Deportation
Seit Ende September mussten alle Männer Schanzarbeiten für die Deutschen am „Schutzwall West“/Vogesenlinie leisten. Wie in vielen anderen Orten wurden am Morgen des 8. November 1944 die arbeitsfähigen Männer auf einem Kasernenhof zusammengezogen. Ihnen wurde vorgespiegelt, sie sollten in der Nähe Gräben ausheben und Hacken sowie Essen für einige Tage mitnehmen. Aber die etwa 940 Jungen und Männer zwischen 16 und 45 Jahren wurden aus der Stadt geführt und dann mit dem Zug nach Mannheim gebracht, wo sie Zwangsarbeit in Betrieben leisten mussten. Viele Männer aus Hurbache, Étival und Moyenmoutier wurden mit ihnen verschleppt, insgesamt über 1.400.
Zerstörung der Stadt, „verbrannte Erde“
Die Gestapo beschlagnahmte Radios, Fahrräder, Lampen, Benzin, Karten; jeder Haushalt musste ein Hemd, eine Hose und ein paar Schuhe abgeben. Am 9. November 1944 begann um 6 Uhr die Räumung der Stadt links der Meurthe, d.h. der Altstadt, von drei Vierteln des Stadtgebietes. Die Menschen mussten in die Stadtteile rechts der Meurthe gehen und konnten nur wenig mitnehmen. Am Abend fingen die Deutschen an, die Häuser zu plündern, Möbel, Bücher, Kunstobjekte usw. wurden bis zum 14. November mit Lastwagen weggefahren. An diesem Tag begannen die Deutschen, den evakuierten Stadtteil mit Flammenwerfern und Sprengsätzen zu zerstören, fünf Tage lang brannte es, dann war Saint-Dié die größte Ruinenstadt Ostfrankreichs. Als die US-Armee, die die Stadt vorher tagelang bombardiert hatte, Saint-Dié am 23. November besetzte, waren nahezu die Hälfte der Familien ohne Obdach, 2.000 Häuser zerstört, auch die Mehrzahl der öffentlichen Gebäude; von der Kathedrale blieben nur die Türme und die Fassade erhalten (weil der Sprengsatz nicht zündete). Und über den Verbleib der deportierten Männer wusste man nichts.
Verantwortlich für Deportation und Zerstörungen – die „verbrannte Erde“ – waren Wehrmachts-Hauptmann Schneider und der SiPo-SD-Mann Paul Blumenkamp, der einschlägige Erfahrung in Clermont-Ferrand und Lyon (unter Knab und Barbie) gesammelt hatte, die Befehle hatten Wehrmachtsgeneral Balck und SS-General Oberg gegeben.