Eleftherios Kiosses (auch: Lefteris Kiosses) wurde 1923 in Piräus geboren, studierte Literatur und Philosophie, brach das Studium aber nach dem deutschen Überfall auf Griechenland ab und schloss sich dem Widerstand an. Er arbeitete für die Untergrundzeitung I Foni ton Sklavon (Die Stimme der Sklaven) und half, alliierte Soldaten zu verstecken. Am 19. Februar 1942 wurde er in Piräus verhaftet, in die Kerker der Merlinstraße, dem Hauptquartier der SS in Athen, eingeliefert, gefoltert und von dort in das Gefängnis Agikosta in Athen gebracht. Am 28. März 1942 wurde Eleftherios Kiosses von einem deutschen Militärgericht in Athen zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und am 5. Juni 1942 mit acht anderen Widerstandskämpfern auf dem Schießstand von Kesariani im Rahmen einer „Sühnemaßnahme“ erschossen.
Sein vor der Hinrichtung verfasster Abschiedsbrief an seine Familie wurde in die Sammlung Letzte Briefe europäischer Widerstandskämpfer aufgenommen:
Mein liebes Mamachen, Papachen und meine lieben Schwesterchen!
Heute, am 5.6.42, werden wir hingerichtet. Wir sterben als Männer für das Vaterland. Ich leide überhaupt nicht, und so will ich auch nicht, daß Ihr leidet. Ich will keine Klagen und keine Tränen. Habt Geduld.
Ich wünsche Euch, daß Ihr glücklich und meinetwegen nicht traurig seid. Grüße von ganzem Herzen an alle.
WIR SIND UNSERER AHNEN UND GRIECHENLANDS WÜRDIG. Ich fürchte mich überhaupt nicht und schreibe ungebeugt an Euch. Ich atme zum letztenmal die wohlriechende griechische Luft am Fuße des Hymettos. Es ist ein wunderbarer Morgen. Wir haben das heilige Abendmahl genommen und uns auch mit Kölnischwasser besprengt, das einer bei sich hatte.
Sei gegrüßt, Griechenland, Heldenmutter! Seid gegrüßt, meine Lieben, lebt wohl! Haltet Euch aufrecht! Seid unser würdig. Lebt wohl, meine Schwesterchen! Leb wohl, mein Papachen! Lebe wohl, süße kleine Mama! Nur Mut! Es lebe das Vaterland! Ich küsse Euch in Liebe.
Lefteris

Literatur / Medien:
Malvezzi, Piero und Pirelli, Giovanni (Hg.): Und die Flamme soll Euch nicht verbrennen – Letzte Briefe europäischer Widerstandskämpfer, mit einem Vorwort von Thomas Mann, Berlin 1956, S. 271; de.wikipedia.org/wiki/Eleftherios_Kiosses (der dort zitierte Abschiedsbrief wurde einer anderen Ausgabe des Buches entnommen)