Schriftgröße A A A

Mulhouse

Region Elsass (Alsace), Departement Haut-Rhin

Der Ort
Großstadt mit 110.000 Einwohner/innen, im Ballungsraum etwa 320.000; an der A 35 Straßburg (118 km) – Basel (40 km) und A 36 (Mulhouse – Belfort, Lyon), im Dreiländereck Frankreich, Deutschland (Freiburg 60 km), Schweiz (Basel), TGV-Bahnhof; Metallindustrie (Auto und Bahn), ehem. bedeutende Textilindustrie.

Die Ereignisse
Mulhouse ist  – anders als z.B. Straßburg – bei Kriegsbeginn nicht evakuiert worden. Nach der  Annektion des Elsass im Juni 1940 wurden die Juden vom NS-Gauleiter Wagner nach Vichy-Frankreich ausgewiesen, über 300 kamen aus der Deportation nicht zurück. Ab Ausgust 1942 traf der Zwangswehrdienst in der deutschen Wehrmacht viele Mühlhausener (vgl. Malgré-Nous); der Versuch, ihm zu entrinnen, verstärkte die Reihen der  Résistance. Mehrere Dutzend Menschen waren bei den FFI aktiv, 42 kamen um.

Gedenkplatte Freies Frankreich und Résistance Gedenkplatte Freies Frankreich und Résistance Tafel für FFI-Kämpfer
Gedenktafel Pierre Seel Gedenktafel Pierre Seel Malgré-Nous-Tafel am Bahnhof
Tambov-Gedenkstätte Tambov-Gedenkstätte Tambov-Gedenkstätte

Gedenken
Im Park zwischen Gare Centrale und Avenue du 17 Novembre stehen das Monument de la 1ère Division de la France Libre, die Mulhouse befreit hat, und das Monument de la France libre et de la Résistance. Hier finden Gedenkzeremonien statt, z.B. am Gedenktag an die  Deportierten. Im Militärfriedhof „Necropole Nationale Les Vallons“, Rue Paul Winter, erinnert eine Tafel an 42 Mühlhausener, die als FFI-Kämpfer umgekommen sind. An der Fassade des Théâtre de la Sinne (Rue de la Sinne/Av. Auguste Wicky) wurde 2010 eine Gedenktafel für Pierre Seel und andere wegen ihrer Homosexualität Deportierten angebracht; sie wurde enthüllt vom Bürgermeister und dem ehem. Buchenwald-Häftling Rudolf Brazda, der zuletzt in Mulhouse lebte und dort beerdigt ist.
Eine Tafel am Bahnhof gedenkt der Zwangsrekrutierten „Malgré-Nous“: „In ehrendem Gedenken  der elsässischen Franzosen, die als Opfer der völkerrechtswidrigen Zwangsrekrutierung in der deutschen Wehrmacht gestorben sind. Hier hat im Oktober 1942 ihr Leidens- und Opferweg zu ihrem tragischen Schicksal begonnen.”
An der Rue du Belvédère im Viertel Rebberg liegt in einem weitläufigen Park das Mémorial de Tambov, die Gedenkstätte für die in den russischen Kriegsgefangenenlagern umgekommenen zwangsrekrutierten Wehrmachtssoldaten. Die zentrale Figur ist eine abgezehrter Soldat, Unterschrift: „Sie sind vor Hunger und Erschöpfung gestorben.” Die Inschrift der Tafel an der Wand dahinter lautet: „Zum Gedenken an die 17 000 Zwangsrekrutierten, die hinter dem Stacheldraht des Lagers Tambov und anderer russischer Kriegsgefangenenlager für Frankreich gestorben sind.“ Seitlich haben Angehörige ein Kreuz aufgestellt „für die, die in Russland ohne Grab beigesetzt worden sind“. Eine Tafel am Eingang informiert ausführlich über die Hintergründe: den Einsatz der allermeisten Zwangsrekrutierten an der Ostfront, ihre Gefangennahme in deutscher Uniform, die lange Zeit, bis die Sowjets nach Kenntnis des komplizierten Sachverhalts mit der Rückführung der französischen Soldaten begonnen haben.

Medien
http://fr.wikipedia.org/wiki/Tambov
http://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Seel
http://fr.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Brazda