Noch mehr Arbeitskräfte für das Reich
Im Sommer 1942 kündigte Fritz Sauckel, der NS-„Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz“ an, dass – zusätzlich zu den über 1,5 Mio. französischen Kriegsgefangenen und den über 100.000 freiwillig in Deutschland Arbeitenden – weitere hunderttausende Arbeitskräfte benötigt würden. Der Versuch von Vichy-Regierungschef Laval, dem durch einen freiwilligen Dienst („Relève“ =  eine Art Tauschgeschäft drei Arbeiter gegen Rückkehr eines  Kriegsgefangenen) zuvorzukommen, ging schief.

Der „Service de Travail Obligatoire“ (STO)
Im September 1942 führte Vichy eine Dienstverpflichtung ein. Sie wurde vor allem auf Facharbeiter und Eisenbahner angewendet. In sechs Monaten wurden fast 250.000 Personen zwangsweise nach Deutschland verbracht. Im Februar 1943 folgte der STO: zwangsweise Einberufung aller Männer zunächst der Jahrgänge 1920 bis 1922 zur Arbeit in Deutschland, später auch zur Arbeit für die Deutschen in Frankreich. Das betraf praktisch alle Familien. Etwa 600.000 Franzosen wurden zwangsverpflichtet, ca. 30.000 kamen um.

Proteste und Zulauf für die Résistance
Die Ablehnung der Arbeit für den Feind, für dessen Rüstungsindustrie, war weit verbreitet. De Gaulleforderte: fahrt nicht, bleibt in Frankreich! Der STO erschütterte am nachhaltigsten den Rückhalt von Vichy in der Bevölkerung und verschaffte der Résistance neue Legitimität und Zulauf. Viele verweigerten sich, besonders 1944 wurde aber auch systematisch Jagd auf sie gemacht. Protestformen: falsche Papiere und Lebensmittelmarken; ärztliche Gefälligkeitsgutachten; STO-Kartei stehlen oder zerstören, z.B. in Quimper und im Arbeitsministerium; Verweigerung der Abfahrt (z.B. in Montluçon, Romans); Untertauchen bei Verwandten, Freunden oder mit Hilfe von Fluchthelfern im Ausland; Anschluss an die Résistance, besonders in den Maquis und kämpfenden Verbänden.

Gedenken
Die STO-Opfer schlossen sich nach der Befreiung zum Verband der „Arbeitsdeportierten“ zusammen. Sie wurden als Kriegsopfer anerkannt, aber nicht mit gleichen Rechten wie die in die KZ- und Vernichtungslager Deportierten.
In Paris 20°, Friedhof Père Lachaise erinnert ein Denkmal an die STO-Zwangsarbeiter.

Literatur/Medien
Bories-Sawala, Helga: Franzosen im „Reichseinsatz“. Deportation, Zwangsarbeit, Alltag, Frankfurt 1996.
Dictionnaire historique de la Résistance, S. 623ff, 695, 755, 758f.
www.spiegel.de/spiegel/print/d-13500761.html (Art. von Henri Amouroux)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Service_du_travail_obligatoire (STO)
http://de.wikipedia.org/wiki/Rel%C3%A8ve (Relève)