Julius Ringel wurde am 16. November 1889 in Völkermarkt, Kärnten/ Österreich geboren, schlug die Offizierslaufbahn ein, war während des 1. Weltkriegs als Oberleutnant eines k.u.k. Gebirgs-Schützen-Regiments in Galizien und an der Alpenfront und wurde danach in das neu geschaffene Bundesheer (Gebirgsjägerbrigade) aufgenommen. Ringel war ein führendes Mitglied des 1936 gegründeten illegalen Nationalsozialistischen Soldatenringes (NSR) und wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs in die Wehrmacht übernommen. Nach verschiedenen Stationen wurde er 1940 mit der Aufstellung der 5. Gebirgs-Division beauftragt. Als Kommandant dieser Division nahm er am Krieg gegen Griechenland teil und drang mit ihr über Thessaloniki bis nach Athen vor. Im Mai 1941 beteiligte sich die 5. Gebirgs-Division unter seinem Kommando am deutschen Angriff auf Kreta (siehe: Luftlandeschlacht um Kreta, Operation Merkur), der nur unter sehr großen Verlusten „erfolgreich“ abgeschlossen werden konnte.
Nicht belegbare Greuelgeschichten um von Kretern verübte Massakrierungen deutscher Soldaten veranlassten Julius Ringel bereits am 23. Mai 1941 - acht Tage vor dem Befehl General Students, mit dem dieser den auf Kreta befindlichen Verbänden am 31. Mai 1941 brutale Vergeltungsmaßnahmen an der Zivilbevölkerung anordnete -, für die Gebirgsjäger einen ersten Vergeltungs-Befehl zu erlassen:
„Ein Meuchelmord an einem Soldaten der Luftwaffe um 22.5.41 hat ergeben, daß die griech. Bevölkerung in Zivil, Uniform, auch in deutscher, an den Kämpfen teilnimmt und Verwundete niederschiesst, niedersticht und Ringe abschneidet, Gefallene schändet und ausplündert. Wo eine griech. Zivilperson mit der Schusswaffe in der Hand angetroffen wird, ist sie sofort zu erschiessen. Desgleichen ist bei Angriffen auf Verwundete zu verfahren. In Ortschaften sind sofort Geiseln festzunehmen (Männer von 18 - 55 Jahren) und ihnen und der Einwohnerschaft bekanntzugeben, dass im Falle feindl. Handlungen jeder Art gegen die deutsche Wehrmacht sofortige Erschiessung erfolgt. Für jeden Deutschen 10 Griechen, dazu werden die in der Nähe befindlichen Ortschaften angezündet “ (zit. nach Gilbert, S. 29f.).
Ab November 1941 war Ringel mit seinem Verband zunächst am Russlandfeldzug, später in Italien an der Schlacht um den Monte Cassino beteiligt. Ab 1. April 1944 wurde er Kommandierender General des LXIX. Gebirgs-Korps in Kroatien, am 1. Juni 1944 zum General der Gebirgstruppe befördert und am 22. Juni 1944 zum Kommandierenden General des stellvertretenden XVIII. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis XVIII (zuständig für Steiermark, Kärnten, Tirol und Salzburg) ernannt. Aus den dort stehenden Verbänden bildete Ringel ab Februar 1945 das Armeekorps Ringel, mit dem er in Kriegsgefangenschaft ging.
Ringel lebte nach dem Krieg in Bad Reichenhall und veröffentlichte seine kriegsverherrlichenden Memoiren (Richter: „ [...] voll von Übertreibungen und Legenden“, S. 14) 1963 unter dem Titel Hurra, die Gams. Wie Student musste sich Ringel weder vor deutschen noch vor griechischen Gerichten für die von ihm befohlenen Kriegsverbrechen verantworten. Ein gegen ihn auf Betreiben des Griechischen Nationalen Kriegsverbrecherbüros (Office National Hellenique des Criminels de Guerre) bei der Staatsanwaltschaft Bochum eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde 1964 eingestellt.
In Bad Reichenhall findet im Rahmen von rechter Traditionspflege jedes Jahr um den 20. Mai herum an der Kretabrücke eine Gedenkfeier zu Ehren der beim Kampf um Kreta gefallenen Reichenhaller Gebirgsjäger statt. Dass die 5. Gebirgsdivision unter ihrem Kommandanten Ringel diverse Massaker unter der Zivilbevölkerung der Insel beging, wird dabei nicht thematisiert.
Literatur / Medien:
Gilbert, Harald: Das besetzte Kreta 1941-1945, Ruhpolding 2014; Richter, Heinz: Operation Merkur - Die Eroberung der Insel Kreta im Mai 1941, Ruhpolding 2011