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Bassano del Grappa

Region Venetien / Provinz Vicenza

Die Stadt
Bassano del Grappa liegt an der Brenta am Fuße des Monte Grappa-Massivs, ca. 35 km nordöstlich der Provinzhauptstadt Vicenza. Mit ca. 43.500 Einwohner/innen ist sie die zweitgrößte Stadt der Provinz und von Vicenza aus auf der S.S. 53 und der S.P 52  erreichbar. Sie wurde für ihren Widerstand während der deutschen Besatzung von 1943 bis 1945 mit der „Medaglia d’oro al valor militare“ ausgezeichnet.

(Foto 1944: Davide Mariani ANPI Pesaro)


Die Ereignisse
Bassano del Grappa war – wie die Region Belluno – ein Zentrum des Widerstands, der zwischen dem 21. und 28. September 1944 in der „Operation Piave“ am Monte Grappa aufgerieben wurde. Während dieser Durchkämmungsaktion unter dem Kommando des SS-Obersturmführers Herbert Andorfer wurden hunderte Menschen getötet und hunderte deportiert, hunderte Häuser in den Dörferrn am Monte Grappa wurden in Brand gesetzt. Ein besonders brutales Verbrechen verübte Andorfers Einheit in Bassano am 26. September 1944. Unter dem falschen Versprechen, wer von den geflohenen und versteckten Partisanen sich freiwillig stelle, werde verschont, ließ Andorfer 31 junge Männer, die sich gemeldet hatten, foltern und anschließend an den Alleebäumen der Stadt erhängen. An dem Verbrechen soll auch der SS-Unteroffizier Karl Franz Tausch beteiligt gewesen sein. Die Leichen der Mordopfer blieben - mit umgehängten Schildern als „Banditen“ gekennzeichnet - zur Abschreckung zwanzig Stunden an den Bäumen hängen.  



Medaglia d'oro am RathausGedenken
In der Stadt erinnern zahlreiche Gedenktafeln an die Opfer sowohl in Bassano del Grappa als auch an die Toten der „Operation Piave“.

Gedenktafel an der Porta della Grazie (Foto: E.Decarli)Am Rathaus ist eine Tafel mit dem Wortlaut der „Medaglia d’oro“ angebracht, auf der die genauen Opferzahlen genannt werden. Am Stadttor Porta delle Grazie werden auf einer Gedenktafel die Namen der Opfer und die Todesursache aufgeführt: 16 von ihnen wurden erschossen, 31 erhängt.

Viale dei Martiri, Viale Venezia, Strada della Valsugana 
An den Bäumen entlang der drei Straßen – zum Teil stehen heute noch die Bäume von damals – sind Metall-Kreuze mit Namen und in einigen Fällen Portraits der an den Bäumen erhängten Opfer angebracht, weitere fünf Kreuze findet man in der  Strada Valsugana auf Höhe der Strada Passalacqua. 19 Kreuze befinden sich in der Viale Venezia, der man Richtung Westen (Kaserne Monte Grappa) folgt. Die Viale dei Martiri beginnt bei der Porta delle Grazie. Diese drei Straßen waren die Orte der Hinrichtung. Die Strada della Valsugana ist heute die S.S. 47 und eine Verlängerung der Via Brigata Basilicata, die aus Bassano hinaus in Richtung Valsugana führt.

Viale Venezia Strada Valsugana Viale Martiri Viale Venezia

Gedenkstein an der Kaserne Monte GrappaGedenktafel an der Ponte degli AlpiniKaserne Monte Grappa (früher Efrem Reatto)
Reatto war das Hauptquartier während der ‚Operation Piave‘ und Sitz eines ihm unterstellten Kriegstribunals, das von dem italienischen Offizier Alfredo Perillo geleitet wurde. Zwischen dem 22. und 28. September 1944 wurden dort 17 junge Männer zum Tode verurteilt und erschossen, der jüngste von ihnen 15 Jahre alt. Die Leichen wurden 10 Tage in der Kloake der Kaserne liegengelassen, bevor sie nachts in einem Massengrab auf dem Friedhof S. Croce verscharrt wurden. Für diese Opfer wurde an der Rückseite der Kaserne ein Gedenkstein errichtet.



Ponte degli Alpini (früher Ponte Vecchio)
Am 17. Februar 1945 wurde die Brücke von einer Partisanengruppe der Brigade "Martiri del Grappa" unter ihrem Kommandanten Primo Visentin („Masaccio“) gesprengt. Für die Deutschen war diese Brücke die letzte Verbindung zwischen dem Valsugana und der Ebene von Vicenza. Als Vergeltungsmaßnahme wurden am 22. Februar 1945 drei inhaftierte Partisanen erschossen. Eine Tafel auf der Brücke erinnert an diese Opfer.

  

Gedenkstätte auf dem CimiteroZahlreiche Tafeln in der Stadt erinnern an einzelne Opfer, auch ein Platz in der Stadt wurde nach dem aus Bassano stammenden, am 3. Juli 1944 in Valdagno hingerichteten Widerstandskämpfer Alfeo Guadagnin benannt.

Cimitero Santa Coce
Auf dem Friedhof von Bassano wurde zu Ehren der über 50 Opfer der Massenmorde vom 24. und 28. September 1944 eine Gedenkstätte errichtet.

  

Gedenkstein an der Villa Dolfin BoldùInschrift auf dem GedenksteinVilla Dolfin Boldù
Die Villa Dolfin Boldù (Via Giardini 4, 36027 Rosà) liegt nahe der Stadt Rosà und 5 km südlich von Bassano del Grappa. Sie stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und wurde von der Familie Dolfin, einem alten Adelsgeschlecht aus Venedig, erbaut. Hier richtete die SS ihren Hauptsitz und gleichzeitig ein berüchtigtes Foltergefängnis ein. Im Herbst 1944 wurden viele der während der im Verlauf der "Operation Piave" Verhafteten hierhergebracht, verhört, gefoltert, ermordet oder in andere Gefängnisse und Konzentrationslager in Deutschland verschickt. Seit 2002 mahnt ein Gedenkstein an die entsetzlichen Verbrechen, die hinter diesen Mauern von den Deutschen Besatzern begangen wurden.
 



Nach 1945
Herbert Andorfer tauchte nach 1945 unter falschem Namen unter, floh nach Venezuela und kehrte später nach Österreich zurück. 1969 wurde er wegen der Tötung von ca. 6.000 jüdischen Häftlingen im Konzentrationslager Semlin bei Belgrad vom Landgericht Dortmund zu 30 Monaten Haft verurteilt. Wegen der Massenhinrichtung in Bassano wurde er nicht verfolgt. Er starb Ende 2007 oder Anfang 2008. Karl Franz Tausch lebte in Langen (Hessen). 2008 ermittelte sowohl die Militärstaatsanwaltschaft Verona als auch die Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen ihn; Tausch bestritt die Beteiligung an den Morden vom 26. September 1944 und nahm sich 2008 das Leben. Alfredo Perillo musste sich als einer von Wenigen 1946 vor Gericht verantworten und wurde, ungeachtet seiner Verantwortung für zahlreiche Hinrichtungen, lediglich wegen Mittäterschaft zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

Literatur / Medien
Capovilla, Lorenzo / Maistrello Federico: Assalto al Monte Grappa. Settembre 1944, Il rastrellamento nazifascista del Grappa nei documenti italiani, inglesi e tedeschi. Istresco Tevsiso 2011; Residori, Sonia: Il massacro del Grappa, vittime e carnefici del rastrellamento (21-27 settembre 1944). Istrevi Verona 2007; Dal Brenta al Piave 1943 – 1945. I martiri della liberta. Documentario (a cura del C.L.N. di Bassano del Grappa), Bassano 2008 (1946);  Dizionario della Resistenza, nuova edizione, a cura di Enzo Collotti, Renato Sandri e Frediano Sessi, Einaudi, Torino 2006, S. 171 ff.
www.straginazifasciste.it/?page_id=38&id_strage=4994&lang=de;
www.istrevi.it/archivio/commemora/RESIDORI-caduti-Grappa%5B2008%5D.pdf 
it.wikipedia.org/wiki/Bassano_del_Grappa; https://it.wikipedia.org/wiki/Operazione_Piave
www.chieracostui.com/costui/docs/search/schedaoltre.asp?ID=3070) (Foto: Decarli) 
www.comune.bassano.vi.it/Vivi-la-citta/Da-vedere/Spazi-pubblici/Viale-dei-Martiri;
www.fr-online.de/politik/wehrmachts-verbrechen-unter-verdacht,1472596,3397742.html;
www.fr-online.de/politik/wehrmachtsverbrechen-verdaechtiger-nimmt-sich-das-leben,1472596,3394252.html