Region Midi-Pyrénées, Departement Haute-Garonne
Der Ort
Großstadt, 440.000 Einwohner/innen, Hauptort der Region Midi-Pyrénées und des Departements Haute-Garonne, an den Autobahnen A 61, A 64, A 68, A 82.
Die Ereignisse
Widerstand
Toulouse galt als linke Hochburg, doch nur einer der sechs Abgeordneten stimmte gegen die Vollmachten für Pétain, die Stadt war bald auf seiner Seite. Im Herbst 1940 gründeten sich Diskussionszirkel; illegale Flugblätter und Zeitungen wurden verteilt – gedruckt in der Druckerei der Brüder Lion (23, rue Croix-Baragnon), die mit der gesamten Belegschaft 1944 deportiert wurden. Widerstandsgruppen bildeten sich ab 1941, die erste war das Netz von Pierre Bertaux, Fluchthilfe nach Spanien nahm einen bedeutenden Platz ein (z.B. Marie-Louise Dissard, 40, rue de la Pomme). Neben den Bewegungen Combat, Franc-Tireur, Libération-Sud bildete sich die sozial-revolutionäre Gruppe „Libérer et Fédérer“, entstanden im Umfeld des exilierten italienischen Sozialisten Silvio Trentin (Buchhandlung: 46, rue du Languedoc). Nach der deutschen Besetzung entstanden bewaffnete Gruppen und Maquis in der Umgebung. Sie wurden auf regionaler Ebene von François Verdier geeint und führten die Kämpfe um die Befreiung gemeinsam unter Serge Ravanel.
Anteil der Ausländer
In Toulouse lebten viele Exilanten: Spanier, Italiener, Polen, Deutsche (z.B. Gerhard Leo). Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur Résistance und Befreiung, nicht nur in der Propaganda (vgl. Gruppe um Silvio Trentin), sondern vor allem in den Kampfgruppen. Symbol war die 35. Brigade der FTP-MOI, die von dem polnischen Juden und Kommunisten Mendel „Marcel“ Langer geführt wurde und aus jungen Ungarn, Italienern, Deutschen, Rumänen bestand, viele Sabotagen und Attentate gegen deutsche und Kollaborateure ausführte, u.a. zweimal das Gefängnis in der Kaserne Caffarelli angriff. „Travail allemand“ und CALPO waren prominent durch Otto Niebergall vertreten.
Repression und rassistische Verfolgung
Wegen zunehmender Résistance-Aktivitäten verstärkten Vichy-Miliz und Wehrmacht/Gestapo die Repression. In den Folterkellern der Gestapo, in den Haftstätten Cafarelli-Kaserne, Furgole (Place des Hauts-Murats) und vor allem in dem von Vichy und den Deutschen benutzten Gefängnis St.-Michel, wurden hunderte inhaftiert (z.B. Gerhard Leo), gefoltert, deportiert und hingerichtet (z.B. Mendel „Marcel“ Langer).
Bei den Razzien im Juli/August 1942 wurden im Departement Haute-Garonne 430 Juden verhaftet, es standen viel mehr auf den Listen. In der Umgebung waren zahlreiche Hilfs- und Rettungswerke aktiv, z.B. OSE, Cimade, die zahlreiche Kinder versteckten. Der Hirtenbrief von Erzbischof Saliège gegen die Judenverfolgung hatte weit über Toulouse hinaus Bedeutung. 1943/44 gingen allerdings die Deportationen weiter, Ende Juli 1944 verließ der letzte Transport den Bahnhof Matabiau.
In Toulouse waren alle Gruppen auf die Volkserhebung vorbereitet, die allerdings wegen des deutschen Abzugs am 18./19. August 1944 nicht nötig wurde. Letzte Kämpfe fanden in diesen Tagen statt, am 20.8. feierten die Einwohner die Befreiung.