Der Begriff bezeichnet eine politische Sammlungsbewegung und – im engeren Sinn – die französische Volksfront-Regierung aus linken Parteien (SFIO-Sozialisten und linksliberale Radikale, Unterstützung durch die KPF) von 1936 bis 1938. Sie ist mit bedeutenden sozialen Errungenschaften und dem Namen Léon Blum verknüpft.
Vorgeschichte
Am 6. Februar 1934 versuchten rechtsradikale und faschistische Gruppen, mit dem Sturm auf das Parlament die Republik zu stürzen. Zu den Protesten dagegen hatten die zuvor verfeindeten Parteien SFIO und KP getrennt aufgerufen, die Demonstrationszüge vereinigten sich unter dem Ruf „Einheit, Einheit“. Aus der Organisation zu einer Großveranstaltung 1935 entstanden die Sammlungsbewegung und das Wahlbündnis („Für Brot, Frieden, Freiheit!“), dem sich auch die Radikalen anschlossen. Sie erreichten 1936 die Stimmenmehrheit bei den Wahlen zur Nationalversammlung.
Generalstreik und Volksfront-Regierung
Vor Antritt der neuen Regierung weiteten sich zwei lokale Streiks zu einer Massenbewegung aus, an deren Höhepunkt sich 2 Mio. Beschäftigte beteiligen, viele Fabriken besetzten (und damit das Privateigentum in Frage stellten). Sehr rasch nach Regierungsübernahme wurden die Streiks beendet: Linke Parteien und Gewerkschaften befürchteten eine unkontrollierte Entwicklung, das Kapital war zu fundamentalen Zugeständnissen bereit. Unter Vermittlung des Arbeitsministers wurden u.a. vereinbart: 12-prozentige Lohnerhöhung, Mindestlohn, Streikrecht, bezahlter Urlaub, 40-Stunden-Woche.
Die Regierung verstaatlichte einige Unternehmen (u.a. Luftfahrt, Waffenproduktion, Eisenbahnen) und steuerte mit Beschäftigungsprogrammen der Wirtschaftskrise entgegen. Den Bauern wurden über eine Behörde Mindestpreise für Weizen garantiert. Die soziale Krise wurde gelöst, nicht aber die wirtschaftliche. Die Nichteinmischung in den spanischen Bürgerkrieg kostete zusätzlich Sympathien. Im Juni 1937 trat die Regierung Blum zurück.
Nachspiel
Die französische Rechte und Unternehmer machten mit dem Slogan „Lieber Hitler als die Volksfront“ mobil gegen das Regierungsbündnis. Pétain und das Vichy-Regime machten die Volksfront für die Schwächung Frankreichs und die militärische Niederlage von 1940 verantwortlich. Heute bleiben vor allem die – nach den Massenstreiks – durchgesetzten sozialen Errungenschaften im Gedächtnis.
Literatur/Medien
Köller, Heinz: Für Demokratie – Brot – Frieden. Die Volksfront in Frankreich 1935–1938, Köln 1996.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Front_populaire_(France)
www.trend.infopartisan.net/trd7806/t207806.html