Die Geiselerschießungen haben lange Zeit die Erinnerung an die Besatzungszeit geprägt. Sie wurden von der Mehrheit der Franzosen als grausam und unmenschlich abgelehnt, u.a. weil die Opfer nicht wegen individueller Schuld umgebracht wurden, sondern weil sie einem bestimmten Feindbild entsprachen. Zu Beginn der Besatzung hatte die deutsche Wehrmacht auf die „klassische“ Repression gesetzt: Polizei, (Militär-)Gerichte, Gefängnis und Todesstrafe, Internierung (diese wurde zunächst vor allem von Vichy praktiziert).

Geiselpolitik ab 1941
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion änderte sich die Lage. Die Résistance nahm zu und andere Formen an, u.a. Sabotagen und Anschläge auf Einrichtungen und Soldaten der Besatzungsmacht. Die deutschen Verantwortlichen machten Anleihen bei der Praxis der Besatzung und des Vernichtungskriegs im Osten: Sie führten zu massenhaften Geiselerschießungen bei Widerstandsakten und ihrer Verknüpfung mit der Judenverfolgung.
Nach dem Attentat auf einen deutschen Militär am 21. August 1941 (vgl. Paris, Metro Barbès) kündigten die Deutschen an, dass zukünftig alle in Haft befindlichen Franzosen als Geiseln anzusehen seien und eine „angemessene Anzahl“ hingerichtet werde. Sie sollten aus den dem „mutmaßlichen Täterkreis zuzurechnenden Personen“ ausgewählt werden, gemeint waren vor allem „Bolschewisten“ und Juden. Der Chef der Wehrmacht, Keitel, setzte am 16. September 1941 die Zahl von 50 bis 100 Geiseln für einen getöteten deutschen Soldaten fest. „Die Neubestimmung des Geiselbegriffs nahm jene ausgreifende, ideologische Feinderklärung vorweg, die wenige Monate später den Übergang von den 'Sühnemaßnahmen' zur Deportation der Juden aus Frankreich bestimmen sollte“ (A. Meyer).

Geiselerschießungen und Deportationen
Nach den  Attentaten auf zwei deutsche Militärs in Nantes und Bordeaux am 20. und 21.10.1941 wurden 98 Geiseln in Châteaubriant, Nantes, Mont-Valérien und Souge erschossen: http://fr.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A9sailles_apr%C3%A8s_la_mort_de_Karl_Hotz Dies löste Empörung und Ablehnung bei der französischen Bevölkerung und Dissonanzen mit der Vichy-Regierung aus. Während die Militärs auf der Notwendigkeit von Geiselerschießungen beharrten, sah der MBF Otto von Stülpnagel in der Fortführung eine Gefahr für die Politik der Kollaboration. Er schlug als Alternative die Deportation nach dem Osten vor. Diese Idee wurde mit den ersten Deportationen von Juden und Kommunisten ab März bzw. Juli 1942 umgesetzt. Sie waren der Auftakt zu der systematischen und massenhaften Internierung und Deportation von Juden, politischen Gegnern und Geiseln ab Mitte 1942. Die Geiselerschießungen wurden allerdings nicht ausgesetzt, sondern „zusammengefasst“, am 11. August wurden z.B. 88 Geiseln an einem Tag erschossen. Der  nunmehr zuständige SS-Führer Oberg sorgte mit Hilfe seiner Leute dafür, dass ggfs. durch Razzien immer genügend Menschen in Haft saßen, die als Geiseln erschossen werden konnten (vgl. Kurt Kübler, Horst Laube).
Von 1941 bis 1943 wurden in der besetzten Nordzone 810 Geiseln hingerichtet. Die Gesamtzahl der internierten, deportierten oder erschossenen Geiseln ist nicht bekannt.

Literatur/Medien
Meyer, Ahlrich: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940–1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung, Darmstadt 2000, S. 54ff.
www.cheminsdememoire.gouv.fr/de/la-politique-des-otages-sous-loccupation (dt.)
http://concoursresistance.mariemauron.fr/?p=141