Gesia Glezer, geboren 1905, war seit frühester Jugend in der kommunistischen Partei Litauens aktiv und verbrachte in den 1930er Jahren viele Jahre in Gefängnissen. Nach der Annexion Litauens durch die Sowjetunion 1940/41 arbeitete sie als Angestellte in einer Fabrik. Dem deutschen Überfall im Juni 1941 entkam sie und lebte in Kirow, ca. 900km östlich von Moskau. 1942 meldete sie sich als Freiwillige der Litauischen Division, in der Juden die Mehrheit stellten. Wegen ihrer Erfahrung mit konspirativer Arbeit und ihres nicht-jüdischen Aussehens wurde sie mit 30 anderen jüdischen Männern und Frauen für Einsätze in den Ghettos und bei den litauischen Partisanen geschult. Als Fallschirmspringerin wurde sie unter dem Decknamen „Albina“ in Litauen abgesetzt und schlug sich zu den vom sowjetischen Kommandanten Yurgis, einem früheren jüdischen Lehrer aus Kaunas, geführten Partisaneneinheiten durch. Von dort nahm sie Kontakt zu den Führern der FPO im Ghetto von Vilnius auf. Sie versuchte – zunächst vergeblich – diese vom Widerstand außerhalb des Ghettos zu überzeugen, doch die FPO konzentrierte sich zunächst weiterhin auf den Kampf im Ghetto selbst. Im September 1943 nahm Gesia Glezer Kontakt mit der Untergrundbewegung im Ghetto Kaunas auf, um gemeinsam mit Chaim Yelin die Schulung des Widerstands zu übernehmen mit dem Ziel, eine Partisaneneinheit in den Wäldern von Augustow einzurichten. Während dieser Plan misslang, gelang später einer größeren Gruppe die Flucht aus Kaunas und der Aufbau einer bedeutenden Partisaneneinheit in den Rudniki Wäldern.
Im Januar 1944 kam Gesia Glezer wieder nach Vilnius, um Sabotagegruppen zu bilden und zu schulen. Durch Denunziation erfuhr die Gestapo im Mai 1944 ihren Aufenthaltsort und riegelte das gesamte Stadtviertel ab. Sie feuerte mit ihrer Waffe auf die Verfolger und nahm sich mit der letzten Kugel das Leben.
Literatur / Medien
Arad, Yitzhak: Ghetto in Flames, New York 1982, S. 409; Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1233ff.; Faitelson, Alex: The Truth and Nothing But the Truth: Jewish Resistance in Lithuania, Jerusalem 2006, S. 100, 213, 470f.; Lustiger, Arno: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden 1933–1945, Köln 1994, S. 311f.
Foto: Ghetto Fighters House, Photo Archive, Catalog No. 8158