Mordechai Anielewicz wurde am 15.2.1919 in Wyszków, 50 km nordöstlich von Warschau geboren. Nach dem Schulbesuch trat er der zionistischen Hashomer Hatzair-Jugend bei; er tat sich bald als Jugendleiter und Organisator hervor.
Im September 1939, nach dem Überfall Nazi-Deutschlands ging er nach Ostpolen. Nach einem von den Sowjets vereitelten Versuch, nach Palästina zu kommen, ging er nach Wilna (Litauen), wo sich viele jüdische Flüchtlinge aus Warschau aufhielten. Er rief dazu auf, zurück zu gehen und die Aktivitäten wieder aufzunehmen – im Untergrund.Seine Freundin Mira Fuchrer und er waren unter den ersten.
Nach den ersten Berichten über die Massenmorde an Juden während des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion war ein Schwerpunkt, über die Notwendigkeit von Selbstverteidigungsgruppen im Ghetto aufzuklären. Die Bitte an die Heimatarmee, die jüdische Bevölkerung zu unterstützen, z.B. auch mit Waffen, blieb zunächst ergebnislos.
Er war bei der Bildung des Antifaschistischen Blocks dabei, verließ ihn aber bald wegen u.a. innerer Probleme.
Im Sommer 1942 ging Anielewicz in das Kohlerevier um Katowice und Będzin, um dort – mit Erfolg - für die Bildung von Jugend- und Widerstandsgruppen in den Ghettos zu werben.
Als er im Herbst nach Warschau zurückkam, waren hundertausende jüdische Menschen in Treblinka umgebracht worden. Er fand, dass die jüdische Gemeinschaft besser vorbereitet sein müsse, für die zu erwartenden Angriffe der deutschen Besatzer. Nach seiner Ansicht war die ZOB zu klein und schlecht organisiert. Im November 1942 wurde zum Kommandanten der ZOB gewählt. Der Bund wurde über das Jüdische Nationalkomitee , die politische Vertretung aller jüdischen Gruppen, in die militärischen Aktionen eingebunden. Es wurden in den Vierteln Kampfgruppen aufgestellt.
Die ZOB war überrascht, als die Deutschen am 18.1.1943 die nächste Deportationswelle anfingen. Spontan mischten sich jüdische Kämpfer unter die zum 'Umschlagplatz' geführte Menge ein und griffen die Begleitmannschaften an. Die meisten starben, Anielewicz überlebte. Die – überraschten - Deutschen brachen die Aktion nach drei Tagen ab, die ZOB verstärkte ihre Vorbereitungen. Als die Deutschen am 19.4. mit Verstärkungn zurückkamen, trafen sie auf heftige Gegenwehr und erlitten Verluste.
In dieser Situation schrieb Anielewicz an Y. Zuckerman (damals auf der 'arischen' Seite)
„In den Bunkern, in denen sich unsere Kameraden verstecken, kann keine Kerze mehr angezündet werden, wegen des Mangels an Luft.....Fahre wohl, mein Freund! Vielleicht sehen wir uns nie wieder! Der Traum meines Lebens hat sich erfüllt. Der bewaffnete jüdische Widerstand und die Rache sind zur Tat geworden. Ich bin Zeuge wunderbaren heldenhaften Kämpfens der jüdischen Kämpfer geworden.“
Die Deutschen unter General Stroop gingen nach wenigen Tagen vom Straßenkampf setzten zunehmend Flugzeuge, Panzer und Flammenwerfer ein. Sie gingen Block für Block vor, trieben die Menschen aus ihren Häusern und Bunkern und setzten ganze Häusererreihen in Brand. Die letzten Kämpfer, darunter auch Anielewicz und seine Freundin Mira Fuchrer zogen sich in den ZOB-Bunker in der Milastraße 18 zurück. Am 8. Mai starben sie - offen ob wegen Sauerstoffmangel oder durch Selbsttötung.
Gedenken
Der ZOB-Bunker wurde nach dem Krieg nicht geöffnet, sondern mit einem Hügel aus Schutt bedeckt. In der Nähe sind auf einem großen Gedenkstein über 50 gefallenen
jüdischen Kämpfer*innen eingraviert.
Literatur/Medien
Gutman, Israel u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, S. 40-43
Lustiger, Arno: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden 1933-1945, Köln 1994, S. 83-85
Mark, Bernard: Der Aufstand im Warschauer Ghetto, 2. Auflage, Berlin 1959, S. 143