Bronius Paukstys, geboren 1897, aufgewachsen in einer Bauernfamilie, wurde Mönch des Salesianer Ordens und Priester in Kaunas. Unmittelbar nach der deutschen Besetzung von Kaunas am 24. Juni 1941 begann er mit der Rettung verfolgter Juden - im Gegensatz zum Oberhaupt der katholischen Kirche in Litauen, Erzbischof Vincentas Brizgyz und Priestern, die Messen für litauische Hilfstruppen hielten, die mit den deutschen Besatzungstruppen kollaborierten. Trotz Warnungen von Seiten der offiziellen Kirche verhalf Bronius Paukstys vielen Juden zur Flucht aus dem Ghetto von Kaunas, versteckte sie in Familien, denen er vertraute, besorgte gefälschte Papiere und half ihnen auf andere Weise. Er wurde dabei von seinem Bruder Juozas Paukstys und dessen Familien unterstützt. Zu den von ihm Geretteten zählte u.a. Awraham Golub (Tory). Die Rettung der Familie Golub schilderte der Zeitzeuge Juozas Jurksaitis 1990: "Als der Krieg begann, lebte ich mit meiner Mutter ... im Bezirk Sakiai. Meine Mutter war gut befreundet mit Bronius Paukstys, jenem Pfarrer, der 1943 eine Anzahl Juden aus dem Kownoer Ghetto rettete. Er brachte sie bei Familien unter, von denen er wusste, dass die Juden dort sicher sein würden. Darunter war auch die Familie seines Bruders, Juozas Paukstys. Im Frühling desselben Jahres bat der Pfarrer meine Mutter, ihn auf einem Fuhrwerk nach Kowno zu begleiten. Sie schafften es, zwei Juden an allen von Nazis besetzten Posten vorbei nach Virvagaliai zu schmuggeln. Es handelte sich um eine junge Frau namens Pnina und ihr fünfjähriges Töchterchen... Anderthalb Jahre lebten sie bei uns. Pninas Mann war bereits zu Beginn des Krieges umgekommen. Im Ghetto hatte sie sich mit Awraham Golub (Tory) befreundet. Sie bat meine Mutter ständig, ihn aus dem Ghetto zu holen. Im Herbst 1943 ... fuhr ein ... Fuhrwerk in Richtung Kowno los. Dank der Unterstützungvon Bronius Paukstys konnte auch Awraham Golub der Lagerhölle entrinnen und nach Virvagaliai gelangen. ... nur Abends konnte er das Haus verlassen.... Awraham saß aber nicht tatenlos herum, sondern schrieb seine Erlebnisse im Ghetto nieder. ..." (Faitelson)
Die von gerettete Pnina Tory beschrieb ihren Retter als einen Mann, der "in unserem Herzen die Hoffnung aufrecht erhielt, dass sich nicht alle Männer zu Raubtieren oder Feiglinge verwandelt hatten. Dass es immer noch Menschen mit Sitten und Gewissen gibt, gutherzig und mitleidsvoll, und darüber hinaus begabt sind mit einem einzigartigen Mut und Drang, das Böse zu bekämpfen" (Yad Vashem)
Als die Deutschen Verdacht gegen ihn schöpften, musste sich Bronius Paukstys selbst verstecken. Selbst nach dem Krieg war die Gefahr im sowjetischen Litauen nicht vorbei. Er wurde verhaftet und nach Sibirien deportiert. Trotz einer von Masha Rabinowitz initiierten Petition für seine Befreiung, konnte er erst 1956 nach Kaunas zurück kehren, wo er 1966 im Alter von 69 Jahren verstarb.
1977 wurde Bronius Paukstys und sein Bruder Juozas Paukstys, ein Professor für Agrarwissenschaften, von Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.
Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1326; Jurksaitis, Juozas in "Yerushalaim de-Lita" Nr. 12/14 (1990), zit. nach Faitelson, Alex: Im jüdischen Widerstand. Mit einem Geleitwort von Arno Lustiger, Zürich 1998, S. 164f;
http://www.yadvashem.org/righteous/stories/paukstys (Foto)
http://www.eilatgordinlevitan.com/kovno/kovno_pages/kovno_stories_juozas.html
Video-Berichte von Pnina Tory und Rachel Lewin: http://www.youtube.com/watch?v=S0ZVBWEgm84&feature=player_embedded#!
http://www.youtube.com/watch?v=lyJM5CvmWAo