Der „Eiserne Wolf“ – ursprünglich eine Traumgestalt aus der Gründungslegende der Stadt Vilnius – war ein 1927 von Augustinas Voldemaras nach dem Vorbild der italienischen faschistischen Schwarzhemden gegründeter Kampfbund, dem sich vor allem Offiziere, Studenten und Schüler anschlossen. Nach dem Putsch von 1926 (Litauische Geschichte) hatte der an die Macht gekommene Präsident Smetona seinen langjährigen Mitkämpfer Voldemaras zum Ministerpräsidenten ernannt, ihn aber 1929 wegen dessen faschistischer Forderungen wieder entlassen. Voldemaras machte den „Eisernen Wolf“ mit militanten Aktionen zum Kampfinstrument gegen das Smetona-Regime, das er 1934 mit einem Putsch stürzen wollte, ohne Erfolg. Zielsetzung der „Voldemaristen“ war die Säuberung Litauens von Polen und Juden, generell ein starker Staat nach dem Vorbild der europäischen faschistischen Bewegungen. Nach dem misslungenen, von Teilen des Militärs unterstützten Putsches wurde Volemaras verhaftet, 1938 ins Exil geschickt. Er kehrte nach Litauen zurück, wurde 1940 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und starb 1942 in einem Moskauer Gefängnis. Die aggressiv antisemitische und faschistische, vom Gründer des „Eisernen Wolfs“ propagierte Ideologie gewann in den 1930er Jahren starke Unterstützung bei Offizieren, Akademikern und einer jungen Generation von Antisemiten. Viele der Mitglieder organisierten sich in dem offen nationalsozialistischen Bund Litauischer Aktivisten (LAS), der Litauischen Aktivistenfront (LAF) und in der Partei Litauischer Nationalisten (LNP). Sie waren am national-litauischen Aufstand im Juni 1941 und der nachfolgenden Kollaboration mit der 1941 einmarschierenden deutschen Besatzungsmacht beteiligt.

Gleichwohl wählte die Nato für ihr Großmanöver im Juni 2017 in Litauen, an dem 5.300 Soldaten aus zehn Nato-Ländern – unter ihnen Militär aus Litauen und Deutschland – teilnahmen, ausgerechnet die Bezeichnung „Eiserner Wolf 2017“.

Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 90f.; Gräfe 2010: Vom Donnerkreuz zum Hakenkreuz, S. 45ff.; Götz, Alan Oliver: The Iron Wolf: Lithuanian Fascism (1927–1941) – Fascist Movements in the Baltic States, in: Carnival/Journal of the International Students of History Association Vol. 10/2003 (abrufbar unter: https://ishainternational.files.wordpress.com/2015/10/isha_carnival_2003.pdf)

https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Wolf 
https://www.alles-ueber-litauen.de/augustinas-voldemaras.html 
https://de.sputniknews.com/politik/20170612316126722-iron-nato-litauen/