Region Toskana / Provinz Massa-Carrara
Die Stadt
Massa mit nahezu 80.000 Einwohner/innen liegt am Fuß der apuanischen Alpen kaum mehr als 100 km westlich von Florenz. Die Stadt ist der Hauptort der Provinz Massa-Carrara. Massa ist bekannt durch sein gut erhaltenes mittelalterliches Zentrum, auch wegen der Festung Malaspina, vor allem aber wegen seiner Marmorgewinnung und -verarbeitung in und um Massa. Während des italienischen Faschismus wurde Massa 1938 mit den Orten Carrara und Montignoso zur Gemeinde Apuania zusammengefasst. Seit 1946 ist die Kommune wieder selbständig.
Der Stadtteil Marina di Massa, ein beliebter Ort des Sommertourismus am Meer, mit nahezu 20.000 Einwohnern, ist durch eine Schnellstraße mit der Stadt verbunden.
Die Ereignisse
Im Zuge des Ausbaus der „Gotenlinie“ und Hitlers Befehl, diese zu halten, wurde ab Juni/Juli 1944 mit der Evakuierung der Bevölkerung der ganzen Region der Versilia – der Küstenregion zwischen Lucca, Carrara und Massa – begonnen. Durch die bevorstehende Landung der Alliierten ermutigt, verstärkten die Partisanen der Versilia ihre Angriffe auf deutsche Militäreinrichtungen, wie die Kaserne und das Gefängnis von Massa. Eine große Zahl Soldaten der Brigata Nera lief mit ihren Waffen zu den Partisanen über. Als am 9. Juni Partisanen der Brigade „Luigi Mulargia“ das zu Massa gehörende Dorf Forno besetzten, um von dort aus Massa anzugreifen, reagierten die Deutschen am 13. Juni mit einem Überraschungsangriff auf den Ort, bei dem mehrere Partisanen und eine große Zahl der Bewohner getötet wurden.
Im Laufe des Jahres 1944 wurde die Festung Malaspina, die als Gefängnis diente, häufig das Ziel von Partisanenangriffen, aber auch von Bombenangriffen der Alliierten. Die SS befürchtete, dass vor allem die dort inhaftierten politischen Gefangenen fliehen und sich den Partisanen anschließen könnten. Am 14. und 15. August 1944 wurden 65 Gefangene entlassen, um Platz für zunächst 80, im September für weitere 74 aus dem Süden mitgeschleppte politische Gefangene und für Geiseln aus der Apuania und Versilia zu machen. Da sich die SS zurückziehen und den regulären Truppen der Wehrmacht Platz machen musste, beschloss sie, alle Gefangenen zu liquidieren. Am 10. September wurden die 74 Häftlinge aus dem Gefängnis geholt und an verschiedenen Orten der Umgebung ermordet. Die verbliebenen 162 Häftlinge, überwiegend politische Gefangene darunter zwei Frauen, wurden am 16. September auf Lastwagen gepfercht und 159 von ihnen am Ufer des Frigido mit Maschinengewehren erschossen, nur drei überlebten das Massaker. Verantwortlich für diese brutale Aktion war höchstwahrscheinlich die 16. Panzer-Armee-Aufklärungsabteilung unter Walter Reder (Andrae, S. 211).
Gedenken
Auf dem Largo Matteotti / Piazza Felice Palma im Zentrum von Massa symbolisiert eine zu Ehren der Resistenza in Marmor gestaltete Blume das bekannte Partisanenlied „Bella Ciao“.
Ein Monument auf der Piazza Aranci wurde ebenfalls dem apuanischen Widerstand der Provinz Massa-Carrara gewidmet.
Auf einer Verkehrsinsel an der Straßenkreuzung zwischen Massa, Massa Marina und dem Stadtteil Avenza (Via Dorsale/Via Massa Avenza/Via Marina Vecchia) erinnert ein großer Obelisk an die Verbrechen der Besatzungszeit in der Provinz Massa und an die Opfer in Bergiola Foscalina, in Forno, Vinca, Fosse del Frigido, Sant'Anna di Stazzema, Bardine di San Terenzo und an die Resistenza insgesamt. Auf einer großen Steintafel bedankt sich die Stadt Massa bei der Bevölkerung der nahe liegenden Dörfer in den Apuanischen Alpen für die Aufnahme der EinwohnerInnnen Massas nach der erzwungenen Evakuierung im Herbst 1944.