Augustinas Voldemaras

Voldemaras, ein nationalistischer litauischer Politiker, ist am 16. April 1883 in der Nähe von Vilnius geboren. Er schloss sich während seines Studiums in St. Petersburg der litauischen Nationalbewegung an, lehrte danach an in- und ausländischen Universitäten. 1918 war er erster Ministerpräsident Litauens unter Antanas Smetona, formierte danach in der litauischen Nationalpartei den zunehmend faschistischen Flügel, aus dem sich nach dem Vorbild der faschistischen Schwarzhemden Italiens die rechtsradikale und antisemitische Organisation „Eiserner Wolf“ entwickelte. Gestützt auf das Militär organisierte er zusammen mit Antanas Smetona 1926 einen Putsch, der die junge parlamentarische Demokratie Litauens in eine bis 1940 bestehenden Diktatur unter Präsident Smetona verwandelte. Smetona trennte sich 1929 von Voldemaras als Ministerpräsident, der sich zum Faschisten radikalisierte und 1934 nach einem Putschversuch gegen Smetona verhaftet und nach Frankreich verbannt wurde. Von dort aus bemühte er sich um enge Zusammenarbeit mit der NSDAP und kehrte 1940 nach Litauen zurück. Nach seiner Verhaftung durch den sowjetischen Geheimdienst starb Voldemaras am 16. Dezember 1942 (nach anderen Angaben am 16. Mai 1942) unter ungeklärten Umständen in einem Moskauer Gefängnis. Unabhängig von seiner Person hatten sich die „Voldemaristen“ während der 1930er Jahre radikal weiter entwickelt und noch kurz vor dem deutschen Einmarsch im Juni 1941 eine „Nationalsozialistische Partei“ (LAF/LNP) gegründet, die in der Endphase der Provisorischen Litauischen Regierung im Juli 1941 eine kurze Rolle spielen sollte. (Litauische Geschichte; Aufstand)

Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, u.a. S. 67, 90f., 445 ff.; Bd. 2, S. 1506; Gräfe 2010: Vom Donnerkreuz zum Hakenkreuz, S. 443

https://de.wikipedia.org/wiki/Augustinas_Voldemaras
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