Nach dem deutschen Überfall im Juni 1941 konnten sich kleine Gruppen aus versprengten Rotarmisten, litauischen Kommunisten und geflohenen Kriegsgefangenen retten und im Untergrund sammeln. Im Frühjahr 1942 drang aus Moskau erste Verstärkung zu ihnen durch, sodass im Grenzgebiet zu Weißrussland und im Raum Švenčionys Partisaneneinheiten entstanden, die erste erfolgreiche Angriffe auf Eisenbahn- und Lkw-Transporte durchführten. Nach einer dieser erfolgreichen Aktionen wurden von der deutschen Besatzung zur Vergeltung in den Städten der Region vierhundert Zivilisten – zumeist polnische und weißrussische Einwohner – erschossen.
Im Verlauf des Jahres 1942 und vor allem nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht in Stalingrad Anfang 1943 wurden untergetauchte litauische Kommunisten wieder mehr und mehr aktiv, es entstanden kleine Untergrundgruppen, die sich mit Unterstützung, aber auch unter Kontrolle des Moskauer Zentralkommandos zu festen Partisaneneinheiten mit militärischer Schlagkraft entwickelten. Zunehmend warben die Führer dieser Einheiten in den Wäldern Juden in den Ghettos vor allem in Vilnius und Kaunas dafür, sich ihnen anzuschließen.
Fiodor Markov, ein früherer Lehrer an der jüdischen Schule von Švenčionys, dem 1941 die Flucht nach Moskau geglückt war, war im Grenzgebiet um Švenčionys in den Narocz Wäldern im Auftrag der Kommunistischen Partei verantwortlich für den Aufbau von Partisaneneinheiten. Die von ihm befehligte Brigade verübte im Mai 1942 eine erste größere Sabotageaktion bei Švenčionys, die u.a. zur Folge hatte, dass zahlreiche Juden aus den umliegenden kleinen Ghettos und Lagern zu den Partisanen flohen.
Bilder aus einem ehemaligen Partisanenlager in den Rudniki-Wäldern
Im November 1942 wurde in Moskau ein zentraler Stab zur Koordination des Partisanenkampfes in Litauen eingerichtet, im Laufe des Jahres 1943 wurden regionale Kommandos gebildet: eine Einheit im Norden im Gebiet der Narocz und Kazenai Wälder unter dem Kommando von Mutieus Sumauskas, im südlichen Litauen eine Einheit unter dem Kommando des früheren Lehrers einer jüdischen Schule in Kaunas, Henrikas Zimanas (Yurgis), die von den Rudniki Wäldern aus operierte. Zimanas folgte der zentralen Anordnung, die jüdischen Partisaneneinheiten aufzulösen (Jüdischer Widerstand) und organisierte sie in regionale Einheiten mit den Namen Vilna, Trakai und Kovno um. In diesen Einheiten wurden die „Nichtkämpfenden“ – es handelte sich um die unbewaffneten, aus Ghettos geflüchteten Juden, oftmals mit Familien – für interne Arbeiten in den Partisanenlagern eingeteilt. Der Kampf der sowjetisch geführten Partisanen blieb bis zur Vereinigung mit der siegreich vorrückenden Roten Armee im Sommer 1944 mit dem logistischen Problem verbunden, dass er von Nachschub jeder Art aus Moskau, nicht zuletzt aus der Luft, abhängig war. Für die jüdischen Kämpfer, die aus Ghettos und Lagern entkommen waren, stellten die Aufnahme und Integration in die sowjetischen Partisanengruppen praktisch die einzig realistische Perspektive für das Überleben und für die Vertreibung der deutschen Besatzung dar.
Literatur / Medien
Atamuk, Solomon: Juden in Litauen. Ein geschichtlicher Überblick vom 14. bis 20. Jahrhundert, hrsg. von Erhard Roy Wiehn, Konstanz 2000, S. 195-198; Bogen, Alexander: The Onset of the Partisan Units in the Forest of Naroch, Tel Aviv 1991 (abrufbar unter: http://kehilalinks.jewishgen.org/Svencionys/naroch_partisans.html); Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1428ff; Faitelson, Alex: The Truth and Nothing But the Truth: Jewish Resistance in Lithuania, Jerusalem 2006; Ders.: Im jüdischen Widerstand, Zürich 1998
http://eng.thepartisan.org/home/doc.aspx?mCatID=68451
http://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/vilna/during/partisans.asp
http://www.holocaustlegacylithuania.com/partisan-fort-rudnicki.html
http://www.untilourlastbreath.com/Bart4sabatogefacts.html (Foto Sabotageakt)
http://www.jewishvirtuallibrary.org/operations-diary-of-a-jewish-partisan-unit-in-rudniki-forest
http://military.wikia.com/wiki/Soviet_partisans
https://en.wikipedia.org/wiki/Soviet_partisans
https://www.ushmm.org/m/pdfs/20000831-resistance-bklt.pdf
https://www.fold3.com/page/286123943_the_kovno_ghetto_partisans_chaim_yelin#description (Foto Zimanas)