Autonome Region Aostatal

Das Tal
Das Val di Cogne ist ein Seitental des Aostatals, dessen überwiegender Teil zum 1922 gegründeten „Parco Nazionale del Gran Paradiso“ gehört. Das südlich von Aosta liegende Tal ist über die Strada Statale (SS) 26 in Richtung Courmayeur erreichbar, von der kurz vor Aymavilles die Strada Regionale (SR) 47, die das Val di Cogne durchzieht, abzweigt (ca. 27 km ab Aosta).
Oberhalb von Cogne wurde auf über 2.400 Metern Höhe Eisenerz in den Minen Colonna und Liconi abgebaut. Mit der 1922 eröffneten „Ferrovia del Drinc“ – einer Materialeisenbahnlinie, die fast durchgängig in Tunneln durch das Bergmassiv verlief, das das Val di Cogne vom Aostatal trennt – wurden die Erze nach Acque Fredde (nahe Pila) und von dort aus mit einem Materiallift hinunter nach Aosta befördert. Dort standen die Anlagen der Eisen- und Stahlproduktion und angeschlossene Rüstungsbetriebe seit Mitte Oktober 1943 unter deutscher Besatzungskontrolle.

Das Geschehen
Gruppe Giorgio ElterDie Minenarbeiter in Cogne waren gut organisiert: Seit Mitte der 1930er-Jahre gab es dort Zellen der kommunistischen Partei (PCI). Nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen unterhielten sie auch Verbindungen zum französischen Widerstand. Geleitet wurde die Mine von dem Geologen Franz Elter, der ausgezeichnete, aber strikt geheimgehaltene Verbindungen zum antifaschistischem Widerstand besaß. Sein Sohn Giorgio, der bereits an den Märzstreiks 1943 in Turin teilgenommen hatte, musste sich unmittelbar nach der deutschen Besetzung des Aostatals in die Schweiz absetzen. Arbeiter der Minen in Cogne, der Werke in Aosta, Männer, die sich der Einberufung in die Armee des Salò-Regimes entziehen wollten und Flüchtlinge aus Gefangenenlagern bildeten die ersten Partisaneneinheiten, die Sabotageaktionen durchführten. Im November 1943 schloß Franz Elter mit dem Anführer der Garibaldi-Brigaden Emile Lexert eine geheime Vereinbarung über die Angriffsziele der Partisanen: Weil er die Demontage der Anlagen und die Deportation der Arbeiter nach Deutschland befürchtete, bat er darum, die Minen von Cogne nicht anzugreifen und sicherte im Gegenzug Sabotage mittels Reduzierung der Förderleistung zu.

„Repubblica di Cogne“
Im Frühsommer 1944 verstärkten sich die Angriffe der Partisanen, die immer größere Gebiete unter ihre Kontrolle brachten. Um den Betrieb der Minen von Cogne durch Kampfhandlungen nicht zum Erliegen zu bringen, verließen die Faschisten – nachdem Franz Elter reibungslose Weiterproduktion zugesichert hatte – am 1. Juli Cogne kampflos. Am Tag darauf erreichten die ersten Partisanengruppen den Ort; sie kamen über die Berge oder nutzten den Minenzug aus Aqua Fredde. Auch aus der Schweiz kamen junge Leute zurück, die dort ab Herbst 1943 Zuflucht gefunden hatten, unter ihnen auch Giorgio Elter, der sich sofort der „Banda Arturo Verraz“ anschloss (er starb am 7. September 1944 bei einem Überfall auf den Posten bei Pont-Suaz).
Die Partisanenrepublik im Val di Cogne bestand vier Monate lang vom 2. Juli bis zum 2. November 1944. Die Partisanen übernahmen die Leitung der Minen und die Administration im Tal, der Anwalt Renato Chabod - Bruder von Federico Chabod – leitete die Gerichtsbarkeit, freie Wahlen wurden abgehalten. Für die Untergrundzeitung „Il Patriota della Valle d'Aosta“ arbeitete zeitweise der ebenfalls aus der Schweiz zurückgekehrte Giulio Einaudi, und „Radio Valle d'Aosta libera“ sendete täglich. Mitte September wurde auch der Sitz des von General Emilio Magliano geleiteten Kommandos der gesamten Zone II (Provinz Aostatal) des CLN im Piemont nach Cogne verlegt. Funkverbindungen zum Plateau Rosa in die Schweiz und nach Turin wurden mit Mitteln der Organisation „Glass e Cross“ hergestellt.

Im Rahmen der großen Herbstoffensive wurde das Val di Cogne am 2. November 1944 von faschistischen und deutschen Verbänden zurückerobert. Die Partisanen und gefährdete Zivilisten setzten sich auf verschiedenen Wegen entweder in das befreite Frankreich, u.a. durch das Valsavarenche, oder in die Schweiz ab. Viele ihrer Familienangehörigen wurden verhaftet und bis zur Befreiung in Aosta gefangengehalten.

Gedenken
Fototafel Franz Elter

„Attraverso Cogne – Franz Elter, la guerra, la miniera“
Im Rahmen der über den gesamten Ort verteilten Open-Air-Fotoausstellung „Attraverso Cogne – Franz Elter, la guerra, la miniera“ zeigen historische Aufnahmen u.a. Giorgio Elter, Aurora Vuillerminaz, die junge Staffette, die während einer ihrer Missionen am 16. Oktober 1944 an der Friedhofsmauer von Villeneuve erschossen wurde, eine Ausbildungseinheit der Alpini-Schule in Aosta, die geschlossen in den Widerstand ging und sich nach dem Tod von Giorgio Elter nach ihm benannte, und der Feiern, die am 25. April 1945 zur Befreiung in Cogne stattfanden.


Gedenkstätte im Friedhof von Cogne

Am Friedhof von Cogne
Am Ortseingang von Cogne steht vor dem Friedhof ein Marmorkreuz in Erinnerung an die Toten der „Banda Arturo Verraz“ und daneben ein Felsblock im Gedenken an alle in den zwanzig Monaten der Besatzung zwischen 1943 und 1945 ermordeten Menschen.


Gedenktafel für die Gruppe Arturo Verraz

Gedenken an die Verteidigung der „Repubblica di Cogne“
Auf etwa halbem Weg entlang der SR 47 zwischen Aymavilles und Cogne (direkt hinter der Galerie l’Oursa) erinnert eine Gedenktafel an den Versuch der Gruppe „Arturo Verraz“ unter dem Kommando von Giuseppe Cavagnet („Plik“), am 2. November 1944 das Vordringen der Deutschen zu verhindern.

Literatur / Quellen:
Presa, Sivana: Le fasi della resistenza in Valle d’Aosta 1943–1945, Aosta 2009; Levi Momigliano, Paolo: Franz Elter – Profilio Biografico, In: Associazione dei Musei di Cogne (Hg.), Siena 2009, S. 23–139; I Sentieri della Libertà. Piemonte e Alpi occidentali 1938–1945. La guerra, la Resistenza, la persecuzione razziale, Touring Club Italiano Milano 2005, S. 35, 37–38, 97–99