Smetona war ein nationalistischer litauischer Politiker. Er gehörte nach dem Jurastudium in St. Petersburg schon vor dem und während des Ersten Weltkrieges zu den Vorkämpfern für ein unabhängiges Litauen und 1918 zu dessen Mitgründern (Litauische Geschichte). Er ist am 10. August 1874 im Bezirk Urkmergė geboren, war 1919/1920 erster Staatspräsident und wurde 1926 für die rechtskonservative Nationalpartei, deren Vorsitzender er von 1924 bis 1940 war, ins Parlament gewählt. Ideologisch – wie viele Angehörige der bürgerlichen und militärischen Führungsschicht – am Vorbild des italienischen Faschismus orientiert, putschte er mit Unterstützung des Militärs Ende 1926, beseitigte in kurzer Zeit die parlamentarische Demokratie und baute ein diktatorisches Polizeiregime auf. Smetona selbst ergriff zwar keine antijüdischen Maßnahmen und trennte sich 1929 sogar von seinem Ministerpräsidenten Voldemaras, einem langjährigen Mitstreiter, der als Vertreter eines radikalen Faschismus und Antisemitismus zum Konkurrenten geworden war und mit Gründung der faschistisch-antisemitischen Organisation „Eiserner Wolf“ bald zum Gegner Semtonas wurde. In den vierzehn Jahren der Smetona-Diktatur wuchs jedoch innergesellschaftlich die nationalistisch-antisemitische Stimmung massiv an. Nach der Zerschlagung Polens durch den Hitler-Stalin-Pakt akzeptierte Smetona 1939 zwar noch die Stationierung sowjetischer Truppenstützpunkte, widersetzte sich jedoch im Mai 1940 der vollständigen militärischen Besetzung Litauens. Er verließ Litauen und emigrierte über Deutschland und die Schweiz in die USA. Dort starb er am 9. Januar 1944 in Cleveland bei einem Hotelbrand.

Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, u.a. S. 65-67, 112-114, 121-135, 174-177; Bd. 2, S. 1505ff.; Gräfe 2010: Vom Donnerkreuz zum Hakenkreuz, S. 439f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Antanas_Smetona

Foto: Lietuvos nacionalinis muziejus (Litauisches Nationalmuseum)