Die polnische Heimatarmee (Armia Krajowa / AK) war die militärische Organisation der polnischen Untergrundbewegung. Sie ging aus bewaffneten Verbänden hervor, die nach dem deutschen Überfall auf Polen (1. September 1939) entstanden waren. Diese kämpften zunächst gegen die deutsche Besatzung, nach der Aufteilung Polens durch den Hitler-Stalinpakt und nach der Kriegswende mit der deutschen Niederlage von Stalingrad (1943) auch gegen die sich abzeichnende sowjetische Eroberung polnischen Territoriums. 1942 wurden diese Einheiten in AK umbenannt, da sie als Teil der polnischen Streitkräfte galten und der polnischen Exil-Regierung in London unterstellt waren. Ab 1941 unterstützte und versorgte die britische und polnische Luftwaffe die kämpfenden Einheiten aus der Luft. Die aus Freiwilligen bestehende AK wurde von Offizieren der polnischen Vorkriegsarmee geführt und konzentrierte sich zunächst auf ein wirksames, dem britischen Geheimdienst zuarbeitendes  Spionagenetz und auf Sabotage, zunehmend jedoch auf Partisanenaktionen gegen deutsche und sowjetischen Einheiten und Einrichtungen.

Die AK versuchte, regionale und lokale Aufstände auszulösen und sich dann jeweils territorial festzusetzen. Dies schien ihr 1943/44 im Gebiet um Vilnius zu gelingen, das mit seiner polnischen Mehrheitsbevölkerung weiterhin zu Polen gehörte und 1939 nach Auffassung der Londoner Exilregierung völkerrechtswidrig dem litauischen Staatsgebiet zugeordnet worden war (Hitler-Stalin-Pakt). Die AK agierte dort zwischen Frühjahr 1943 und Frühjahr 1944 mit mehreren Tausend Kämpfern und konnte sich bei ihren Aktionen auf die ansässige polnische Landbevölkerung stützen. Die Region um Vilnius sollte nach dem Willen der AK vor dem Einmarsch der Roten Armee wieder unter polnische Kontrolle gelangen. Die SS-Führung erklärte die Region Vilnius-Land deshalb im Juni 1943 zum „Bandenkampfgebiet“ und setzte massive Kräfte der eigenen und der litauischen Kollaborationspolizei in einem brutal geführten Kampf ein, in den Dörfer, Einrichtungen und die Zivilbevölkerung rücksichtslos einbezogen wurden. „Die AK erlangte im ersten Halbjahr 1944 klar die Oberhand im Vilnius-Gebiet, die Litauer und die Deutschen waren in der Defensive“ (Dieckmann). Angesichts der heranrückenden sowjetischen Armee und der militärisch starken sowjetischen Partisanen kam es sogar zu Verhandlungen zwischen der regionalen AK-Führung sowie der SS- und Wehrmachtsführung mit dem Ziel, im Kampf gegen die sowjetische Seite zu kooperieren. Diese Gespräche wurden im März 1944 von der zentralen AK-Leitung in Warschau abgebrochen. Hätten sie Erfolg gehabt, wären im dann beginnenden Kampf der AK gegen die sowjetischen Partisanen auch die im Rudniki-Wald liegenden jüdischen Ghetto-Flüchtlinge und Partisanen verloren gewesen, denn antisemitische Teile der AK machten mit jüdischen Partisanen häufig „kurzen Prozess“.

Rückzug und Zersplitterung der AK, vor allem der erfolgreiche Vorstoß der Roten Armee in die Region Vilnius Anfang Juli 1944 beendeten die Hoffnung der AK, Südlitauen für Polen zurückerobern zu können. Diese Zielsetzung erledigte sich mit dem vollständigen Sieg der Roten Armee über die deutsche Besatzung in Litauen und der folgenden Hegemonie der Sowjetunion in Osteuropa.

Nach der Niederschlagung des von der AK angeführten Warschauer Aufstands im August/September 1944 durch Wehrmacht und SS war die polnische Heimatarmee vollständig aufgerieben, sie musste kapitulieren und nahm ab Herbst 1944 nicht mehr an den nachfolgenden Kämpfen teil.

Literatur / Medien
Arad, Yitzhak: Ghetto in Flames, New York1982, u. a. S. 459; Dieckmann, Christoph (2011), S. 1400 ff. (Zitat S. 1476); Gräfe, Karl Heinz: Vom Donnerkreuz zum Hakenkreuz, S. 214 ff; Rudkowsky, Tadeusz: Heimatarmee. In: Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung. Hg. Jerzy Kochanowski und Beate Kosmala. Potsdam/Warschau 2013, S. 289 ff.;
Bildnachweis: Foto Flagge: https://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Heimatarmee
Aleksander Krzyżanowski:  https://en.wikipedia.org/wiki/Home_Army