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Nantua

Region Rhône-Alpes, Departement Ain 

Blick auf Stadt und See; Quelle: nantua.frDer Ort
Stadt von 3525 Einwohner/innen (2013) am gleichnamigen See, an der D 1084. Bahnhof an der Strecke Montréal-la-Cluse ↔Bellegarde-sur-Valserine. Mit dem Auto über die A 40 Lyon (ca. 80 km) ↔ Genf (ca. 40 km), sortie/Ausfahrt 9.

Die Ereignisse
Nach der Besetzung durch Nazideutschland  im September 1943 verstärkten sich die Résistance-Aktivitäten im Departement, z.B. durch Angriffe auf Wehrmachts-Konvois, Sabotagen von Schienen und Leitungen. Im Herbst beschlossen Wehrmacht und SiPo-SD, rigoros gegen die „Banden“ vorzugehen; Motto: „Die friedlichen Zeiten sind vorüber!“ Drei militärisch-polizeiliche Unternehmen wurden in der Folge durchgeführt, mit brutaler Repression terrorisierten die Besatzer auch die Zivilbevölkerung (s. Departement Ain, Einführung). 

Die Razzia von Nantua
Kurze Zeit vorher wurde auf Befehl von Werner Knab, SiPo-SD-Chef für die Region Lyon, eine großangelegte Razzia in Nantua durchgeführt - offenbar mit Rückendeckung durch SS-General Karl Oberg, oberster Sicherheitschef für das besetzte Frankreich. Als Anlass diente ein Vorfall vom 6. Dezember 1943: Junge Männer hatten die Eheleute P., bekannte Kollaborateure, durch die Straßen von Nantua getrieben und mit Hakenkreuzen bemalt, frz. Polizei hatte nicht eingegriffen. Knab wertete das als grobe Beleidigung des Reichs und war verärgert über die Passivität der frz. Sicherheitsbehörden. Deutsche Polizei- und Wehrmachts-Einheiten nahmen in Nantua etwa 130 arbeitsfähige Männer zwischen 18 und 40 Jahren gefangen, 116 von ihnen, darunter 21 Schüler, wurden über Compiègne in deutsche KZ deportiert, 95 überlebten nicht.

Totendenkmal; Quelle: J P Galichon, fr.geneawiki Widerstandsmuseum; Quelle: Balerien, fr. wikipedia, GFDL

Befreiung
Nach dem Ende des deutschen Anti-Partisanen-“Unternehmens Frühling“ konstituierten sich die Maquis neu, verstärkten ihre Aktionen („bataille du rail“, s. Ambérieu-en-Bugey) und kontrollierten bald verschiedene Orte und Räume; diese galten als „befreite Gebiete.“ Nach der alliierten Landung in der Normandie (6. Juni 1944) proklamierte Henri Romans-Petit am 8. Juni 1944 die Republik in Nantua und in Oyonnax, die zivilen Behörden wurden abgesetzt, ein Zeitung herausgegeben.
Dies geschah entgegen den Warnungen de Gaulle's vor voreiligen „Aktionen“ und zunächst ohne Wissen der zivilen Resistance-Leiter.
Bei der Rückeroberung durch die Deutschen holten SiPo-SD und Milice-Männer neu verwundete FFI-Kämpfer aus dem Krankenhaus von Nantua und erschossen sie in einem Steinbruch bei Montréal-la-Cluse.
Nantua wurde im September 1944 von in der Provence gelandeten französischen Truppen befreit.

Deportiertendenkmal am See; Quelle: memoire-deportation-ain.fr Deportiertendenkmal, Detail „Der Liegende“ Deportiertendenkmal, Gedenktafel 'Kinder von Izieu'; Quelle: Musée Nantua


Gedenken
Das Deportiertendenkmal 'Tombeau de pierre' (Grab aus Stein) stellt einen Liegenden (le Gisant), dar, Symbol für das massenhafte Sterben. An der Seite wird auf einer Tafel der 44 ermordeten 'Kinder von Izieu' gedacht, eine weitere Tafel nennt die Namen der Konzentrationslager, in die die Razzia-Opfer von Nantua deportiert wurden. Das Denkmal befindet sich am See (Rue du Port/Ecke Avenue du Lac, von dort kurzer Gehweg); Näheres vgl. http://www.memoire-deportation-ain.fr/ 
Das Widerstands- und Deportationsmuseum behandelt im Erdgeschoss den Aufstieg des deutschen Faschismus und den Weg zum 2. Weltkrieg; auf der 1. Etage werden Fotos, Schriften und Objekte zur deutschen Besatzung, Résistance, zur Herausbildung und den Aktionen der Maquis im Ain sowie zur Deportation gezeigt, u.a. auch Fotos von der Razzia in Nantua: Musée d'Histoire de la Résistance et de la Déportation de l'Ain et du Haut-Jura, 3 Montée de l'Abbaye, F-01130 Nantua; E-Mail: [email protected]; Internet: http://nantua-ville.fr/culture/musee-resistance.html 
virtuelle Besichtigung:
http://www.ain-tourisme.com/visitesvirtuelles/Musee-departemental-dhistoire-de-la-resistance-et-de-la-deportation-de-lain-et-du-haut-jura/nantua.html 

Literatur/Medien
Département Ain (Hg.): L'Ain 1939-1945. Chemins de mémoire, Bourg-en-Bresse 2009, S. 50, 54
Veyret, Patrick: L'histoire secrète des maquis de l'Ain. Acteurs et enjeux (1942-1944), Châtillon-sur-Chalaronne 2010, S. 100ff., 210ff.
http://www.maquisdelain.org/index.php
http://www.maquisdelain.org/index.php?r=article&id=18 (Razzia von Nantua)
http://www.memoire-deportation-ain.fr/home.aspx