Yitzhak Arad 2016 (E. Amir)Yitzhak Arad, israelischer Historiker, pensionierter General und ehemaliger jüdischer Partisan, wurde als Itzhak Rudnicki am 11. November 1926 in Švenčionys (damals Polen, seit 1939 Litauen) geboren. Früh schloss er sich einer zionistischen Jugendbewegung an, wurde nach dem Einmarsch der Deutschen im Juni 1941 mit den Juden der Stadt in das im September errichtete Ghetto eingesperrt. Zur Zwangsarbeit eingesetzt, um konfiszierte Waffen der zurückgeworfenen Roten Armee zu reinigen, gelang es ihm und anderen Zwangsarbeitern, von dort Waffen ins Ghetto zu schmuggeln. 25 Mitgliedern dieser Gruppe gelang im Februar 1943 die Flucht in die Narocz Wälder zu einer dort operierenden sowjetischen Partisaneneinheit. Bereits im Lauf des Jahres 1942 hatte Fiodor Markov, ein früherer Lehrer an der jüdischen Schule von Švenčionys, in den Narocz Wäldern an der Grenze zu Weißrussland eine Partisaneneinheit aufgebaut, die Sabotageaktionen ausführte. Yitzhak Arad überlebte die verlustreichen Kämpfe und nahm im Sommer 1944 an der Befreiung von Vilnius teil. Er kämpfte weiter in den Reihen der Roten Armee bis zur Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945.

Im Dezember 1945 emigrierte Arad illegal nach Palästina und beteiligte sich an den Untergrundaktivitäten gegen die britischen Mandatstruppen. In der neu gegründeten israelischen Armee stieg Arad zum Brigade-General und obersten Offizier für die Erziehung innerhalb der Armee auf. Nachdem er während seiner Militärlaufbahn Geschichte studiert hatte, verließ er 1972 den Armeedienst und übernahm von 1972 bis 1993 die Leitung der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Gleichzeitig unterrichtete er Jüdische Geschichte an der Universität von Tel Aviv.
Der „Holocaust im Gebiet der früheren Sowjetunion“ ist das Schwerpunktthema seiner zahlreichen Veröffentlichungen, seiner Lehrtätigkeit, seiner unermüdlichen Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit. Eine seiner zahlreichen Buchveröffentlichungen, Ghetto in Flames (New York 1982) wurde zu einer grundlegenden Darstellung des jüdischen Schicksals im Ghetto von Vilnius, des jüdischen Widerstandes und der Vernichtung der Juden von Vilnius.

Als Zeuge trat Arad in Kriegsverbrecherprozessen in Israel auf. Im Juni 2007 eröffnete die litauische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn selbst, gegen Rachel Margolis und Fania Brancovskaja wegen angeblicher Mitwirkung an Kriegsverbrechen. Ihnen wurde vorgeworfen, als Mitglieder sowjetischer Partisaneneinheiten an der Ermordung von litauischen Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Dieser Vorwurf wurde weltweit als skandalös zurückgewiesen, Arad selbst betrachtete ihn als Vendetta gegen seine Dokumentation der litauischen Kollaboration an der Ermordung der litauischen Juden durch die Nazis. 2008 wurden die Ermittlungen gegen ihn aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Yitzhak Arad ist am 6. Mai 2021 im Alter von 94 Jahren in Tel Aviv gestorben.

Literatur / Medien
Arad, Yitzhak: Ghetto in Flames. The Struggle and Destruction of the Jews in Vilna in the Holocaust, New York 1982; Ders.: The Partisan: From the valley of death to Mt. Zion, New York 1979; Ders: http://defendinghistory.com/yitzhak-arad-on-the-holocaust-in-lithuania-and-its-obfuscation-in-lithuanian-sources/46252; Dieckmann 2011, Bd. 2, u.a. S. 1245ff., Lustiger, Arno: Zum Kampf auf Leben und Tod. Das Buch vom Widerstand der Juden 1933-1945, Köln 1994, S. 368 f.

https://alchetron.com/Yitzhak-Arad
http://www.jewishvirtuallibrary.org/arad-yitzhak
http://kehilalinks.jewishgen.org/Svencionys/interview (Interview: Harry J. Cargas)
http://www.slate.com/lithuania_and_nazis_the_double genocide
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54570988 (Foto: Ehud Amir)
https://www.heise.de/tp/features/Litauen-und-die-juedischen-Partisanen-3420043.html (zu den Ermittlungen der litauischen Staatsanwaltschaft)