Karl von Le Suire wurde am 8. November 1898 in Unterwössen (Oberbayern) geboren, beteiligte sich am 1. Weltkrieg, wechselte nach dessen Ende in ein Freikorps und wurde später in die Reichswehr übernommen. Dort diente er wie auch in der Wehrmacht als Generalstabsoffizier und Kommandeur in verschiedenen Heeres-Einheiten. Le Suire war am Angriff auf Polen beteiligt und danach zunächst in Norwegen, dann im Kaukasus eingesetzt.
Im April 1943 wurde Le Suire Kommandeur der auf die südgriechische Peloponnes verlegten 117. Jäger-Division. Relativ harmlose Anlässe wurden von Le Suire, dessen extrem anti-griechische Haltung verbrieft ist („Sauvolk“, „Land der Nichtstuer, Schieber und Korrupteure“), mit brutalen „Sühnemaßnahmen“ geahndet.
Mit dem Kriegsaustritt Italiens wurde die 117. Jägerdivision mit den ihr unterstellten Einheiten (nachdem auch die 1. Panzer-Division verlegt worden war) zur einzigen Besatzungstruppe auf der Halbinsel. Bei Durchkämmungsaktionen wurden allein im Oktober 1943 knapp 3.000 Griechen festgenommen und zur Zwangsarbeit deportiert.
Am 10. Dezember 1943 ordnete Le Suire als Reaktion auf die Gefangennahme und - nachdem sich Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch ergebnislos hingezogen hatten - Ermordung eines Aufklärungstrupps durch ELAS-Partisanen den Befehl: „Als Sühnemaßnahme für die gemordeten Angehörigen der 1. u. 5./Jg. Rgt. 749 sind die Orte Mazeika und Kalawrita dem Erdboden gleichzumachen“ (zit. nach Rondholz 1999, S. 249). Dem „Unternehmen Kalavrita“ fielen außer den ca. 500 Männern und Jungen in Kalavrita weitere fast 200 Menschen - darunter auch greise Mönche - zum Opfer und über 20 Ortsschaften wurden zerstört.
Als im Rahmen der ca. dreiwöchigen Durchkämmungsunternehmen Condor, Reiher und Igel, mit denen die Partisanen auf dem Peloponnes ausgehoben werden sollten, am 27. April 1944 der Geleitzug von Generalmajor Franz Krech, Kommandeur der 41. Festungsdivision, in der Nähe von Molai angegriffen wurde, und er selbst und drei Mitglieder seiner Eskorte erschossen wurden, ordnete am nächsten Tag Le Suire als „Sühnemaßnahme“ die Erschießung von 200 politischen Häftlingen des KZ Chaidari sowie „aller Männer, die im Raum Molai-Sparta von der nach Sparta zurückkehrenden Truppe außerhalb der Dörfer angetroffen werden“ und die „Erschießung von etwa 100 Bandenverdächtigen, die durch die griech. Freiwilligen-Abteilungen ausgesucht werden“ an (BA-MA, RH 24-68/36. LXVIII. A. K., Ic-Tagesmeldung 28.4. 1944, zit. nach Fleischer, S. 204). Insgesamt fielen 335 Männer dieser Vergeltungsaktion zum Opfer.
Darüberhinaus listet Nessou auf anderthalb Seiten weitere Massenerschießungen auf der Peloponnes auf, die in den Verantwortungsbereich von Le Suires 117. Jäger-Division (und die von Oberst Nikolaus Dauner, dem Kommandanten von Tripolis) fallen (Nessou, S. 460f.).
Auf eigenen Wunsch gab Le Suire sein Kommando im Juli 1944 auf und wurde später - mittlerweile zum General befördert - an die Ostfront versetzt. Bei Kriegsende kam er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der er am 18. Juni 1954 bei Stalingrad starb.
Literatur / Medien:
Droulia, Loukia / Fleischer, Hagen (Hg.): Von Lidice bis Kalavryta - Widerstand und Besatzungsterror, Studien zur Repressalienpraxis im Zweiten Weltkrieg, Berlin 1999; Manoschek, Walter / Safrian, Hans: 717./117. ID - Eine Infanterie-Division auf dem Balkan, in: Heer, Hannes / Naumann, Klaus (Hg.): Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944, S. 157-190; Nessou, Anestis: Griechenland 1941-1944, Deutsche Besatzungspolitik und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung - eine Beurteilung nach dem Völkerrecht, Göttingen 2009; Rondholz, Eberhard: Rechtsfindung oder Täterschutz? Die deutsche Justiz und die „Bewältigung“ des Besatzungsterrors in Griechenland, in: Droulia, Loukia / Fleischer, Hagen (Hg.), a.a.O. S. 225-291; de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Le_Suire