Joachim Hamann, bis 1945 SS-Sturmbannführer, wurde am 18. Mai 1913 in Kiel geboren. Er absolvierte von 1929 bis 1932 eine Lehre als Drogist, fand keine Anstellung und arbeitete in der Landwirtschaft. 1931 trat er in die SA ein, 1932 wurde er Mitglied der NSDAP. Er besuchte die Polizeischule in Kiel und wechselte 1935 zur Wehrmacht als Fallschirmspringer, wo er Anfang 1938 wegen Misshandlung Untergebener unehrenhaft entlassen wurde. Er holte das Abitur nach und wurde im Juli 1938 Mitglied der SS, die sein Jurastudium an der Universität Berlin als Teil der Ausbildung für den ‚Leitenden Dienst‘ finanzierte. Er zählte damit zu den für diese Laufbahn ausgewählten SS-Nachwuchskräften, die nach dem Studium der Rechtswissenschaft eine Führungselite innerhalb der öffentlichen Verwaltung bilden sollten. Noch als Student wurde er dem von Karl Jäger geführten Einsatzkommando 3 zugewiesen, zu dessen Kernmannschaft in Litauen er gehörte. Unter seinem Kommando wurden zwischen Juni und Oktober 1941 in ganz Litauen von dem nach ihm genannten Rollkommando Hamann, das aus einigen SS-Angehörigen sowie aus Angehörigen der litauischen Hilfstruppen bestand, ca. 70.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder ermordet. Im Jäger- Bericht vom 1.12.1941 heißt es dazu wie folgt: „Das Ziel, Litauen judenfrei zu machen, konnte nur erreicht werden durch die Aufstellung eines Rollkommandos mit ausgesuchten Männern unter Führung des SS-Obersturmführers Hamann, der sich meine Ziele voll und ganz aneignete und es verstand, die Zusammenarbeit mit den litauischen Partisanen und den zuständigen zivilen Stellen zu gewährleisten“ (Wette 2011, Jäger-Bericht, Blatt 8).
Von Februar bis Juli 1942 arbeitete er im Unternehmen Zeppelin, einer geheimen Operation mit dem Ziel, die Sowjetunion durch Sabotage bis hin zum Aufbau von Guerillabewegungen zu ‚zersetzen‘. Anschließend war Hamann im Berliner RSHA tätig und u.a. für die Überwachung „rechter Opposition“ und deren Verfolgung zuständig. Ende 1944 forderte Kaltenbrunner, Heydrichs Nachfolger als Chef des Reichssicherheitshauptamts, ihn als persönlichen Referenten an. Hamann, fanatischer Nationalsozialist und von seiner „Mission als Judenmörder“ überzeugt, beging am 13. Juli 1945 Selbstmord.
Literatur / Medien
Bartusevičius u.a. (Hg.): Holocaust in Litauen, Köln 2003; Bubnys, Arūnas: Holocaust in Lithuanian Province in 1941, abrufbar unter: http://A.Bubnys/Holocaust_in_Lit_Province.pdf (2003); Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 335 FN 161; Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt/M. 2003, S. 222; Neumann, Alexander / Peckl, Petra / Priemel, Kim C.: Praxissemester "Osteinsatz". Der Führernachwuchs der Sipo und der Auftakt zur Vernichtung der litauischen Juden, in: Zeitschrift für Genozidforschung, 7/2006, H.1, S. 1–48; Stang, Knut: Kollaboration und Massenmord. Die litauische Hilfspolizei, das Rollkommando Hamann und die Ermordung der litauischen Juden, Frankfurt/M. u.a. 1996; Wette, Wolfram: Karl Jäger. Mörder der litauischen Juden, Frankfurt/M. 2011, S. 46, S. 88f., S. 103ff. (Jäger-Bericht im Anhang S. 237–245)
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Hamann
https://en.wikipedia.org/wiki/Rollkommando_Hamann
http://la-loupe.over-blog.net/article-hamann-joachim-122131909.html (Foto)
https://phdn.org/archives/www.david-irving.de/jaeger.html