Hirsh GlikHirsh Glik wurde am 24. April 1922 in Vilnius als Sohn von Volf und Rakhel Glik geboren. Er schloss sich früh der zionistischen Jugendorganisation "Haschomer Hazair" an und begann in jungen Jahren Gedichte zu schreiben. Mit sechzehn Jahren gründete er mit jungen jüdischen Literaten die Gruppe „Yungvald“.1940 und 1941 veröffentlichten jüdische Zeitungen in Wilna und Kaunas erste Gedichte von Glik. Nach der Übernahme Litauens durch die Sowjetunion 1939/40 wurden seine Lieder und Gedichte auch in der sowjetisch-jüdischen Presse veröffentlicht. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 versuchte Glik zu fliehen, wurde gefasst, verhaftet und zusammen mit seinem Vater zur Zwangsarbeit im Torflager Biala-Waka eingesetzt. Trotz harter Arbeit im Torflager und schwerer Krankheit schrieb er weiterhin Gedichte und Lieder für seine Mithäftlinge. Er verfasste - so wird berichtet - ein Theaterstück, das die Lebensbedingungen der jüdischen Zwangsarbeiter im Torflager behandelte. Als das Torflager 1943 aufgelöst und die Gefangenen in das Ghetto von Vilnius verlegt wurden, schloss sich Glik der aktiven Widerstandsorganisation  "Vereinigte Partisanenorganisaion" (FPO) an und gehörte zur literarischen Gruppe „Jung Wilne“ um Abraham Sutzkever und Lea Rudnitski. In den folgenden Monaten entstanden zwei erhalten bebliebene Gedichte, die schon damals als Lieder vertont und berühmt geworden sind. Sein Lied „Zog nit keynmol“ wurde zur Hymne des jüdischen Widerstands, „Shtil di Nakht is oysgesternt“ widmete er Vitka Kempner, die in einem mutigen Sabotageakt einen Wehrmachtszug mit Waffen an die Ostfront in die Luft gesprengt hatte. Zahlreiche von Gliks Liedern sind den Opfern der deutschen Terrorherrschaft gewidmet. Glik wurde nach der Liquidierung des Ghettos im September 1943  mit anderen FPO-Mitgliedern verhaftet und in das estnische Konzentrationslager Narva, danach in das Lager Goldfilz deportiert. (Deportationen 1943/44). Es wird berichtet, dass er unter den grausamen Lebensbedingungen der Lager weiter Texte verfasst hat, doch ist nichts von ihnen erhalten geblieben. Im Juli 1944, kurz vor dem Heranrücken der Roten Armee, gelang Glik mit 40 Mitgefangenen die Flucht in die umliegenden Wälder zu einer Gruppe von Partisanen, wo er in einem Kampf mit Deutschen getötet wurde.

Max Czollek (geb. 1987), Lyriker und Publizist, hat 2020 unter der Überschrift der Partisanenhymne „Sog nit keijnmol, as du gejst den letztn weg“ Hirsh Glik einen Vortrag gewidmet, der sich mit Gliks „Poetologie der Hoffnungslosigkeit“ auseinandersetzt.

Shtil di Nakht is oysgesternt

„Still, die Nacht ist voller Sterne,
und der Frost hat stark gebrannt.
Denkst Du noch daran, wie ich Dich gelehrt habe,
eine Pistole in der Hand zu halten?
Ein Mädchen, ein Pelz und ein Barett,
und hält in der Hand fest eine Pistole,
ein Mädchen mit einem samtenen Gesicht,
hält die Karawane der Feinde auf.
Gezielt, geschossen und getroffen,
hat ihre kleine Pistole.
Ein Auto gefüllt mit Waffen,
aufgehalten hat sie es mit einer Kugel.
Am nächsten Tag kam sie aus dem Wald gekrochen,
mit Schneegirlanden auf den Haaren,
ermutigt von einem kleinen Sieg,
für unsere neue, freie Generation

Literatur / Medien
Dijk, Lutz van: Der Partisan. Das kurze Leben des Hirsch Glik, München (1993) 2003; Enzyklopädie des Holocaust. Hg. Israel Gutmann. Deutsche Ausgabe Hg. Eberhard Jäckel u.a. München 1995, Band 1, S. 144 f.; Gudrun Schroeter: Worte aus einer zerstörten Welt. Das Ghetto in Wilna. St. Ingbert 2008, S. 49; Max Czollek: Sog nit kejnmol, as du gehst den letztn weg. Zwiesprachen. Reihe der Stiftung Lyrik Kabinett. Hg. Holger Pils und Ursula Haeusgen. Heidelberg 2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Glik

Die Texte der o.g. Gedichte bzw. Liedtexte sind wiedergegeben unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zog_nit_keynmol
https://de.wikipedia.org/wiki/Shtil,_di_nakht_iz_oysgeshternt
http://holocaustmusic.ort.org/places/ghettos/vilna/glikhirsh/
http://www.deutschlandradiokultur.de/juedischer-widerstand-das-mutige-maedchen.1079.de.html?dram:article_id=283683 
http://lyricstranslate.com/de/hirsch-glick-lyrics.html (Foto, Liedtexte und Lieder)