Heinz Lammerding, General der Waffen-SS, 1940 bis 1943 an der Ostfront, im „Partisanenkampf“ für Repressalien, Erschießungen und Anzünden von Dörfern in Serbien und der Sowjetunion verantwortlich; 1944 als Kommandeur der SS-Panzerdivision „Das Reich“ in Frankreich. Ab Mai mörderische Einsätze gegen die Zivilbevölkerung unter dem Deckmantel 'Kampf gegen die Résistance'. Die SS-Division hinterließ eine Blutspur aus – immer nach dem gleichen, dem Vernichtungskrieg im Osten entlehnten Muster begangenen - hundertfachen Morden, Gräueltaten, Anzünden von Dörfern, Deportationen und willkürlichen Erschießungen. Die schlimmsten waren die Massaker in Tulle und Oradour-sur-Glane am 9. bzw. 10. Juni 1944; sie folgten seinen von der Wehrmacht gebilligten Vorschlägen vom 5. Juni (s.u), die noch über die bisherige Befehlslage hinausgingen (vgl. Sperrle-Erlass).
Deswegen wurde er 1951 und 1953 vom Militärgericht in Bordeaux in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Lammerding, erfolgreicher Bauunternehmer in Düsseldorf, offenbar geschützt von deutschen und US-Stellen, blieb von der deutschen Justiz unbehelligt: Ermittlungen wurden eingestellt. Das führte in Frankreich zu heftigen Debatten, Demonstrationen und der Forderung nach einem Zusatzabkommen, um Strafverfahren trotz der französischen Urteile zu ermöglichen (vgl. 'Strafverfolgung deutscher NS-Verbrecher'), das aber erst nach seinem Tod abgeschlossen wurde. Er scheiterte mit dem Versuch, sich in einem Prozess gegen die Zeitung Die Tat von dem Vorwurf reinwaschen zu lassen, für viele Geiselmorde in Frankreich verantwortlich zu sein. Er starb eines natürlichen Todes.
Maßnahmen gegen den Widerstand
Note Lammerdings vom 5. Juni 1944 an die Wehrmacht (Generalkdo. 58. Panzerkorps)
1. Schlagartig einsetzende Gegenpropaganda und Diskriminierung der Terroristen als kommunistische Unruhestifter mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung gegen die Terroristen aufzubringen …
2. Belegung der Orte Cahors, Figeac und Brive durch schnell bewegliche Verbände, die ...mit den … SD-Außenstellen die aktive Bandenbekämpfung durchführen …
3. Aufbringung von 5000 verdächtigen Männern aus dem Raum Cahors-Aurillac-Brive bis zum 15.6.44 und deren Abschub ins Reich (=Deportation) …
4. Sicherstellung von mindestens 200 Lkw. und 400 Pkw. aus dem Raum Cahors-Aurillac- Brive bis zum 15.6.44 (damit „der Feind“ sie nicht beschlagnahmen kann) ..
5. Freilassung eines kriegsgefangenen Familienangehörigen …. als Gegenleistung für Angaben …
6. Ankündigung und Durchführung, daß für jeden verwundeten Deutschen 3, für jeden Gefallenen 10 Terroristen aufgehängt (nicht erschossen) werden. Strafvollzug durch Erhängen ist in der franz. Justiz nicht üblich. Durch Anwendung auf die Terroristen werden diese diskriminiert und außerhalb der franz. Volksgemeinschaft gestellt. (...)
Befehl des Oberkommandierenden West vom 8. Juni 1944
„WFSt (Wehrmachtsführungsstab) hat die Erwartung ausgesprochen, daß bei dem Großunternehmen gegen die Banden in Südfrankreich mit äußerster Schärfe und ohne Nachsicht vorgegangen wird. Ausgang des Unternehmens hat größte Bedeutung für die weitere Entwicklung im Westen. Halbe Erfolge solcher Aktionen nützen nichts. Die Widerstandskräfte sind in schnellem und umfassendem Zupacken zu zerschlagen. Zur Wiederherstellung von Ruhe und Sicherheit sind schärfste Maßnahmen zu ergreifen, zur Abschreckung der Bewohner dieser dauerhaft verseuchten Gebiete, denen endlich die Lust vergehen muß, die Widerstandsgruppen aufzunehmen und sich von ihnen regieren zu lassen, und zum warnenden Beispiel für die gesamte Bevölkerung. Rücksichtslose Härte in diesen kritischen Augenblicken ist unerläßlich“.
Literatur/Medien
Hervé, Florence/Graf, Martin: Oradour. Geschichte eines Massakers / Histoire d'un massacre, Köln 2014
Kartheuser, Bruno: Walter, SD in Tulle. Band 4: Die Erhängungen von Tulle. Ein ungesühntes Verbrechen, Neundorf 2008, bes. S. 298ff.
Lieb, Peter: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007, S. 113ff., 361ff.
Meyer, Ahlrich: Oradour 1944, in: Gerd R. Ueberschär: Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, Darmstadt 2003, S. 176ff.
Moisel, Claudia: Frankreich und die deutschen Kriegsverbrecher. Politik und Praxis der Strafverfolgung nach dem Zweiten Weltkrieg, Göttingen 2004
http://fr.wikipedia.org/wiki/Heinz_Lammerding