Region Korsika (Corse), Departement Haute-Corse
Der Ort
Weiler von wenigen Einwohner/innen in der Agrigate-„Wüste“, Ortsteil von Santo-Pietro-de-Tenda, an der D 81 zwischen Saint-Florent (12 km) und L'Île-Rousse (33 km). Von Santo-Pietro-di-Tenda 16 km (D 62/D 81); von Bastia 35 km (D 81 →Saint-Florent, Île-Rousse); von Ajaccio 143 km (N 193 →Ponte-Leccia, N 197/1197 →bis Monetta, dort links auf D 81 →Saint-Florent). Von Casta geht eine Piste zum Strand von Saleccia (13 km, Vierradantrieb empfohlen).
Die Ereignisse
Casta stand im Mittelpunkt einer spektakulären Waffenlieferung an die korsische Résistance. Am 2. Juli und am 2. August 1943 wurden etwa 50 Tonnen Waffen und Munition am Saleccia-Strand abgeladen. Sie wurden zunächst mit Maultieren nach Casta ins „Zwischenlager“ gebracht, von dort mit Lastwagen in verschiedene Städte und auf Maultieren in das Versteck in den Bergen transportiert. Am 19. August, als nur noch wenige Waffen in Casta waren, stürmten italienische Carabinieri und Schwarzhemden das Dorf. Dominique Vincetti, der Verantwortliche für die Aktion, stellte sich ihnen entgegen und wurde im Kampf getötet. Die Italiener nahmen 23 Dorfbewohner fest, zerstörten viele Häuser und zündeten sie an.
Hintergrund
Mit dem U-Boot Casabianca versorgten das frz. Befreiungskomitee CFLN in Algier (General Giraud) und der britische Geheimdienst den korsischen Widerstand ab Frühjahr 1943 mit (leichten) Waffen und Munition. Die größte Menge wurde im Juli und August am Strand von Saleccia an Land gebracht. Verantwortlich für den Empfang und den Weitertransport waren Dominique Vincetti, Dominique Benedetti und Jean Simi. Sie hatten ungefähr 200 Helfer/innen aus den umliegenden Dörfern und über 50 Maultiere. „Die Bauern von Casta führen nicht nur die Transporte. Sie stellen uns alles zur Verfügung was sie haben: eine große Ladung Brot und ein Kalb für die Männer, 1 Kubikmeter Hafer für die Tiere. Das ganze Dorf weiß Bescheid, die Kinder passen auf, die Frauen backen Brot, die Männer zwischen 15 und 60 unterbrechen ihre tägliche Arbeit, die Alten plaudern mit den Italienern und versuchen, Uhrzeit und Weg ihrer Patrouillen herauszufinden“, erzählt Jean Simi. Mehrere Nächte wurden die Waffen zunächst auf Maultieren nach Casta gebracht; dann auf Lastwagen nach Bastia, in die Casinca und die Balagne oder auf Maultieren in das Versteck auf dem Plateau de Calamicorno in 1.000 m Höhe, zwischen San-Gavino-di-Tenda und Urtaca.
Über den Angriff der Italiener erzählt Jean Simi: „Galletti und Vincetti werden überrascht in dem Haus neben dem praktisch leeren Waffenlager. Sie eröffneten das Feuer, sie versuchten, die Sperre zu durchbrechen. Vincetti fiel, Galletti schaffte es wie durch ein Wunder. Schwarzhemden und Carabinieri stürzten sich auf Casta. Häuser wurden eingeschlagen, geplündert und angezündet. 23 Männer wurden festgenommen, alle anderen flohen in die Macchia.“