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Sartène


Region Korsika (Corse), Departement Corse-du-Sud

Der Ort
Hauptort des Sartenais, alte Stadt, die sich auf 200 qkm von den Bergen bis ans Meer erstreckt, 3.150 Einwohner/innen; an der N 196 Ajaccio (82 km) ↔ Bonifacio (53 km).

Die Ereignisse
Sartène und die Landschaft Sartenais waren eine Hochburg des Widerstands, schon vor dem Einmarsch der Italiener. Neben einem kleinen, auf die Mission Pearl Harbor zurückgehenden Nachrichtendienst-Netzwerk um Pierre Bianchi entwickelten sich FN-Gruppen. Sie gingen über Land, verteilten Flutblätter, um die Menschen zu mobilisieren, sabotierten die Telefonleitungen der Italiener, nahmen Verfolgte und Flüchtige auf; in der Höhle Iéna bei Mola, oberhalb des Ortolo-Tals (z.B. die Brüder Tramoni – Joseph Tramoni wurde der erste Bürgermeister nach der Befreiung – oder Jérôme Santarelli). In der Höhle fanden auch Besprechungen statt, z.B. mit Jean Nicoli, Paul Bungelmi, Noël Galeazzi, Dominique Lucchini „Ribellu“ und Jules Mondoloni aus Petreto-Bicchisano. Andere bargen mit Fallschirmen abgeworfene oder per U-Boot angelandete Waffen und verteilten sie. Jean-Paul Giovanni, damals bei der FN-Jugendgruppe, erhielt den Auftrag, den Denunzianten von Fred Scamaroni aus dem Weg zu räumen.

Häuser (© Joergsam, Wikipedia) Place Libération/Porta (© Jean-Pol Grandmont, Wikipedia) Partisanen im Sartenais (© ANACR 2A)

Im Sommer 1943 nahm der Widerstand, aber auch die Repression zu; nach dem Sturz von Mussolini wurden zahlreiche Todesurteile gegen Patrioten gefällt. Neben den 5.000 italienischen Soldaten waren jetzt auch deutsche SS-Männer in Sartène und Nachbarorten, wie Quenza. Auf Schritt und Tritt fühlten sich die Widerständler von Soldaten beobachtet. Die FN-Führung des Sartenais forderte ein Ende des Abwartens. Nach dem Beschluss der FN-Führung zum Losschlagen nach einer italienischen Kapitulation bereiteten sich die Résistants auf den Volksaufstand vor und beschlossen am 9. September die Besetzung Sartènes.
Am 10. September strömten Hunderte von Partisanen mit Waffen und viele Einwohner auf den zentralen Place Porta (heute: Place Libération). Unter dem Beifall der Bevölkerung wurde der Vichy-Bürgermeister durch Joseph Tramoni ersetzt, der Unterpräfekt durch Noël Galeazzi. Die Deutschen schossen mit Mörsern in die feiernde Menge, die sich daraufhin zerstreute; zwei FN-Partisanen wurden getötet, elf verletzt. In den nächsten Tagen wurden die Deutschen von allen Seiten angegriffen; auf ihrem Rückzug erschossen sie fünf Patrioten: Jean-Simon Codaccioni, Antoine Loï, Vanni Lamiro, Pater Nicolas Borner und Abbé Bytonski. Am 17. und 18. September erreichten General Giraud und eine Abteilung des freifanzösischen Stoßbataillons das seit dem 15. September befreite Sartène.

Widerstandsdenkmal Pl. Libération Tafel am Denkmal Mémorial de la Résistance Passage Noël Galeazzi Tafel Paul Pardi Tafel Don Jacques Nicolaï

Gedenken
In einer Ecke des in der Stadtmitte liegenden Place Libération (früher: Place Porta, auch heute oft noch so genannt) steht das Widerstandsdenkmal. Es stellt einen Trauernden mit einer Friedenstaube auf der Schulter dar. Text der Gedenktafel: „Die Stadt Sartène, eine Wiege des Widerstands, ihren Kindern, die ohne Uniform für die Befreiung Frankreichs gestorben sind“.
Auf der anderen Seite der Stadt gedenkt ein Mémorial der „Widerstandskämpfer, der Helden des Kampfes gegen die faschistische Unterdrückung und für Freiheit und Frieden“ (an der Avenue Jean Nicoli, kurz vor der ehemaligen Klosterkirche Saint-Damien; von dort hatten die Deutschen in die Menge geschossen). An der Hauptstraße Cours Soeur Amélie weisen mehrere Tafeln auf Widerstandskämpfer hin. Am Haus Nr. 2 wird an den bei den Kämpfen am 10. September mit der Waffe in der Hand gefallenen FN-Patrioten Don Jacques Nicolaï erinnert. Etwas weiter unten quert ein Fußssteig; die „Passage Noël Galeazzi“ ehrt den nach der Befreiung als Unterpräfekt eingesetzten FN-Führer. An Haus Nr. 28 erinnert eine Tafel an den Sartène geborenen Paul Pardi; seine Wohnung in Ajaccio diente als Waffenversteck u.a. für die Männer um Fred Scamaroni. Später war er für den britischen SOE tätig; per Fallschirm über Frankreich abgesetzt, wurde er verhaftet und im Herbst 1944 entweder im KZ Groß-Rosen oder Dachau erschossen.
Sartène hat ein Prähistorisches Museum mit Stücken von den Ausgrabungen bei Filitosa; Rue Croce in der Oberstadt; E-Mail: [email protected]; Internet: www.cg-corsedusud.fr/patrimoine-et-culture/musee-de-sartene/

Literatur/Medien
Roberto Battistini / Marie Ferranti: Corse 1943 – Les combattants de la liberté, Ajaccio 2013, S. 58ff.
Chaubin, Hélène: La Corse à l’épreuve de la guerre 1939 – 1943, Paris 2012
Choury, Maurice: Tous bandits d'honneur! Résistance et Libération de la Corse (Juin 1940 – Octobre 1943), Neuauflage Ajaccio 2011
corse-matin, 10. September 2013, S. 17
Résistance et Libération de la Corse, Ajaccio 1993, S. 64, 66
www.resistance-corse.asso.fr/fr/histoire/histoire-de-la-resistance/occupation-resistance-et-liberation/des-temoins-racontent/la-resistance-dans-le-sartenais/
www.resistance-corse.asso.fr/fr/histoire/histoire-de-la-resistance/occupation-resistance-et-liberation/des-temoins-racontent/ma-resistance/
www.resistance-corse.asso.fr/fr/mediatheque/biographies/ (Kurzbiografien von Paul Bungelmi, Jean-Paul Giovanni, Dominique Lucchini „Ribellu“, Jules Mondoloni, Paul Pardi, Jérôme Santarelli)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Sart%C3%A8ne