Region Rhône-Alpes

Hauptort: Chambéry

Wappen des Departements; Quelle: WikipediaEinführungLage des Departements; Quelle: Wikipedia
Das Departement Savoie (dt.: Savoyen) ist der südliche Teil von Savoyen, das sich 1860 Frankreich anschloss. Es grenzt u.a. an Italien (Provinz Turin). Der größte Teil ist bergig, teilweise hochalpin. Es hat 420000 Einwohner/innen. Neben dem Tourismus (60 Ski-Stationen) haben Dienstleistungen, Landwirtschaft (Viehzucht, Milchwirtschaft, Käse, Weinbau) und Industrie (Aluminium, Spezialstähle, Wasserkraft) eine geringere Bedeutung.

Besatzungsregime
Neun savoyardische Gemeinden sowie Weiler und Alpen wurden bereits im Juni 1940 nach dem frz.-italienischen Waffenstillstand von Italien besetzt und faktisch annektiert: Séez, Montvalezan, Sainte-Foy-la-Tarentaise und der Weiler Les Mottets von Bourg-Saint-Maurice im Tarentaise-/Isère-Tal, Bessans, Lanslevillard, Lanslebourg, Termignon, Sollières-Sardières und Bramans im Maurienne mit damals 5300 Einwohner/innen. Die bei Kriegsbeginn von der frz. Armee evakuierte Bevölkerung fand bei ihrer Rückkehr im August 1940 ihre Häuser teilweise zerstört oder geplündert vor. Maßnahmen der angestrebten Italienisierung waren: Neben der militärischen wurde eine zivile Verwaltung (Commissaires Civils) eingesetzt, die oberen Verwaltungs-, Ordnungs- und Justizbehörden saßen in Turin, einige Bürgermeister wurden abgesetzt, italienisch war Pflichtfach in der Grundschule. Lebensmittelversorgung und Absatz landwirtschaftlicher Produkte waren eingeschränkt, besonders wenn Almen, traditionelle Bezugsquellen und Märkte außerhalb des Besatzungsgebiets lagen.
Ab 11. November 1942 war das ganze Departement von italienischem Militär besetzt. Zerstörungen, Beschlagnahmen und Abgabeverpflichtungen belasteten Menschen und Wirtschaft. Besonders ab dem Frühjahr 1943 verfolgten Carabinieri und die politische Polizei OVRA Widerstandstätigkeiten und Maquis. Die italienischen Besatzer errichteten im Mai 1943 ein 'Campo di concentramento' (Internierungslager) „für Kommunisten“ im Fort Victor-Emmanuel oberhalb von Modane. Insgesamt wurden 325 Oppositionelle und Geiseln interniert, die meisten aus der Gegend um Nizza, 40 vom italienischen Militärgericht in Breil-sur-Roya Verurteilte und Notabeln wie der ehemalige Abgeordnete Léon Martin aus Grenoble. Ernährung und hygienische Bedingungen werden als schlecht geschildert. Viele Résistants kamen auch in die Gefängnisse von Chambéry.
Nach dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September 1943 wurde das Departement von deutschen Truppen besetzt, das Hauptquartier befand sich in Chambéry, dort waren auch Büros der Gestapo; in vielen Orten gab es eine deutsche Garnison. Besonders ab Januar 1944 wurde die Repression durch die Deutschen und die sie unterstützende frz. Milice verschärft, zahlreiche Maquis angegriffen, Einwohner/innen verhaftet und deportiert (vgl. z.B. Albertville, Beaufort, Ugine), die Gefängnisse von Chambéry füllten sich erneut. Im Sommer 1944 aber konnten Résistancegruppen und Maquis in die Befreiungskämpfe eingreifen (siehe unten).

Judenverfolgung, -rettung und Deportation
Aufgrund der antisemitischen Gesetze der Vichy-Regierung wurden Juden aus dem öffentlichen Dienst entfernt, mittellose ausländische Familien wurden unter Hausarrest gestellt oder im Lager Ruffieux interniert. 1942 gab es etwa 250 ausländische Juden im Departement. In der großen Razzia vom Juli/August 1942 verhaftete Vichy-Polizei über 160 meist ausländische jüdische Kinder, Frauen und Männer und brachte sie über die Lager Ruffieux und Vénissieux bei Lyon in das Internierungslager Drancy bei Paris; von dort wurden sie durch die Deutschen in das KZ Auschwitz und andere Vernichtungslager deportiert.
Im Frühjahr 1943 durchkreuzte das italienische Militär Pläne der Vichy-Regierung, alle ausländischen Juden aus dem Südosten Frankreichs in die deutsch besetzten Departements Archèche und Drôme auszuweisen. Den Vichy-Behörden wurde die Deportation von Juden untersagt. Für viele aus der Nordzone, Deutschland und Mitteleuropa geflohene Juden wurde Savoyen zum Zufluchtsort … und mit der deutschen Besatzung ab September 1943 zur Falle. Denn die Deutschen nahmen noch im September 1943 die Jagd auf Juden wieder auf, jetzt auch auf französische (vgl. z. B. Aix-les-Bains, Chambéry). Mehr als 430 Männer, Frauen und Kinder wurden in die Vernichtungslager deportiert, nur wenige überlebten.

Resistance
Ein großer Teil der Bevölkerung vertraute zunächst dem Chef des Vichy-Staats, Pétain. Sie sahen in ihm auch den Schutz vor einer italienischen Annexion des gesamten Departements. Individuelle Akte wie das Zeigen des Lothringer-Kreuzes blieben ohne nachhaltige Wirkung. Lokale Gruppen der Widerstandsnetze und -bewegungen wie Combat, Franc-Tireur, Francs Tireurs et partisans (FTP) und Libération-Sud entstanden. Auftrieb bekamen sie 1942/43 mit der italienischen Besatzung und vor allem, als insgesamt fast 3000 junge Leute den Zwangsarbeitsdienst STO verweigerten und viele von ihnen Rat, Schutz und Unterkunft suchten. Flugblätter und Zeitungen gegen die Besatzung wurden verteilt. Widerstandsgruppen in den Gemeinden und Maquis der Armée Secrète (AS) und FTP führten Sabotageakte an Eisenbahnlinien, Telefonleitungen und italienischen bzw. deutschen Einrichtungen durch und zwangen die Besatzungsmacht zum Eingreifen (vgl. z.B. Aix-les-Bains, Chambéry, Moûtiers, Saint-Georges-d'Hurtières, Ugine). Im Sommer 1944 waren sie in der Lage, in die Befreiungskämpfe einzugreifen. Sie verunsicherte die Wehrmacht durch überfallartige Attacken; ihr Abzug nach Italien wurde verzögert und erschwert und kostete sie Menschen und Material (vgl. Bourg-Saint-Maurice, Moûtiers, Séez sowie die Gemeinden im Maurienne-Tal).

Befreiung
Um die deutsche Rüstungswirtschaft zu schwächen, bombardierten die Alliierten die Bahnhöfe von Chambéry am 26. Mai 1944, Modane und Fournier im Maurienne im Herbst 1944; dabei gab es zahlreiche Tote und Verwundete unter der Zivilbevölkerung. Nach umfangreichen Waffenabwürfen per Fallschirm auf dem Glières-Plateau (Haute-Savoie) und am Col des Saisies am 1. August 1944 und noch vor der alliierten Landung in der Provence (15. August) griffen FFI-Gruppen deutsche Garnisonen an und versuchten, den Rückzug der Wehrmacht nach Norditalien zu stören. Im Tarentaise-Tal (vgl. Bourg-Saint-Maurice, Moûtiers, Séez) und vor allem im Maurienne-Tal praktizierten Wehrmachtseinheiten der 157. Reserve-Gebirgsjägerdivision und der 90. Panzergrenadier-Division „verbrannte Erde“: Sie zerstörten Brücken, Kraftwerke, Häuser, Höfe und ganze Ortschaften, erschossen Zivilisten und begingen Massaker an der Zivilbevölkerung. Die Gemeinden konnte im Laufe des August und September 1944 von FFI, teilweise mit Unterstützung freifranzösischer Verbände (FFL) befreit werden. In einigen grenznahen Ortschaften kam es aber bis Frühjahr1945 zu Vorstößen der Wehrmacht, die sich im Winter auf den Alpenpässen Cenis und Kleiner Sankt-Bernhard verschanzt hatte und erst am 26. April von den FFL endgültig vertrieben werden konnte.

Gedenken
Wichtige Gedenkorte sind das Savoyer-Denkmal in Chambéry, das Widerstandsdenkmal in Albertville und der Gedenkstein auf dem Saisies-Pass. In Villargondran (Maurienne) besteht das Widerstandsmuseum Musée de la Résistance Rosine Perrier. Im Gemeindemuseum von Moûtiers ist eine Abteilung dem Widerstand gewidmet; in Modane organisiert die Muséobar u.a Ausstellungen. Ein virtuelles Museum ist zu besuchen unter http://lemuseevirtueldespaysdesavoie.fr

Gedenkorte
Aiguebelle, Aix-les-Bains, Albertville, Argentine (Savoie), Aussois, Bessans, Bourg-Saint-Maurice, Bramans, Chambéry, Épierre, Fourneaux (Savoie), Hermillon, La Chapelle (Savoie), Lanslebourg-Mont-Cenis, Lanslevillard, Les Échelles, Maurienne (Valleé de la/Tal), Modane, Montmélian, Moûtiers, Orelle, Petit Saint-Bernard (col de)/Kleiner Sankt-Bernhard Pass, Ruffieux, Saint-Alban-d'Hurtières, Saint-André (Savoie), Saint-Georges-d'Hurtières, Saint-Jean-de-Maurienne, Saint-Marcel (Savoie), Saint-Michel-de-Maurienne, Saint-Pierre-d'Albigny, Saint-Rémy-de-Maurienne, Saisies (Col des/Pass), Séez, Ugine, Villargondran.

Literatur /Medien
Panicacci, Jean-Louis: L'Occupation italienne: Sud-Est de la France, juin 1940-septembre 1943, Rennes 2010
Rickard, Charles: La Savoie sous l'occupation, Rennes 1985; ders.: La Savoie dans la Résistance – Haute-Savoie, Savoie, Rennes 1986
Villermet, Christian: A noi Savoia. Histoire de l'occupation italienne en Savoie: novembre 1942 - septembre 1943, 1999
Petit futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 346ff.; Ausgabe 2012/2013, S. 230
http://www.musee-resistance.com/spip.php?article216 (italienische Besatzung)
http://www.museedelaresistanceenligne.org/expo.php?expo=75&theme=143&stheme=308 (Befreiung)
http://www.savoie-archives.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano17/thumb.html (it. Besatzung)
http://www.savoie-archives.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano20/thumb.html (dt. Besatzung, Zerstörung August 1944)
http://www.savoie-archives.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano21/thumb.html (Befreiung)
http://www.savoie.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano11/thumb.html
http://www.savoie-archives.fr/archives73/expo_savoie_des_ombres/pano12/thumb.html (Judenverfolgung)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Savoie_(d%C3%A9partement)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Histoire_de_la_Savoie_de_1914_%C3%A0_1945