Region Friaul-Julisch Venetien / Provinz Udine
Der Ort
Die Gemeinde Nimis mit ca. 2.800 Einwohner/innen, zu der auch die Orte Torlano und Nongruella gehören, liegt ca. 20 km nördlich von Udine, erreichbar über die S.S.13 und die S.P. 38.
Die Ereignisse
Am 16. November 1943 fielen die Deutschen in Nimis ein und ermordeten gemeinsam mit italienischen Faschisten 42 Ortsbewohner, „um ihren Rachedurst zu stillen und die Bevölkerung einzuschüchtern“ (Schreiber 1996, S. 152). Von Juni 1944 bis September 1944 gehörte Nimis zur Partisanenrepublik „Zona libera del Friuli orientali“, ein etwa 20.000 Einwohner/innen zählendes, von Partisanen befreites Gebiet im Osten der Provinz Udine nördlich von Cividale. Am 28. September 1944, nachdem die Partisanenrepublik wieder unter deutsche Kontrolle gebracht worden war, zerstörten SS-Truppen unter dem Kommando von Fritz Wunderle ("Nimis citta martiri", in: anpi.it/media/) aus Rache 452 Wohngebäude der Stadt, erschossen sechs Personen und deportierten 28 Männer zur Zwangsarbeit. (Wedekind, S. 456) Etwas abseits des Zentralplatzes befindet sich eine Gedenkstätte für die aus Nimis während der Besatzungszeit Deportierten, die in deutschen Lagern zu Tode gekommen sind.
Torlano
Torlano liegt an der S.P. 38 ca. 2 km nördlich von Nimis. In und bei Torlano war es im August 1944 zu einer Schießerei zwischen Partisanengruppen und Angehörigen der SS-Gebirgsjäger-Division „Karstjäger“ gekommen, die im Auftrag des SS-Gebietskommandeurs Globocnik auf Partisanenjagd war. Am 25. August ermordeten die Deutschen unter dem Kommando von Fritz Joachim ("ricordo dell'eccidio a Torlano di Nimis", in: anpi.it/eventi/) als Vergeltungsaktion für die Befreiung von Nimis durch Partisanen über dreißig „unschuldige Menschen, darunter zehn Kinder zwischen zwei und vierzehn Jahren, zwei Jugendliche 16 und 17 Jahre alt, acht Frauen zwischen 18 und 46 Jahren sowie 12 Männer im Alter von 18 bis 74 Jahren“ (Schreiber 1996, S. 188). Die Opfer wurden zunächst in einen Stall gesperrt, der dann mit Maschinengewehren beschossen, mit Benzin übergossen und verbrannt wurde. Anschließend wurden die Häuser des Ortes zerstört (Wedekind, S. 455). Auf dem Dorffriedhof erinnert eine Grabstätte mit den Namen der am 25. August 1944 in Torlano ermordeten Opfer an das Massaker.
Nongruella
Nongruella erreicht man auf der S.S. 356 von Nimis in Richtung Attimis. In Nongruella wurden am 12. und 13. Dezember 1943 ebenfalls im Zuge einer Racheaktion über ein Dutzend Zivilisten getötet und Häuser zerstört. Fünf weitere Bewohner wurden am 29. September 1944, einen Tag nach dem Massaker in Nimis, ermordet. Nach wenigen Kilometern führt eine Abzweigung nach Cergneu und von dort nach Nongruella in Serpentinen das Tal hinauf bis an das Straßenende. Dort trifft man auf einen Gedenkstein für die von deutschen Soldaten, vermutlich SS-Angehörigen ermordeten Opfer.
Nach 1945
In einem Prozess in Udine 1946 wurden zwei Faschisten, die am Massaker von Torlano beteiligt waren, zu zwei Jahren Haft verurteilt, auf Grund der 1946 vom damaligen Justizminister Togliatti erlassenen Amnestie für Straftaten während der Zeit des Faschismus jedoch wieder in Freiheit kamen. Die Datei mit den Namen der anderen Verantwortlichen verschwand im Schrank der Schande.
Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung. München 1996, S. 160, 152, 154, 188; Wedekind, Michael: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien. 1943 bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“, München 2003, S. 145, 455, 456; anpicatania.wordpress.com/2010/06/30/armadio-della-vergogna-leccidio-di-nongruella-friuli-la-lettera-al-presidente-della-repubblica/
www.anpi.it/eventi/in-ricordo-delleccidio-torlano-di-nimis__2012825/
https://anpi.it/media/uploads/patria/2006/8/INSERTO_04-6_Friuli.pdf
http://www.anpiudine.org/la-resistenza-in-friuli/1943-2/
http://www.prolocofaedis.it/storia_di_faedis_dalla_seconda_guerra_mondiale.html
http://www.anpiudine.org/la-strage-di-torlano/
https://de.wikipedia.org/wiki/24._Waffen-Gebirgs-(Karstj%C3%A4ger-)Division_der_SS