SS-Obersturmbannführer, geboren am 6.4.1902 in Braunschweig. Ausbildung zum Drogisten, danach in der chemischen Industrie tätig. 1919 Freikorps-Mitglied; 1920 Teilnahme an Kämpfen im Ruhrgebiet. NS-Parteizugehörigkeit erst ab 1931, kurze Zeit später begann für den als ehrgeizig und umtriebig beschriebenen Neum jedoch ein schneller Aufstieg auf der NS-Karriereleiter: Kreisamtsleiter der Braunschweiger NSDAP, ab April 1933 Leiter der NS-Handels- und Gewerbeorganisation (Hago) im Land Braunschweig; 1934 Abteilungsleiter in der Reichsleitung der Hago, dann Leiter der Hago im Gau Pommern; September 1934 Gauamtsleiter in Stettin und stellvertretender Leiter der Deutschen Arbeitsfront im Gau. Von 1936 bis 1941 – Neum war inzwischen in die SS eingetreten – Bürgermeister des Seebades und Kriegshafens Swinemünde. Als höchster Vertreter der SS in der Stadt mitverantwortlich für die Judendeportation aus Swinemünde nach Lublin in die Vernichtung.
Am 19. November 1941 wurde Neum Gebietskommissar in Panevėžys. Im Herbst 1943 beteiligte er sich sechs Wochen lang an der Partisanenbekämpfung in der Kampfgruppe Jeckeln. Mit dem Vordringen der Roten Armee kehrte Neum im Oktober 1944 kurz nach Swinemünde zurück, bevor er zu weiteren Einsätzen in Berlin und Böhmen herangezogen wurde. Am 8. Mai 1945 geriet er in Pians bei Landeck in Tirol in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Wegen seiner Zugehörigkeit zur Waffen-SS erfolgte im August 1945 die Einweisung in ein Internierungslager. Nach Lagerstationen in u.a. Kornwestheim, Darmstadt und Recklinghausen kam er am 12. März 1948 frei – „... ohne dass er wegen seiner Rolle bei der Judendeportation aus Swinemünde, bei der Judenvernichtung im Gebiet Ponewesch oder seiner Aktivitäten in der Kampfgruppe Jeckeln im Herbst 1943 zur Verantwortung gezogen worden wäre“ (Köhler 2011, S. 59).
Walter Neum lebte erst einige Jahre im Landkreis Peine, seit 1952 wieder in seiner Heimatstadt Braunschweig. Dort stellte er erfolgreich einen Antrag auf Kriegsgefangenenentschädigung. Als Kaufmann und Handelsvertreter arbeitete er für verschiedenen Unternehmen. Neum starb am 21. November 1976 in Braunschweig.
Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 461 FN 47; Köhler, Nils: Die Gesichter des Nationalsozialismus in Swinemünde, in: Der Golm und die Tragödie von Swinemünde, hrg. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kamminke 2011, S. 45-77
https://de.wikipedia.org/wiki/Gebietskommissar
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