Hans-Dietrich Ernst, Sohn eines Richters, nach Jurastudium Verwaltungstätigkeiten, ab 1940 bei der Militärverwaltung in Frankreich, u.a. in Bordeaux. 1942–1944 Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) in Angers (Westfrankreich). Er wurde bald für seine Härte und Brutalität berüchtigt. Er war an der Deportation von über 1.800 Menschen in die Konzentrationslager beteiligt, darunter dem Transport Nr. 8 vom 20. Juli 1942 mit 824 Juden von Angers über das Lager Drancy bei Paris in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Beim Vorrücken der alliierten Truppen verließ er Angers und wurde von September bis November 1944 im Departement Vosges eingesetzt. Im Rahmen der Aktion Waldfest beteiligte sich das von ihm geführte Einsatzkommando an Folter, Massen-Deportationen von Zivilisten in die KZ oder zur Zwangsarbeit, Anzünden von Häusern, Höfen und Ortschaften („verbrannte Erde“), besonders in Moussey und Saint-Dié. Sein Kommando erschoss mindestens acht kriegsgefangene britische Fallschirmjäger und verscharrte sie im Wald. Ernst floh aus einem US-Kriegsgefangenenlager nach Leipzig, wurde von einem sowjetischen Gericht zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, kam 1956 frei. In Frankreich wurde er wegen Verbrechen an französischen Staatsbürgern dreimal – in Abwesenheit – zum Tode verurteilt.
1958 wurde er Rechtsanwalt in Leer. Ermittlungen gegen ihn verliefen im Sande. 1977 übergab Serge Klarsfeld dem Bundesjustizminister belastendes Material und machte die Vorwürfe öffentlich. 1981 klagte ihn der Staatsanwalt in Aurich wegen der Judendeportation von Angers an, das Gericht aber lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens ab.

Literatur/Medien
Brunner, Bernhard: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main 2007.
Klarsfeld, Serge: Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich: deutsche Dokumente 1941–1944 / Dokumentationszentrum für Jüdische Zeitgeschichte Paris, Paris 1977.
Association des déportés de Mannheim, Saint-Dié – KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen (Hg.): Les Hommes de Saint-Dié – Die Männer von Saint-Dié, Herbolzheim 2000, S. 31, 41, 45.
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