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Verona

Region Venetien / Provinz Verona

Die Stadt
Verona, nur wenige Kilometer von der Südspitze des Gardasees entfernt, liegt an der Kreuzung der Autobahnen BrennerModena und MailandPadua. Die Provinzhauptstadt, weltberühmt als „Stadt von Romeo und Julia“ und viel besucht mit den Operndarbietungen in der römischen Arena, hat gegenwärtig etwas über 250.000 Einwohner/innen. Die Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Ehemaliger Sitz der SS-Zentrale für das besetzte Italien

Die Ereignisse
Verona ist auch die Stadt der Neugründung der faschistischen Partei kurz nach der Errichtung des Salò-Regimes und nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 9. September 1943 in der Stadt. Am 14. November 1943 fand hier der Kongress zur Gründung der neuen Partei Mussolinis statt, die sich nach der Flucht des Königs und seiner Regierung in den Süden des Landes (Kriegsaustritt Italiens) nun republikanisch-faschistische Partei (Partito Fascista Repubblicana, PFR) nannte. Die vom Parteikongress verabschiedete „Charta von Verona“ wurde für die letzten achtzehn Monate des Regimes zur Basis für ein brutales Gewalt- und Kollaborationsregime. Sie erklärte u. a. Juden zu Ausländern und zu Angehörigen einer feindlichen Nation (Judenverfolgung in Italien). In Verona ließ Mussolini im Januar 1944 gegen die „Verräter des 25. Juli 1943“, die ihn damals gestürzt hatten, einen Schauprozess inszenieren, der mit der Vollstreckung der Todesurteile gegen fünf Angeklagte  unter ihnen Mussolinis Schwiegersohn und früherer Außenminister Ciano – endete.

 

 

Tafel am Gebäude der ehemaligen SS-Zentrale

Verona wurde nach dem 8. September 1943 zum Hauptsitz der deutschen Militärverwaltung für das ganze besetzte Italien. Zudem war es Sitz der SS-Sicherheitspolizei in Italien, deren Chef, SS-Gruppenführer Wilhelm Harster, unmittelbar dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin unterstellt war. Diese SS-Befehlszentrale residierte in einem monumentalen Versicherungsgebäude am Corso Porta Nuova, wenige Meter entfernt von der Piazza Bra in der Stadtmitte. Das SD-Gebäude mit Gefängniszellen im Keller, über deren Türen noch heute deutsche Bezeichnungen zu lesen sind, war ein gefürchtetes Verhör- und Folterzentrum. Wilhelm Harster, dem später zwar wegen seiner im besetzten Holland begangenen Verbrechen, nie aber wegen seiner Verantwortung als SD-Chef in Italien der Prozess gemacht wurde, unterstand auch das Durchgangslager Fossoli, von dem aus gefangen genommene Partisanen, Resistenza-Angehörige und Juden in die deutschen Vernichtungslager geschafft wurden. Das Einsatzkommando Dannecker, das im Oktober die Deportation der Juden Roms organisiert hatte, sorgte im Dezember 1943 auch für die Deportation der Juden Veronas.

 


Gedenkstein an der Piazza delle PosteWiderstand und Gedenken
Bevor noch in der Stadt selbst wegen der massiven Präsenz von Wehrmacht, SS und der starken faschistischen Basis vor Ort Widerstand besonders schwierig wurde, leistete am 9. September1943 eine Gruppe italienischer Soldaten mit Unterstützung aus der Bevölkerung auf der Piazza delle Poste bewaffneten Widerstand: sie errichteten eine Barrikade und beschossen anrollende deutsche Militärfahrzeuge, bis ihnen die Munition ausging. Sechs Italiener starben. Eine Tafel am Rande des Postplatzes erinnert an das Gefecht und an die Opfer. Einer der Anführer, Darno Maffini, war gefangen genommen worden und später einem deutschen Lager entkommen. Er schaffte die Rückkehr nach Verona und organisierte dort eine Widerstandsgruppe der GAP.


Die GAP-Gruppen verübten in Verona zahlreiche Anschläge auf faschistische und auf Einrichtungen der deutschen Besatzung. Ein Obelisk aus Metall des Bildhauers Vittore Bocchetta (selbst Überlebender des KZ-Außenlagers Hersbruck) im Innenhof des früheren Scalzi-Gefängnisses erinnert an den bewaffneten Überfall eines GAP-Kommandos, dem am 17. Juli 1944 die Befreiung des kommunistische Gewerkschaftsführers Giovanni Roveda (nach der Befreiung erster Bürgermeister Turins) gelang.
Zahlreiche Resistenza-Brigaden operierten vom Bergland in der Umgebung Veronas aus. An dieses Operationsnetz der Resistenza erinnert der Wanderführer „Sui sentieri della libertà. I luoghi della Resistenza sulla montagna veronese“ (2004), der im Istituto veronese per la storia della Resistenza, erworben werden kann.

 

Das frühere Scalzi-Gefängnis: der Eingang die Gedenktafel der Obelisk im Innenhof

 

Tafel an der SynagogeSynagoge

Gedenktafel für Rita RosaniDie Synagoge von Verona befindet sich in der Via Rita Rosani. Die kleine Seitenstraße, wenige Minuten von der Piazza delle Erbe entfernt, ist nach Rita Rosani benannt, einer jüdischen Widerstandskämpferin, die als Partisanin im Alter von 24 Jahren in der Nähe Veronas am 17. September 1944 ermordet wurde. Eine Gedenktafel an der Außenfront der Synagoge erinnert an sie.

Adresse: Istituto Veronese per la Storia della Resistenza e dell’Etá Contemporanea (IVRR), Via Cantarane, 26 – 37129 Verona, Tel. 0033-(0)45-8006427; E-Mail: [email protected]; Internet: www.ivrr.it

Literatur / Medien
Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung: Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945, Tübingen 1993, S. 81, 122, 541543; Schieder, Wolfgang, Der italienische Faschismus, Beck'sche Reihe, München 2010, S. 102 f.; Kuby, Erich, Verrat auf deutsch. Wie das Dritte Reich Italien ruinierte, Hamburg 1982, S. 371 ff.; Verona Medaglia d'Oro. 19431945. Luoghi, testimonanze e fatti. Verona 2003