Tancredi („Duccio“) Galimberti wurde am 30. April 1906 in Cuneo geboren. Sein Vater war Minister für Post und Telegraphie und in der faschistischen Regierung Senator, seine Mutter, Alice Schanzer, Literatin jüdischer Abstammung. Duccio Galimberti trat nach seinem Jurastudium an der Universität von Turin in Cuneo in die Anwaltskanzlei seines Vaters ein und zählte nach dessen Tod zu den Mitbegründern des antifaschistischen Partito d’Azione. Er vereinte verschiedene Widerstandsgruppen in der Brigata „Giustizia e Libertà“ (GL) und wurde zu einer der Leitfiguren der Widerstandsbewegung und des CLN im Piemont.
Am Tag nach der Absetzung Mussolinis rief Galimberti am 26. Juli 1943 vom Balkon seiner Kanzlei in Cuneo zum Widerstand auf: „ ... La guerra continua fino alla cacciata dell‘ultimo tedesco e alla scomparsa delle ultimi vestigia del fascismo ...“ (Der Krieg geht weiter bis zur Vertreibung des letzten Deutschen und dem Verschwinden des letzten Restes von Faschismus). Danach wurde seine Kanzlei zum Zentrum des antifaschistischen Widerstandes in der Provinz. Kurz nach dem 8. September 1943 ging er in den Untergrund und gründete zusammen mit Freunden wie Dante Livio Bianco zunächst in Madonna del Colletto, später in Paralup die ersten Widerstandsgruppen (Italia Libera). Im Januar 1944 wurde er schwer verwundet, von einer polnisch-jüdischen Ärztin zunächst vor Ort behandelt, später bis zur Genesung in Canale d'Alba. Nach der Genesung wurde er Kommandeur der Brigata GL und Repräsentant der CLN. Als primus inter pares leitete er die Gespräche für einen formellen Pakt zwischen der französischen Résistance und den italienischen Partisanenverbänden. Ein erstes Treffen zwischen den Delegierten der Widerstandsbewegungen beider besetzter Staaten fand in der Nacht zum 12. Mai 1944 auf dem verschneiten, knapp 2.700 Meter hohen Colle Sautron statt: Die Franzosen waren aus dem Ubayetal über Larche aufgestiegen, die Italiener aus dem oberen Mairatal. Das zweite Treffen fand am 22. Mai 1944 in Barcelonnette statt. Offiziell besiegelt wurde der Pakt am 31. Mai 1944 in Saretto im Mairatal. Am 28. November 1944 wurde Galimberti in Turin verhaftet. Ein von den Partisanen unternommener Versuch eines Gefangenenaustauschs scheiterte. In der Kaserne der Schwarzen Brigaden in Cuneo wurde er schwer gefoltert, gab aber keine Informationen preis und wurde am 4. Dezember 1944 in Centallo erschossen. Galimberti wurde posthum mit der „Medaglia d’Oro al valor militare“ ausgezeichnet, seine Kanzlei und sein Wohnhaus sind heute ein Museum. Im Rathaus von Cuneo hängt eine Tafel („Lapide ad ignominia“) mit der Antwort auf die Schandtaten Kesselrings, die Piero Calamandrei dem Andenken an Duccio Galimberti gewidmet hat.
Literatur / Medien:
Sabine Bade / Wolfram Mikuleit: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch. Konstanz 2018, S.96; it.wikipedia.org/wiki/Duccio_Galimberti; www.anpi.it/donne-e-uomini/duccio-galimberti/; www.chieracostui.com/costui/docs/search/schedaoltre.asp?ID=12095&myword=galimberti