Region Centre Val-de-Loire, Departement Loiret

Die Ereignisserenovierte Lagerbaracke aus dem Lager Beaune am Eingang zum Cercil-Museum

Die Lager Beaune-la-Rolande und Pithiviers als Vorhof des Todes
Fast 18.000 jüdische Menschen, darunter 4.000 Kinder, wurden in den dem Vichy-Präfekten des Loiret unterstehenden Lagern interniert, fast alle wurden in die Vernichtungslager deportiert.
Die ersten Männer waren schon 1941 eingeliefert worden, nach den Razzien vom Mai und Dezember 1941 in Paris. Sie wurden bis zu einem Jahr lang festgehalten und im März 1942 nach Auschwitz deportiert.
Die Lager spielten bald darauf eine Hauptrolle in der 'Endlösung der Judenfrage' in Frankreich und der Kollaboration Vichys. Tausende Opfer der Razzia des Vel d'Hiv im Juli 1942 wurden in die Lager verbracht, die Kinder von den Eltern getrennt und später ebenfalls deportiert. Möglich wurde das tödliche Zusammenwirken der deutschen Deportations- und Vernichtungsstrategie und der antisemitischen Ausgrenzungspolitik Vichys, die die Internierung ausländischer Juden vorsah, u.a. durch das Polizeiabkommen Oberg (SS) und Bousquet (Vichy-Polizei) vom Juli/August 1942 (vgl. dazu Klarsfeld, a.a.O., S. 131f.).

Aline Korenbajzer; © CERCIL, Orléans

 

Aline Korenbajzer wird am 31. August 1939 in Paris geboren. Ihr Vater Abraham wird am 14. Mai 1941 zusammen mit 3.700 ausländischen jüdischen Männern in Paris verhaftet und im Lager Pithiviers interniert; er kann im März 1942 fliehen. Am 16. Juli 1942 wird Aline mit ihrer Mutter bei der schrecklichen Razzia des Vel d'Hiv verhaftet. Beide werden im Lager Beaune-la-Rolande interniert. Sie werden mit dem Transport Nr. 25 am 28. August 1942 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Wie alle Kinder dieses Transports wird Aline direkt nach der Ankunft vergast – an ihrem 3. Geburtstag (Text auf Infotafel).

Es waren nicht die Nazis, die uns nach der Razzia des Vel-d'Hiv in Pithiviers und Beaune interniert haben. Sondern Vichy. Man muss wissen, dass eine der schwärzesten Seiten der Geschichte Frankreichs hier geschrieben worden ist: die Trennung der Kinder, die in den beiden Lagern den Armen ihrer Mütter und Väter entrissen wurden, die eine wesentliche Drehscheibe zwischen dem Staatsantisemitismus Vichys und der Endlösung war, die von den Nazis ausgedacht worden war.
Nach der Trennung der Kinder von den Eltern unter Schreien, wie man sich vorstellen kann, wollte Berlin keine Transporte, die ausschließlich aus Kindern bestanden, das wäre nämlich schädlich für die Propaganda (von den Familientransporten) gewesen. Also wurden die Kinder nach Drancy transferiert und dort in die Transporte der Erwachsenen gesteckt, damit man weiter an die Familien-Deportation glauben konnte – konform der Vichy-Devise 'Arbeit-Familie-Vaterland'.
(Serge Klarsfeld, La Nouvelle République v. 31.1.2005)

 

 

 

Versammlungsort der jüdischen Gemeinde

Fotogalerie ermordeter jüdischer Kinder; mit frdl. Genehmigung des CercilGedenktafel Opfer rassistischer und antisemitischer Verfolgungen; Quelle: genweb, Bernard Butet, CC BY-SA 2.0 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Synagoge in Orléans wurde zerstört. Der Versammlungsraum der jüdischen Gemeinde befindet sich jetzt in der ehemaligen Kapelle ,de l'Officialité' hinter der Kathedrale (14 Rue Courtenay).

Gedenken
In Orléans pflegt das CERCIL (Studien- und Forschungszentrum über die Internierungslager im Loiret) lebendige Erinnerung an die dunklen Jahre. Verfolgung und Internierung von Juden, Sinti und Roma in den Lagern des Loiret Beaune-la-Rolande, Jargeau und Pithiviers und die Kollaboration Vichys bei der Deportation der jüdischen Menschen in die Vernichtungslager. Im Musée-Mémorial des enfants du Vel d'Hiv geben Fotos den 4000 ermordeten Kindern der Razzia des Vel d'Hiv am 16./17. Juli 1942 (vgl. Paris 15° Vel d'Hiv) Namen und Gesicht: Cercil-Musée Mémorial des enfants du Vel d'Hiv, 45 Rue du Bourdon-Blanc (100 Meter hinter der Kathedrale); email: [email protected]; Internet: www.cercil.fr.

Gedenken auch an der Tafel für die „Opfer rassistischer und antisemitischer Verfolgungen unter der faktischen Autorität der Regierung des französischen (Vichy-) Staats. Pithiviers, Jargeau, Beaune-la-Rolande. Vergessen wir es nie!“ (Place de la République) sowie am Widerstands- und Deportationsdenkmal im Parc Pasteur (vgl. dazu Orléans – Parc Pasteur).

Literatur/Medien
Klarsfeld, Serge: Vichy-Auschwitz. Die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich, Nördlingen 1989, S. 89ff., 429ff.
Les camps d'internement du Loiret. 1941-1943, histoire et mémoire, Orléans o.J.
ONAC 45: Les lieux de Mémoire de la deuxième guerre mondiale – Loiret, Orléans o.J.
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 71ff; Ausgabe 2012/13, S. 53f.
http://memorialmuseums.net/denkmaeler/view/428/CERCIL-–-Studien--und-Forschungszentrum-über-die-Internierungslager-im-Loiret
https://fr.calameo.com/read/0001479948828a802a1ed