Saartje Wijnberg wurde am 15.5.1922 in Groningen (Niederlande) geboren. Sie wurde nach der deutschen Besetzung bei einer Razzia in ihrem Versteck entdeckt und im April 1943 über die Lager Vught und Westerbork nach Sobibor deportiert. Bei der Ankunft wurde sie zur Zwangsarbeit bestimmt, sie musste die den ermordeten Deportierten abgenommene Kleidung sortieren. Bei dieser Arbeit lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, den polnischen Juden Chaim Engel.
Mit ihm konnte sie beim Häftlingsaufstand am 14. Oktober 1943 aus dem Lager fliehen, nach zwei Wochen fanden sie in der Nähe von Chełm eine Bleibe bei einem polnischen Bauernpaar, wo sie in der Scheune bis zur Ankunft der Roten Armee bleiben konnten.
Bald danach brachte Selma Wijnberg einen Sohn zur Welt. Die Familie fuhr nach einigen Monaten auf dem Seeweg in die Niederlande. Auf dem Schiff starb der Sohn. In Zwolle eröffneten sie ein Textilgeschäft. Aber sie litten unter antisemitischen und antipolnischen Vorbehalten. Sie fühlten sich bedroht durch eine evtl. Ausweisung nach Polen. Deshalb wanderten sie 1951 nach Israel und 1957 in die USA aus.
Selma und Chaim Engel sagten mehrmals in Prozessen gegen deutsche Täter aus. Sie sprachen regelmäßig vor Schulklassen über ihre Erfahrungen in Sobibor. 2010 wurde ihr ein niederländischer Orden verliehen. Dabei bat der Minister sie um Entschuldigung für das Verhalten der Regierung vor 65 Jahren – Selma Engel nahm sie nicht an. Sie starb – 15 Jahre nach ihrem Mann – am 4.12.2018 in New Haven/Connecticut, USA.
Literatur/Medien
Bildungswerk Stanisław Hantz u.a. (Hg.): Fotos aus Sobibor, Berlin 2020, S. 348f., 266 - 270
New York Times 7.12.2018, https://www.nytimes.com/2018/12/07/obituaries/selma-engel-dead.html