Pranas Lukys alias Jakys, geboren am 3. Juli 1900 in Raseiniai, ausgebildet als Lehrer, kämpfte 1919 bis 1922 als Freiwilliger im neu gebildeten litauischen Militär gegen sowjet-russische und polnische Verbände. 1923 wurde er in die Kriminalpolizei des neuen Litauens aufgenommen und u.a. in das Klaipėda/Memel-Gebiet entsandt, um dessen Annexion durch Litauen mit vorzubereiten. 1925/26 war er Leiter der litauischen Sicherheitspolizei in Kretinga, wurde von der Smetona-Regierung bald entlassen, da er an politischen Umsturzversuchen beteiligt war, später jedoch wieder als Chef der Sicherheitspolizei in Kretinga eingesetzt. 1940 floh er vor der sowjetischen Besetzung Litauens nach Deutschland und wurde mit weiteren geflüchteten Polizisten in das ostpreußische Arbeitslager Kudern eingewiesen, dessen Leiter SS-Oberführer Paul Schwarz war (Litauische Geschichte). Schwarz erhielt wenig später den der Staatspolizei Tilsit unterstellten Grenzpolizeiposten Laugszargen (s. Tauroggen). Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 22. Juni 1941 kehrte Lukys in seine Funktion als Chef der Sicherheitspolizei in Kretinga zurück. Im Auftrag der „Einsatzgruppe Tilsit“ war er als Anführer einer Truppe litauischer Nationalisten für Massenmorde des Einsatzkommandos in den Städten und Orten des ostlitauischen Grenzgebiets verantwortlich.
1942 wurde er nach brutalen Einzelmorden und wegen Bereicherung in seinem Aktionsbereich von einem deutschen Gericht in Kaunas verurteilt und inhaftiert. 1944 gelang ihm die Flucht nach Deutschland, wo er mit seiner Familie in Passau, danach in Augsburg lebte. Seine Familie konnte 1949 zwar in die USA auswandern, die Auswanderung von Pranas Lukys selbst wurde jedoch (vermutlich von Seiten der US-amerikanischen Behörden) abgelehnt. 1957 wurde Lukys verhaftet, im Ulmer Einsatzgruppen-Prozess 1958 wegen Beteiligung an den Massenmorden der „Einsatzgruppe Tilsit“ angeklagt und laut Urteil vom 03.11.1960 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er starb vermutlich vor 1970, sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 385 FN 384; Justiz und NS-Verbrechen: Massenvernichtungsverbrechen durch Einsatzgruppen, LG Ulm vom 3.11.1960, Lfd. 499, S. 775-831; Kwiet, Konrad: Rehearsing for Murder: The Beginning of the Final Solution in Lithuania in June 1941 (abrufbar unter http://holocaustinthebaltics./Konrad-Kwiet.pdf); Levinson, Joseph (Hg.): The Shoah (Holocaust) in Lithuania, Vilnius 2006, S 98; VEJ 2011, Bd. 7 / Dok. 14, S. 144.
http://www.phdn.org/archives/holocaust-history.org/german-trials/einsatz-ulm.shtml
https://www.expostfacto.nl/junsv/brd/angeklafr.html
http://kehilalinks.jewishgen.org/Gargzdai/report.html#foot22 (Brief Gestapo Tilsit)
http://www.seligman.org.il/kretinga_holocaust.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulmer_Einsatzgruppen-Prozess