Der Ort
Marktstraße im 14. Bezirk, Metro Denfert-Rochereau (M 4, M 6, RER B).
"Warum ausgerechnet in diese Straße, wenn man die Chance hat, all' das zu sehen, was Paris sonst so zu bieten hat? Weil sie im Schulbuch steht und den französischen Alltag repräsentiert“, so beginnt ein Feature in der taz vom 1.11.2003 (https://taz.de/Die-Rue-Daguerre-in-Paris/!686681/) Und: „Weil sich dort Dinge abgespielt haben, die nicht in der taz stehen“. Und weil Agnès Varda Jahrzehnte dort gelebt hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Agn%C3%A8s_Varda).
Hausfrauendemonstrationen
Seit 1941 demonstrierten Hausfrauen gegen die schlechte Versorgungslage und für die Rückkehr der Kriegsgefangenen, oft organisiert von der KPF-nahen „Union des Femmes Françaises“. Am 1.8.1942 versammelten sich Dutzende Frauen vor dem größten Lebensmittelgeschäft in der rue Daguerre. Eine von ihnen, Lise Ricol-London, rief, dass der Nazismus und Vichy's Kollaborations-Politik unerträglich sind und forderte zum Widerstand gegen die deutschen Besatzer auf.
Beim Auftauchen eines deutschen Offiziers und eines frz. Polizisten gab es eine Schießerei, die meisten Frauen konnten zunächst fliehen. Vier Frauen wurden später gefasst; vom (französischen) Tribunal d'État zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt und anschließend in das KZ Ravensbrück deportiert; drei überlebten, darunter Lise Ricol (vgl. List, a.a.O., S. 188ff., 192).
Gedenken
In der rue Daguerre gibt es keinen Hinweis auf die Ereignisse.
Literatur/Medien
List, Corinna von: Frauen in der Résistance 1940–1944, Paderborn 2010, S. 179ff., 188ff.
London, Lise: La mégère de la rue Daguerre, Paris 1995.
www.gauchemip.org/spip.php?article3730
https://france3-regions.francetvinfo.fr/paris-ile-de-france/agnes-varda-pilier-rue-daguerre-realisatrice-est-decedee-age-90-ans-1646764.html
(2013/2022 - Uhh)