gestellt; 1944 konnten sie in ihr Land zurückkehren.
Bosques diente seinem Land nach dem Krieg als Botschafter in verschiedenen Staaten, u.a. über elf Jahre in Kuba.
In Marseille ist ein Platz nach ihm benannt.
Literatur/Medien
Aktives Museum –Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.: Letzte Zuflucht Mexiko. Gilberto Bosques und das deutschsprachige Exil nach 1939. Ausstellung in der Akademie der Künste 2012/2013
Behrens, Benedikt: Ausstellung „Letzte ZufluchtMexiko“. Zur Ausstellung des Aktiven Museums –Faschismus und Widerstand in Berlin, in der Akademie der Künste, in: sozialismus 3/2013, S. 61f.
https://es.wikipedia.org/wiki/Gilberto_Bosques; https://de.wikipedia.org/wiki/Gilberto_Bosques