Region Piemont / Provinz Cuneo
Der Ort
Die Stadt Boves mit gegenwärtig ungefähr 10.000 Einwohner/innen liegt am Fuß des Monte Bisalta, wenige Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Cuneo, das von Turin auf der SS 20 nach ca. 90 km zu erreichen ist (in Cuneo Stadtausfahrt Richtung Mondovi, nach der Brücke über den Fluss Gesso sofort Abzweig nach Süden, danach ca. 9 km bis Boves).
Die Ereignisse
Zwei Angehörige des in Cuneo zur Entwaffnung der italienischen Truppen eingesetzten Bataillons der SS-Leibstandarte „Adolf-Hitler“ waren Mitte September 1943 in Boves von Partisanen gefangen genommen worden. Nach einem erfolglosen Befreiungsversuch, bei dem ein deutscher Soldat getötet wurde, übernahm der Bataillonskommandeur, SS-Obersturmbannführer Joachim Peiper, das Kommando vor Ort. Der Ortspfarrer von Boves und ein Geschäftsmann wurden von Peiper zu Verhandlungen wegen der Auslieferung der beiden deutschen Gefangenen mit den Partisanen gezwungen. Nach einer Freilassung, versprach Peiper, auf Vergeltungsmaßnahmen zu verzichten. Gleichwohl wurden nach der Freigabe der beiden Gefangenen am 19. September 1943 über 20 Zivilisten in Boves ermordet, die Mehrzahl waren Alte, Frauen und Kranke, unter ihnen auch die beiden Parlamentäre. Schließlich legten die Deutschen in Boves und in Nachbargemeinden Feuer. Etwa 350 Häuser brannten ab, der Feuerwehr wurde Löschen verboten.
Zwischen Oktober 1943 und April 1945 wurden bei Durchkämmungsaktionen und Gefechten mit Partisanen noch zahlreiche weitere Einwohner getötet. Boves und die umliegenden Ortschaften waren verwüstet. Einen Höhepunkt der Gewalttaten bildete die Jahreswende 1943/1944: Zwischen dem 31. Dezember 1943 und dem 3. Januar 1944 wurden bei einer Durchkämmungsaktion 59 Menschen getötet.
Hintergrund
Boves mit seinen Ortsteilen Castellar und San Giacomo kann als einer der Geburtsorte der organisierten italienischen Resistenza. gelten. Den Hintergrund dafür bildete der am 8. September 1943 bekannt gegebene Waffenstillstand der Regierung Badoglio mit den Alliierten. Beim Rückzug der IV. italienischen Armee aus dem besetzten Südfrankreich in das benachbarte Piemont, der die Auflösung der Armee bedeutete, schlossen sich Tausende Soldaten und Offiziere der sich bildenden Resistenza an. Ihre militärische Erfahrung ermöglichte es, den Aufbau des Widerstandes zu organisieren und kampffähige Partisaneneinheiten aufzustellen. Die deutschen Truppen antworteten bereits in den ersten Besatzungstagen mit brutalen Vergeltungsmaßnahmen. Boves wurde zu einem „Archetyp späterer Blutbäder“ (Klinkhammer 1993).
Gedenken
Direkt neben dem Rathaus sind in einer offenen Halle Gedenktafeln mit den Namen der ermordeten Bürger von Boves und der in den Kämpfen gefallenen Partisanen sowie für die beiden getöteten Parlamentäre Don Giuseppe Bernardi und Antonio Vassallo angebracht. Auf zwei weiteren Tafeln sind die verheerenden Brandstiftungen markiert. An zahlreichen Häusern der Stadt erinnern Tafeln an gefallene Partisanen.