Region Lothringen (Lorraine), Departement Vosges


Der Ort
Gemeinde im oberen Rabodeau-Tal an der D 424, etwa 880 Einwohner/innen. Von Straßburg 75 km (über Schirmeck, Col du Hantz: A 35, A 352, D 1420 bis Sainte-Blaise, dort auf D 424), von Saint-Dié 22km (N 59 →Nancy bis Ausfahrt Moyenmoutier/D 424 →Senones, Col du Hantz).

Tafel am Rathaus (Orden)Tafeln am Rathaus (Namen der Deportierten)Die Ereignisse
Im Rahmen der „Aktion Waldfest“ wurden der Ort und fünf Nachbargemeinden am Sonntagmorgen, den 4. September 1944, von Wehrmacht und Gestapo, begleitet von frz. Milice, umzingelt, die Einwohner/innen aus den Häusern geholt und auf den Dorf-Platz bestellt. Die Frauen und Kinder wurden bis nachmittags in der Kirche eingeschlossen, währenddessen plünderte das „Einsatzkommando Ernst“ Häuser und Höfe. 191 Männer zwischen 18 und 50 Jahren wurden, nach erneuten Verhören im Schloss Belval (Le Saulcy), über das SS-Lager Schirmeck in das KZ Dachau deportiert, die meisten kamen nicht zurück. Im August waren schon fünf Personen deportiert worden.

 Gedenken
An der „Mauer der Deportierten“ am Rathaus (an der D 424, Place du 24 Septembre) erinnern Tafeln an die 196 Deportierten. „Vergesst niemals die Namen der 121, die nicht zurückgekehrt sind“. Die Gemeinde wurde mit einem Orden ausgezeichnet, eine Tafel zitiert aus der Begründung: „Die Gemeinde hat eine schmerzliche Seite in das Buch der Résistance geschrieben. Sie hat den sich entwickelnden lokalen Maquis und den in der Umgebung operierenden englischen Fallschirmjägern ihre ganze und ständige Hilfe gewährt“.

Literatur/Medien
Association des déportés de Mannheim, Saint-Dié – KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen (Hg.): Les hommes de Saint-Dié – Die Männer von Saint-Dié, Herbolzheim 2000, S. 39ff.
www.resistance-deportation.org/spip.php?article179
www.resistance-deportation.org/spip.php?article174
www.resistance-deportation.org/IMG/pdf/Deportation_La_Petite_Raon_Ginette_Magni_Colin.pdf


Aus dem Bericht der damals 15-jährigen Ginette Colin (ihr Vater starb im KZ):
„Dann tritt ein Milicemann vor und sagt wild entschlossen folgende grausamen Worte: „Wir wissen, dass die Bevölkerung Verbindung zu den Terroristen und den Engländern hat. Deshalb nehmen wir als erste Repressalie alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren mit, und wenn sich das wiederholt, brennen wir das Dorf bis auf die Grundfesten nieder“. Bei diesen Worten wird die Bevölkerung von Grauen ergriffen. Sie wartet ab, denn sie kann sie nicht vorstellen, dass ein solcher Banditenakt durchgeführt werden könnte. Aber es wurde wahr – in Viererreihen marschierten sie in Richtung Elsass“.