Partisanenbekämpfung, Jagd auf Juden und STO-Verweigerer, Massaker an Zivilisten
Die Aktion Brehmer war Teil der von der Wehrmacht für Anfang 1944 ausgerufenen Operationen zur Partisanen-Bekämpfung (im Wehrmachtsjargon: „Bandenbekämpfung“, „Säuberung“) im als unsicher geltenden Südfrankreich. Die  6.000 Soldaten unter dem Kommando von General Walter Brehmer eines mit Panzern und schweren Waffen ausgerüsteten Sicherungsbataillons des Militärbefehlshabers in Frankreich führten vom 26.3. bis 4.4.1944 einen Großeinsatz gegen den Widerstand in den Departements Dordogne und Corrèze durch. Sie wurden begleitet von SD-Führern aus der Region. Es wurden nur wenige Maquisards gefangen genommen, aber viele Zivilisten verhaftet, in summarischen Erschießungen umgebracht oder deportiert; die gezielte Suche nach geflüchteten Juden und ihre Erschießung bzw. Deportation; die Suche nach STO-Verweigerern und ihre Deportation. „Die Bekämpfung des Widerstands war gezielt mit dem Holocaust verknüpft“ (P. Lieb). Die Bilanz: 271 Tote (nach anderen Angaben sogar 350), davon 80 (bzw. 100) Juden, etwa 1.000 Personen deportiert (meist STO-Verweigerer und Juden).

Zum Vorgehen in den ländlichen Regionen
„Die mobilen Wehrmachtseinheiten bestehen im allgemein aus einem Panzerfahrzeug, drei oder vier fahrbaren Geschützen, fünf oder sechs LKW für Mannschaften und Gefangene, einem PKW für Offiziere, der mit Sendegerät und Lautsprecher ausgerüstet ist, mehreren Krad-Meldern, insgesamt etwa hundert Mann. Die Zugänge und Abfahrten der Hauptstraßen werden mit Motorrädern und quergestellten LKW blockiert, Geschützbatterien und Wachposten riegeln die Ortschaft ab. Der Offizier führt folgende Unterlagen mit sich:
1. eine Liste aller zu verhaftenden Personen,
2. ein Liste aller an Ort und Stelle zu erschießenden Personen,
3. eine Liste aller Juden mit dem Befehl, die Männer zu erschießen und die Frauen abzuführen,
4. eine in der Regel sehr genaue ... Liste der Geschäfte, die (STO-)Arbeitsverweigerer mit Lebensmitteln versorgen,
5. eine Liste der Bauerngehöfte, die niedergebrannt werden sollen, weil sie Arbeiterverweigerern als Versteck dienten.
Die Operation dauert maximal eine Stunde pro Ortschaft.“
(Bericht des französischen Befreiungskomitees vom Mai 1944, abgedruckt bei A. Meyer, S. 142)

„Sühnemaßnahmen“ und Judenmorde
„Selbst aus den Tagesmeldungen der Wehrmacht kann man die Blutspur ablesen, die sie hinterließen: „...am 30.3. 25 Lager zerstört, 12 Terroristen erschossen; am 31.3. 18 Lager und 35 Häuser zerstört, 24 Terroristen erschossen, 107 Personen     festgenommen; am 1.4. 10 Lager, 27 Häuser zerstört, 19 Terroristen erschossen.“ Am 26. und 27. März wurden … in Brantôme und in Sainte-Marie-de-Chignac 49 Häftlinge aus den Gefängnissen Limoges und Périgueux, darunter zahlreiche kurz zuvor verhaftete Juden, im Rahmen von „Sühnenmaßnahmen“ erschossen. Am 31. März 1944 brannte die Wehrmacht die gesamte Ortschaft Rouffignac bis auf die Kirche nieder“. (A. Meyer, S. 136)

Kriegsverbrechen weisen den Weg nach Oradour
„Die dargestellten Unternehmen ... lagen in der Verantwortung des deutschen Militärbefehlshabers. Auch wenn die übergeordneten „Bandenbekämpfungsbefehle“ nicht ohne Einfluss auf das Verhalten der eingesetzten Kommandos geblieben sein dürfte, ist eher davon auszugehen, dass sich eine Systematik des Vorgehens und eine Einübung des Terrors erst in der Aufeinanderfolge der Aktionen herausbildete. Die Wehrmacht hat in Frankreich selbst Erfahrungen im Partisanenkampf gesammelt, zumal bei den Operationen im Frühjahr 1944 keine von der Ostfront kommenden Verbände, sondern überwiegend die dem Militärbefehlshaber unterstellten Sicherungs- und Reservetruppen verwendet wurde und Kommandeure wie Pflaum oder Brehmer nicht über „Osterfahrungen“ verfügten, mit denen die Waffen-SS später ihr Handwerk in Frankreich betrieb. Bei allen Unternehmen, deren Erfolge gegen den Maquis zweifelhaft waren, fielen Hunderte von Zivilpersonen summarischen Massenerschießungen zum Opfer. Jedesmal handelte es auch um eine mit militärischen Mitteln vorgenommene Arbeitskräfteaushebung im Zusammenhang der sog. Sauckel-Programme. Andererseits ist der Unterschied zwischen den Operationen im Departement Ain, bei denen der militärische Rahmen nicht völlig aufgelöst wurde, und dem Vorgehen von Brehmers Horden in der Dordogne nicht zu übersehen. Namentlich die gezielte Suche nach jüdischen Flüchtlingen und deren Erschießung an Ort und Stelle war eine Besonderheit der Aktion Brehmer.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es auch in Frankreich – und zwar nicht erst nach der Landung der Alliierten – im Rahmen der Partisanenbekämpfung eine Zunahme von Kriegsverbrechen gegeben hat, die man nicht dem Vernichtungskrieg im Osten oder auf dem Balkan gleichsetzen kann, die jedoch den Weg nach Oradour weisen und die Massaker der Wehrmacht und der SS während des Rückzugs aus Frankreich ankündigen“. (A. Meyer, S. 147/148).

Kriegsverbrechen
Verantwortlich war die Wehrmacht. Ihre Bandenkämpfungsbefehle wie der Sperrle-Erlass hatten die Partisanen für vogelfrei erklärt und die Erschießung von Zivilisten, die den Widerstand unterstützten, vorgesehen. Im Laufe der Aktionen systematisierte und radikalisierte sich das Vorgehen sowie die Einübung des Terrors gegen die Zivilbevölkerung. Zahllose Kriegsverbrechen wiesen den Weg nach Oradour und die anderen während  des Rückzugs begangenen Massaker der Wehrmacht und der Waffen-SS.

Literatur/Medien
Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007, S. 399–411.
Meyer, Ahlrich: Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940–1944. Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung, Darmstadt 2000, S. 135–148.
Peynaud, Guy: Les crimes de la Division Brehmer. La traque des résistants et des juifs en Dordogne, Corrèze, Haute-Vienne (Mars – Avril 1944), 2004.
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 27.
www.ww2-derniersecret.com/Aquitaine/24-2.html, page 2 und 3