Jorgos Psychoundakis (auch George Psychoundakis) wurde am 3. November 1920 in Asi Gonia (Regionalbezirk Chania) auf der Insel Kreta geboren. Er besuchte einige Jahre die Grundschule und arbeitete danach als Schäfer, schrieb aber bereits damals nebenbei Gedichte. Er beteiligte sich am Kampf gegen die deutsche Invasion (siehe: Luftlandeschlacht um Kreta, Operation Merkur) und half alliierten Soldaten zur Flucht an die kretische Südküste, von wo aus sie nach Ägypten ausgeschifft werden konnten. Für die auf der Insel eingesetzten SOE-Agenten (Special Operations Executive, britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit) wurde Psychoundakis bis zum Ende ihres Einsatzes (nur unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt in Ägypten) zum Cretan Runner, zum Boten, Nachrichtenübermittler und Führer.
Obwohl er von den Briten mit der Medal of the Order of the British Empire for Meritorious Service ausgezeichnet war, wurde Psychoundakis nach der Befreiung als Deserteur verhaftet, musste eine 16-monatige Haft verbüßen. Während der Haftzeit brachte er seine Erinnerungen über die Besatzungszeit und die Widerstandsbewegung zu Papier. Patrick Leigh Fermor („Es ist ein wunderbares Buch, das ich jedem, der sich für diese Dinge interessiert, wärmstens empfehle.“) übersetzte das Buch ins Englische und schrieb dafür das Vorwort. Erstmals erschien The Cretan Runner 1955.
Jorgos Psychoundakis musste sich und seine Familie mit Hilfsarbeiten über Wasser halten, ging für die Arbeitssuche auch zeitweise nach Deutschland und arbeitete von 1971-1986 als Wächter auf dem Deutschen Soldatenfriedhof bei Maleme.
„Sie sammelten von allen Friedhöfen die Gebeine der gefallenen Deutschen und begruben sie wieder. Es war nötig, dass die Deutschen wieder nach Kreta kamen. Diese Arbeit gaben sie mir zur Versöhnung. Und so bekomme ich jetzt eine Rente. Aber ich habe gemischte Gefühle. Hätte mir jemand während der Zeit der Besatzung gesagt: 'Jorgo, du wirst später die Blumen auf die Gräber derjenigen legen, die du jetzt bekämpfst', ich hätte ihn umbringen können. Jetzt bekomme ich Rente von ihnen“ (zit. nach Weber, S. 27).
Jorgos Psychoundakis schrieb weitere Bücher, u.a. übersetzte er einige von Homers Werken in den kretischen Dialekt. Er starb am 29. Januar 2006 in Chania.
Literatur / Medien:
Leigh Fermor, Patrick: Die Entführung des Generals, Zürich 2015; Psychoudakis, George: The Cretan Runner, London 1978 (Erstauflage 1955); Weber, Johanna: Gesichter aus dem griechischen Widerstand (mit Kurzbiografien von Tassoula Vervenioti), Athen 1996; en.wikipedia.org/wiki/George_Psychoundakis