Trawniki oder Trawniki-Männer wurden osteuropäische NS-Helfer genannt, die die deutschen Besatzer vor allem unter sowjetischen Kriegsgefangenen rekrutierten und die in dem „Ausbildungslager Trawniki der SS“ bei Lublin als „Hilfswillige“ vor allem für Wachdienste in Konzentrationslagern - und damit für die Durchführung der Shoah – herangebildet wurden (vgl. dazu den Text über 'Trawniki (Lager)'). Die Zahl wird auf 4000 bis 5000 geschätzt. Viele von ihnen waren Ukrainer, Russen, Weißrussen, Balten, Georgier oder Azerbaidjaner, aber auch Volksdeutsche. Verantwortlich war Karl Streibel, der dem SS- und Polizeiführer von Lublin, Odilo Globocnik, unterstand.
Die Kriegsgefangenen waren vor die „Wahl“ gestellt worden, entweder im Kriegsgefangenenlager zu bleiben (und dort womöglich zu verhungern) oder den Besatzern zu helfen (deshalb nennt A. Benz sie „Handlanger der SS“). Freiwillig haben sicher nicht alle zugesagt, ein größerer Teil von ihnen soll „desertiert“ sein.
Ihre Hauptaufgabe war zunächst Bewachung. Trawniki wurden in den Vernichtungslagern Auschwitz, Belzec, Sobibór, Treblinka und dem KZ Majdanek eingesetzt - auch beim Betrieb der Gaskammern und der Leichenverbrennung. Andere wurden bei „Umsiedlungen“, Ghetto-Auflösungen oder Erschießungs-Aktionen herangezogen, oft zu den „dreckigsten“ Aufgaben. Sie wurden auch bei der militärischen Niederschlagung des Warschauer Ghetto-Aufstands eingesetzt.
Nach 1945
Mehrere hundert ehemalige Trawniki-Männer wurden in der Sowjetunion verurteilt, manche zum Tode. Karl Streibel und andere Führungspersonen des Trawniki-Lagers wurden 1976 vom Landgericht Hamburg mangels Beweisen freigesprochen. Der ukrainisch-stämmige Trawniki und Wachmann im Vernichtungslager Sobibór, John Demjaniuk, wurde 2011 vom Landgericht München II wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, er starb vor Rechtskraft des Urteils (vgl. Sobibór).
Literatur/Medien
Benz u.a., Enzyklopädie NS, S. 832
Benz, Angelika: Handlanger der SS: Die Rolle der Trawniki-Männer im Holocaust, Berlin 2015
Berger, Sara: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka, Hamburger Edition 2014, bes. S. 217ff.
Gutman, Israel/Jäckel, Eberhard/Longerich, Peter/ Schoeps, Julius H.: Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, Band III, S. 1425-1427
https://en.wikipedia.org/wiki/Trawniki_men
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsarbeitslager_Trawniki