Angriff von Milice und Wehrmacht, Gegenwehr des Maquis
Die in Annecy und Thorens-Glières stationierte französische Milice führte Razzien in den Taldörfern durch (z.B. Entremont, Thônes), verhaftete zahlreiche Verdächtige und ließ acht Menschen nach einem Urteil des neu geschaffenen Kriegsgerichts in Annecy hinrichten (vgl. dort). Sie scheiterte aber mit dem Versuch, das Maquis auf dem Plateau einzunehmen. Ab Mitte März 1944 schaltete sich die Wehrmacht aktiv ein (157. Reserve-Division), sie bombardierte das Plateau und die Hütten.
Die Kräfteverhältnisse waren eindeutig: 465 nur mit leichten Waffen ausgerüstete Maquisards gegen tausende schwerbewaffnete deutsche Soldaten und französische Milizionäre.
Am 26. März griffen mehrere tausend deutsche Soldaten und französische Milice mit schweren Waffen, Artillerie und Flugzeugen das Maquis an. Die Maquisards hielten einen Tag lang die Stellung, dann gab Maurice Anjot angesichts der Übermacht den Befehl, sich zu zerstreuen und auf verschiedenen Wegen das Plateau zu verlassen. Als die Wehrmacht, die fünf Tote und einige Verwundete zählte, am 27. März erneut angriff, war das Plateau leer.
Viele Maquisards wurden in den folgenden Tagen gefangen genommen. Insgesamt kamen 129 Maquisards ums Leben, einige im Kampf mit der Milice und der Wehrmacht, die meisten durch die nachfolgende z.T. blindwütige Repression (erschossen, zu Tode gefoltert, nach Deportation in den KZ umgekommen); außerdem wurden Résistants aus den Glières-Dörfern erschossen.
Propagandaschlacht
Die Kämpfe um die Glières wurden von Beginn an durch einen „Ätherkrieg“ begleitet, Radiosendungen von Philippe Henriot, dem Vichy-Propaganisten, aus Thorens-Glières einerseits und von Maurice Schuman, Radio London, andererseits. Der Rückzug der Maquisards wurde von der Vichy-Propaganda, die das massive Eingreifen der Wehrmacht verschwieg, als Verhalten „feiger Hunde“ dargestellt. In Résistancekreisen dagegen wurden die Kämpfe als „eine Niederlage der Waffen, aber ein Sieg der Herzen“ („défaite des armes, mais victoire des âmes“) gesehen. Diese Lesart wurde in jüngster Zeit u.a. durch die Studie von Claude Barbier über „Mythos und Realität des Glières-Maquis“ angezweifelt, s.u. Literatur.
Neubeginn und Befreiung
Am Nationalfeiertag 14. Juli 1944 meldete sich die Résistance mit einer Parade durch das Städtchen Thorens-Glières zurück. Am 1. August kamen fast 3000 Menschen auf das Plateau, um die von den Briten per Fallschirm abgeworfenen Waffen zu bergen und auf die Gruppen in den Dörfern zu verteilen. Die in den freifranzösischen Kräften FFI zusammengeschlossen AS- und FTP-Männer konnten in die Befreiungskämpfe des Departements eingreifen.
B. Gedenken
Das Plateau ist ein berühmter nationaler Gedenkort: wegen der als „erste offene Schlacht der Résistance gegen die Deutschen“ gewerteten Auseinandersetzung und wegen des tragischen Ausgangs dieses „Kampfes um die Ehre Frankreichs“. Auf dem Plateau gibt es das Nationaldenkmal der Résistance und einen Gedenkweg. Im Tal befindet sich die Gedenkstätte La Morette mit Friedhof und Widerstandsmuseum.