Bezirk Alytus

Gedenkstätte am katholischen Friedhof

Der Ort
Leipalingis ist eine Kleinstadt im Südwesten Litauens mit ca. 1.552 (2011) Einwohnern. Sie gehört zum Verwaltungsbezirk Druskininkai. Leipalingis erreicht man von Vilnius aus über die A4 bis kurz vor Merkinė (80km), verlässt dann die A4 und folgt der Straße Nr. 133 bis Leipalingis (ca. 25km).

Die Ereignisse
Im Sommer 1941 erhielt der Polizeichef von Leipalingis vom Chef der Sicherheitspolizei Alytus den Auftrag, die jüdische Bevölkerung der Stadt zu inhaftieren. Die 130 bis 150 Juden der Stadt und drei bis vier jüdische Familien aus den umliegenden Dörfern wurden verhaftet und einige Tage in der Synagoge eingesperrt. Der Polizeichef wählte den Ort für die geplante Ermordung in der Nähe des katholischen Friedhofs und befahl willkürlich aufgegriffenen Dorfbewohnern, dort unter Aufsicht von litauischen Polizisten Gruben auszuheben. Am 11. September 1941 rückte das Rollkommando Hamann mit einigen Deutschen und 15 bis 20 Mitgliedern der litauischen Hilfstruppe in Leipalingis ein. Die örtliche Polizei trieb die Opfer von der Synagoge zu den Gruben, wo sie in drei Gruppen nacheinander erschossen wurden: 60 Männer, 70 Frauen und 25 Alte und Kinder. 

Etwa 30 jüdische Familien (ca. 150 Juden), die in der Synagoge von Lazdija gefangen waren, wurden mit anderen dort Inhaftierten am 11. September in einer weiteren „Aktion“ von einer litauischen Einheit aus Alytus erschossen. Einige Mitglieder dieser Familien wurden abgetrennt und nach Eišiškės verschleppt, mit den Juden aus weiteren Orten schließlich am 27.9.1941 gemeinsam mit dem letzten Teil der jüdischen Bevölkerung von Eišiškės ermordet.

 

 

GedenksteinGedächtnistafel 2018Gedenken
In Leipalingis biegt man von der Hauptstraße (Merkinės -Straße) links in die Dzūkų-Straße und danach an dem kleinen Platz halb rechts in die Kapų-Straße. Man passiert rechter Hand eine Kirche, linker Hand ein sowjetisches Soldaten-Ehrenmal und fährt ca. 900m geradeaus bis zum Ende des katholischen Friedhofs. Dort führt ein kleiner Weg rechts direkt zum Gedenkort. Die Inschrift in Litauisch und Russisch lautet: „Hier liegen 155 Einwohner von Leipalingis begraben, die von den faschistischen Besatzern ermordet wurden.“
54.07991000 23.85363806 / 54°4.7946'N 23°51.2183'E

Seit Januar 2018 erinnert an dem Gedenkort eine Tafel mit Fotos und Namen an die ermordeten Juden. Es ist die erste Tafel dieser Art, die im Rahmen des Programms „Die Namen der Holocaust Opfer leben weiter“ errichtet wurde. Initiator dieses Programms ist ein vom Parlament eingerichtetes „Komitee für Erziehung und Lernen“ mit der Zielsetzung, in den nächsten Jahren ähnliche Tafeln an den Massenmordstätten Litauens zu errichten.


Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 889, FN 432; Holocaus Atlas 2011, S. 20-21.  
http://www.holocaustatlas.lt/EN/Leipalingis//item/29/ 
https://de.wikipedia.org/wiki/Leipalingis 
https://www.jewishgen.org/yizkor/pinkas_lita/lit_00357.html 
https://www.lzb.lt/en/2018/01/09/sign-erected-in-leipalingis-to-commemorate-jewish-victims-of-holocaust/