Lehrer, Diplomat, sympathisierte früh mit der NSDAP. In den 1930er Jahren baute er mit rechten Kreisen in Frankreich das antirepublikanische „Comité France Allemagne“ auf. Im Juni 1940 wurde er als deutscher Botschafter in Frankreich eine tragende Säule der Besatzungsherrschaft: z.B. beim Raub jüdischer Kulturgüter, der Unterdrückung demokratischer Schriften („Liste Otto“ verbotener Bücher), der Bekämpfung des Widerstands (Geiselerschießungen, Deportation), bei der Judenverfolgung und -deportation (schon 1941 unterbreitete er in Berlin Vorschläge dazu). Andererseits gab er rauschende Empfänge und umgab sich mit Künstlern und Literaten.
1944 ging er mit Vichy-Chef Philippe Pétain nach Sigmaringen, wurde 1945 nach Paris überstellt und 1949 wegen Mitwirkung an Judendeportation und STO-Zwangsarbeitsdienst zu 20 Jahren Haft verurteilt, aber schon 1954 freigelassen.
Literatur/Medien
Conze, Eckart u.a: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, München, 2010, S. 179ff., 228ff.
Klarsfeld, Serge: Vichy–Auschwitz. Die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich, Nördlingen 1989, S. 32ff.
Meyer, Ahlrich: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940–1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung, Darmstadt 2000, S. 14ff., 68ff.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Otto_Abetz