Alexander Bogen (Katzenbogen), geboren am 24. Januar 1916 in Tartu/Estland, wuchs nach dem Tod seines Vaters in Vilnius auf, besuchte 1936 die dortige Kunstakademie, musste diese bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abbrechen. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 versuchte Bogen mit seiner Frau Rachel zu fliehen, wurde gefasst und ins Ghetto Švenčionys deportiert. Im Juli 1943 konnte Bogen entkommen und zu den sowjetischen Partisanen in die Narocz Wälder fliehen. Im Auftrag von Fiodor Markov, dem dortigen Brigade-Führer, kehrte Bogen ins Ghetto von Vilnius zurück, um gemeinsam mit der Widerstandsorganisation FPO Jugendliche für den bewaffneten Kampf vorzubereiten und ihnen zur Flucht in die Wälder zu verhelfen. Kurz vor der Liquidierung des Ghettos am 23. September 1943 verließ er mit einer der letzten Gruppen das Ghetto und kehrte wieder zu seiner Einheit nach Narocz zurück, wo er Leiter einer der fünf Einheiten in der Brigade von Josef Glazman wurde. Bogen sah seine Aufgabe auch darin, das Leben der Widerstandskämpfer und ihre Aktivitäten zu dokumentieren und damit ihre Moral zu stärken.
Nach Ende des Krieges kehrte Bogen mit seiner Frau, die mit ihm als Partisanin gekämpft hatte, nach Vilnius zurück. Dort beendete er sein Studium an der Kunstakademie und wechselte ab 1947 als Professor an die Akademie der Bildenden Künste nach Łódź. 1951 wanderte das Ehepaar nach Palästina aus, wo Bogen Vorsitzender des israelischen Maler- und Bildhauerverbandes wurde und als Dozent für Kunst an der Hebräischen Universität Jerusalem unterrichtete. Er starb am 20. Oktober 2010 in Tel Aviv.
Er hinterließ nicht nur einen genauen Bericht über seine Zeit als Partisan, sondern betrachtete auch seine Kunst als einen Beitrag zum Widerstand, in dem er dokumentierte, was er sah:
„Wir sahen verlassene Kinder. Wir sahen Menschen, die zum Schlachten geführt wurden. Ich legte meinen Bleistift keinen Moment nieder. Ein zum Tode verurteilter Künstler porträtiert zur Vernichtung verurteilte Menschen. ... Ich skizzierte den Wald, meine Kampfgefährten, die Kämpfe an sich. Da gab es keinen Tisch, keine Stifte, kein Papier, ich fand Packpapier. Ich verbrannte trockene Zweige als Kohle für meine Skizzen. Ich fragte mich, warum ich zeichnete während ich Tag und Nacht kämpfte. ... Eine ... Motivation war, die so genannte Freie Welt zu informieren ... und auch in Zeiten des Holocaust kreativ zu sein, das ist auch ein Protest. ... Der Künster agiert durch sein Medium. Das ist sein Protest! ... Das ist seine Waffe ... Das zeigt, dass die Deutschen seinen Geist nicht haben brechen können“ (Alexander Bogen).
Literatur / Medien
Bogen, Alexander: The Onset of the Partisan Units in the Forest of Naroch (abrufbar unter: http://www.eilatgordinlevitan.alexander_bogen); Kunst aus dem Holocaust: 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem, hrsg. von Eliad Moreh-Rosenberg u. Walter Smerling, Köln 2016
http://www.alexanderbogen.com/
http://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/bogen/gallery.asp (Foto und Bild)
http://www.yadvashem.org/yv/en/education/interviews/alexander_bogen.asp
https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_Bogen (Zitat in: Resistance through Art, übers. Red)
http://www.eilatgordinlevitan.com/vilna/vilna_pages/vilna_stories_bogen.html
Foto und Bild: Yad Vashem, The Pen and the Sword, Jewish Artist and Partisan Alexander Bogen