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Moussey (Vosges)

Region Lothringen (Lorraine), Departement Vosges


Der Ort
Dorf von knapp 750 Einwohner/innen im oberen Rabodeau-Tal, unterhalb des Donon-Massiv, eine der von deutschen Terrormaßnahmen am stärksten betroffenen französischen Gemeinden. Von Straßburg 75 km (A 35, 350, D 1420 →Saint-Dié bis Sainte-Blaise, dann D 424 →Senones bis Le Saulcy, dort auf D 49); von Saint-Dié 56 km (N 59 →Nancy bis Ausfahrt Moyenmoutier/D 424 →Senones, Col du Hantz bis La Petite-Raon, dort auf D 49).

Die Ereignisse
In Moussey endete ein bedeutender Fluchthelferweg. Auf ihm gelangten ab 1940 mehrere tausende Menschen (u.a. Kriegsgefangene, RAD- und Wehrdienstverweigerer) vom annektierten Elsass ins deutsch besetzte Frankreich (vgl. Salm). In Moussey wurden sie untergebracht, verpflegt, bekamen neue Papiere (u.a. vom Bürgermeister Jules Py, von Gendarmen, dem Gemeindesekretär und den Pfarrern) und wurden weitergeleitet. Eine Anlaufstation war das Haus der Bauernfamilie Odille – bis April 1942, als Mutter und Sohn verhaftet und in die KZ deportiert wurden.

Gedenkstein Familie Odille (© Christine Krause) Friedhof, Gräber der britischen Fallschirmjäger Friedhof, Namen der Fallschirmjäger

Das Donon-Massiv und das obere Rabodeau-Tal in der Umgebung von Moussey waren ein Zentrum der Widerstands- und Maquis-Aktivitäten. Die Aktiven von GMA-Vosges und dem 1. Marschregiment der FFI bargen u.a. per Fallschirm abgeworfenen Waffen und Geräte und versteckten sie, verstärkt nach der Landung in der Normandie im Juni bis Mitte September 1944. Im Sommer landeten etwa 100 britische Fallschirmjäger, die die Résistance unterstützen sollten. 39 wurden von den Deutschen aufgegriffen und entsprechend Hitlers „Kommandobefehl“ erschossen. Die Résistance-Aktivitäten und die Präsenz der Fallschirmjäger sahen die Deutschen als Gefahr für den Rückzug und die Grenze des „Großdeutschen Reiches“ an. Die „Aktion Waldfest“ sollte u.a. den Widerstand ausmerzen und eine Verteidigungslinie unterhalb des Vogesenskamms aufbauen.
Die erste Deportation vom 18. August 1944 zielte direkt auf die Maquis. Am Tag zuvor hatte eine deutsche Einheit bei einem Angriff auf ein wenige km entferntes Maquis-Lager beim „Jardin David“ ein Liste mit Namen von Anhängern der GMA-Vosges gefunden. 54 Männer, darunter viele Gendarmen und Forstleute, wurden ins SS-Lager Schirmeck gebracht, 14 im KZ Natzweiler-Struthof erschossen, die anderen in die KZ deportiert, nur sechs überlebten. Außerdem wurden vier englische Fallschirmjäger gefasst (drei wurden erschossen, einer gefangen genommen).
Am Sonntag, dem 24. September, wurde der Ort von Wehrmacht und Gestapo umzingelt und alle Einwohner/innen auf einem Platz versammelt, zwei Maschinengewehre aufgebaut. Die Gestapo drohte, alle zu deportieren und das Dorf zu zerstören, wenn sich die Beteiligten an den Fallschirmabwürfen nicht meldeten. Nach Verhandlungen mit Bürgermeister Jules Py und den Pfarrern Gasmann und Mollier nahmen sie dann „nur“ die Jungen und Männer zwischen 17 und 50 Jahren mit ins Schloss Belval (Le Saulcy); von dort wurden – nach Verhören – 144 von ihnen zusammen mit 309 Männern aus fünf Nachbargemeinden über Schirmeck in das KZ Dachau deportiert. 144 der insgesamt 187 Deportierten überlebten nicht.
Am 12. Oktober 1944 wurden vier Maquisards aus Senones in Moussey verhaftet und auf dem Hof Ferry umgebracht; der Hof wurde angezündet, um die Spuren zu vernichten.

Deportationsdenkmal Stele Ferme Ferry Stele Ferme Ferry

Gedenken
Ein Gedenkstein mit Tafel erinnert an die Familie Odille, die – wie viele andere – Flüchtige beherbergte und deswegen verhaftet und deportiert wurde; er steht am Rande des Fluchthelferwegs, wenige hundert Meter vor seinem Ende in Moussey. Seit 2006 gestalten Künstler/innen und Student/innen entlang des Fluchthelferwegs Installationen zum Thema „Passeurs d'Ombres et de Lumières“.
Auf dem Dorffriedhof (Route de Senones Nr. 2) sind zehn erschossene britische Fallschirmjäger bestattet. Das Deportationsdenkmal nennt die Namen von 150 Bürgern/innen von Moussey, die in der Deportation oder an ihren Folgen gestorben sind (Rue Jules Py Nr.2 / Ecke Rue du 24 Septembre).
Eine Stele im Wald bei der Ferme Ferry, am Ende der Rue des Fusillés (sie geht ab von der Hauptstraße Rue René Laederich Nr. 16), erinnert an den Mord an vier Maquisards aus Senones.

Literatur/Medien
Krause-Schmitt, Ursula: Fluchthelfer, Pfadfinderinnen und Partisanen – Wege im annektierten Elsass und im besetzten Frankreich 1940–1944, in: informationen 68 (2008), S. 11ff.
www.resistance-deportation.org/spip.php?article54
www.resistance-deportation.org/spip.php?article132
www.resistance-deportation.org/IMG/pdf/Moussey_Ferme_Ferry._2.pdf
www.resistance-deportation.org/IMG/pdf/Denis_Fondeur-2.pdf
www.resistance-deportation.org/IMG/pdf/Deportation_24_sept_44_J_P_Houel.pdf
www.sentier-des-passeurs.fr
http://fr.wikipedia.org/wiki/Moussey_(Vosges)