Jakovas Bunka (Jerusalem Post Maganzin)Jakovas Bunka, 1923 in Plungė geboren, begann eine Lehre als Schreiner, die mit Beginn des Krieges 1941 abgebrochen werden musste. Im Juni 1941 wurde seine Familie von den Sowjets nach Sibirien deportiert, wo sie Arbeit fand. Gemeinsam mit Vater und Bruder schloss sich Jakovas Bunka der 16. Litauischen Division innerhalb der Roten Armee an. Zu den 41 Gefallenen dieser Einheit zählen auch sein Vater und Bruder. Nach der Befreiung 1944 kehrte Bunka als hochdekorierter Offizier der Roten Armee in seine Heimatstadt zurück. Während Mutter und zwei Schwestern nach Israel emigrierten, beschloss er, in Plungė zu bleiben. „Ich gab mir selbst das Versprechen zu blieben, um alles, was an das zerstörte jüdische Leben der Stadt erinnert, zu dokumentieren und zu erhalten“ (jbfund.lt). Seine unermüdliche Suche nach Resten des jüdischen Lebens in Plungė wurde von den Sowjetbehörden lange behindert. 1976 gelang ihm endlich ein Durchbruch: der Bürgermeister von Kaušėnai erlaubte ihm, für die 100 ermordeten Juden des Ortes eine Statue zu errichten. Dies bedeutete für ihn die Ermutigung, am Ort des Massenmords der Plungėr Juden im Wald von Kaušėnai mit der Einrichtung einer Gedenkstätte zu beginnen, die er – zunächst im Stillen – mit der Arbeit an seinen großen Holzskulpturen begann. In den 1980er Jahren ergriff der von der Kunst Bunkas beeindruckte Bürgermeister von Plungė die Initiative für die Errichtung der Gedenkstätte. Sowjetische Soldaten wurden mit der Aufstellung und der von Bunka inzwischen angefertigten Holzskulpturen beauftragt, die Gemeinde genehmigte die weitere Ausgestaltung der Gedenkstätte. Seit Jahren sie zu einer der eindrucksvollsten Litauens mit zahlreichen von Bunka und anderen litauischen Künstlern errichteten Holzskulpturen, einer Gedenkwand mit den Namen der jüdischen Opfer aus Plungė und einem Gedenkstein, der auch die lokale Kollaboration nicht verschweigt. Dazu gehören kleine Tafeln am Eingang zur Gedenkstätte, die an litauische Retterinnen und Rettern von Plungėr Juden erinnert.

Eine der Holzspulturen BunkasNeben seinem Kunstschaffen – kleine und größere Holzskulpturen früherer jüdischer Bürger der Stadt – engagierte sich Bunka für die Restaurierung von fast Hundert der über 1000 zerstörten Grabsteine auf dem alten jüdischen Friedhof, für die Rückgabe der Großen Synagoge und zweier Bethäuser an die kleine, neu gegründete Jüdische Gemeinde, für die Benennung einer Straße nach der früheren Synagoge und für Ausstellungen und Informationen – insbesondere an Schulen. Er setzte sich für die Errichtung eines kleinen jüdischen Museums ein, schrieb Aufsätze und ein Buch über das frühere jüdische Leben in Plungė, sammelte Augenzeugenberichte und recherchierte die Biographien ermordeter und emigrierter Plungėr Juden. Auf Grund dieser Recherchen wurden 15 an den Massenmorden beteiligte Litauer von Gerichten der litauischen Sowjetrepublik zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Bunka lebte mit seiner litauischen Frau und drei Kindern in einem Hochhaus am Rand von Plungė . Er selbst habe nie antisemitische Ressentiments erfahren und sprach anerkennend über die tolerante Atmosphäre und die Unterstützung, die er von Seiten der Stadt und seinen Mitbürgern erfahren hat. Am 30. Juli 2014 ist Jakovas Bunka – der „letzte Jude von Plungė“ – im Alter von 91 Jahren in Plungė gestorben.

Literatur / Medien:
http://www.musarium.com/lithuania/lithuania4.html
http://www.jewish-heritage-europe.eu/2014/08/01/death-of-jakovas-bunka/%E2%80%9D
https://www.jewishgen.org/yizkor/plunge/plunge.html
https://www.pbslearningmedia.org/resource/sotj14.socst.world.plunge/holocaust-in-plunge (Video)
http://jbfund.lt/the-last-jew-in-the-lithuanian-village-of-plunge-has-made-it-his-lifes-work-to-commemorate-the-jews-killed-there-in-war-world-ii-and-to-remind-locals-of-their-past-deeds/ (Foto und Zitat)